von ich am 15.Dec.2002
14:34
Inhaltsverzeichnis
1. RECHTSRADIKALISMUS, GRUNDGEDANKEN UND IDEOLOGIEN 3
1.1 Erklärung 3
1.2 Rechtsradikalismus in Deutschland 3
2. RECHTE PARTEIEN – EIN KURZER ÜBERBLICK 4
2.1 NPD – Nationaldemokratische Partei Deutschlands 4
2.2 DVU – Deutsche Volksunion 4
2.3 REPS – Die Republikaner 5
3. RECHTSEXTREME PROPAGANDA UND AGITATION 5
3.1 Neue Medien 5
3.1.1 Internet 5
3.1.2 Mailboxen 6
3.1.3 NIT – Nationale Info Telefone 6
4. SONSTIGE ORGANISATIONEN 7
4.1 Vereine, Organisationen, Wehrsportgruppen 7
4.2 Skinheads 8
5. RECHTSEXTREMISTISCHE GEWALT 9
5.1 Zahlen und Fakten am Beispiel Hamburg 9
5.2 Liste rechtsextremistischer Gewalttaten 11
A. QUELLENVERZEICHNIS 16
1. Rechtsradikalismus, Grundgedanken und Ideologien
1.1 Erklärung
Der Rechtsradikalismus bezieht seine Ideologieansätze aus
Nationalismus und Rassismus. Die ethnische Zugehörigkeit zu einer
Nation oder Rasse ist dabei das Wichtigste für ein Individuum, alles
andere steht unter dieser Anschauung, auch Menschen- und Bürgerrechte.
Nach Meinung der Rechtsextremisten sind nicht alle Menschen grundsätzlich
gleich. Sie propagieren ein politisches System, in dem angeblich als
natürliche Ordnung Staat und Volk in einer Einheit verschmelzen
(Ideologie der “Volksgemeinschaft”). Dieses System läuft auf ein
antipluralistisches System hinaus, das für demokratische
Entscheidungs- und Diskussionsvorgänge keinen Platz läßt.
Nationalismus ist die übersteigerte, aggressive Form des Nationalbewußtseins.
Rassismus bezeichnet die Auffassung, daß die menschlichen Rassen
unterschiedlichen hohen Wert haben und das nachdrückliche – meist
gewaltsame – Vertreten dieser Auffassung. Der Rassismus beschrieb
bisher meist die Theorie und Praxis der Bevorzugung der weißen vor
den farbigen Rassen.
1.2 Rechtsradikalismus in Deutschland
Ideologisch ist der Rechtsextremismus in Deutschland nicht
einheitlich. In der spezifischen Begründung und den konkreten
politischen Zielen weist der Rechtsextremismus Unterschiede auf. Die
Angehörigen der rechtsextremistischen Politik weisen zwar alle diese
Merkmale auf, bei unterschiedlichen Aktivisten sind sie aber
verschieden ausgeprägt: Die Neonazis streben die Schaffung eines
totalitären Führerstaates auf rassistischer Grundlage an, während
die rechtsextremistischen Parteien einen autoritären Staat anstreben,
der die Kernelemente der freiheitlichen demokratischen Grundordnung
aushebelt.
Individulaisierungstendenzen, welche sich im Verlust von Bindungen an
traditionelle Gemeinschaften, Lebensformen und Milieus ausdrückten,
entstanden aus den gesellschaftlichen Veränderungen der letzten
Jahre. Die Folge war Orientierungs- und Perspektivlosigkeit. Steigende
Arbeitslosigkeit, soziale Verunsicherung und Partei- und
Politikverdrossenheit taten ihr übriges. Rechstextremisten bieten in
solchen Situationen einfache Antworten auf komplexe Fragen (z.B. in
der Ausländer- / Asylpolitik: “Deutschland den Deutschen – Ausländer
raus!”).
Obwohl diese Bedingungen erfüllt sind, gibt es in Deutschland keine
rechtsextremistische “Bewegung” oder wenigstens eine bundesweite
Wahlpartei. Dafür sind unter anderem Führungsquerelen und
ideologische Differenzen innerhalb der Szene verantwortlich.
2. Rechte Parteien – ein kurzer Überblick
2.1 NPD – Nationaldemokratische Partei Deutschlands
Die NPD wurde 1964 gegründet. Der Vorsitzende ist seit März 1996 Udo
VOIGT. Die Parteizentrale ist in Stuttgart. Die “Deutsche Stimme”
ist die monatliche Parteizeitung. Der Nachwuchs ist bei den “Jungen
Nationaldemokraten” (JN) organisiert. Weiterhin gibt es noch den
“Nationaldemokratischen Hochschulbund” (NHB).
Die Nationaldemokraten vertreten den “Ausländerstopp”, der für
Deutsche mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze, innere Sicherheit,
Kindergeld und Umweltschutz bedeute. Im Wahlkampf zur Hamburger Bürgerschaftswahl
bezeichnete die NPD das “Ausländerproblem” als Hauptursache für
die katastrophale Lage in Hamburg. Sie benutzten Parolen wie “Gefährlich
fremd, das Scheitern der multikulturellen Gesellschaft”, “Ausländerkriminalität
steigt drastisch an” und “Arbeitsplätze für Deutsche”. VOIGT
sagt, daß ein nationales Arbeitsplatzsicherungsgesetz und eine
Sonderrückführungssteuer für Betriebe, die Ausländer beschäftigen.
Weiterhin sollen ausländische Arbeitskräfte aus der deutschen
Sozialgesetzgebung genommen werden.
(aus “Verfassungsschutzbericht 1997, ‚Deutsche Stimme‘, Ausgabe
6/97, S.3)
Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg am 21 September 1997 erreichte
die NPD lediglich 0,1 % (1.107 Stimmen)
2.2 DVU – Deutsche Volksunion
Die DVU wurde 1971 als Verein gegründet und hat sich dann 1987 als
Partei konstituiert. Sie wird von ihrem Bundesvorsitzenden Dr. Gerhard
FREY von München aus zentralistisch geführt. Ihre Mitgliederzahl
wird auf 15.000 geschätzt.
Frey ist außerdem noch Herausgeber der Wochenzeitungen “Deutsche
– Nationale – Zeitung” und “Deutsche Wochenzeitung”. Die zu
den Auflagenstärksten rechtsextremistischen Publikationen in
Deutschland gehören. Die “Deutsche – Nationale – Zeitung” mit
35.000 Stück wöchentlich, die “Deutsche Wochenschau” mit 20.000
Stück wöchentlich. Der Schwerpunkt dieser Zeitungen liegt bei
Themen, die sich mit einer Aufbereitung der Nazi – Vergangenheit
beschäftigen (z.B. Relativierung des Holocausts).
Weiterhin wird eine abneigende Haltung gegen Ausländer und Juden
geschürt und Politiker des demokratischen Rechtsstaates diffamiert.
Die Mitgliederschwerpunkte liegen in Nordrhein – Westfalen, Baden
– Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Hessen. In den neuen
Bundesländern ist die DVU zwar vorhanden, aber die Parteistrukturen
eher unorganisiert.
Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl erzielte die DVU 4,9 % und verpaßte
somit nur knapp den Einzug ins Parlament. Gleichzeitig gelang es ihr
aber in vier von sieben Bezirksparlamente (13 Mandate). Außerdem verfügt
die DVU in der Bremerhavener Stadtversammlung über 3 Mandate.
2.3 REPS – Die Republikaner
“Die Republikaner” wurden 1983 gegründet. Dr. Rolf SCHLIERER ist
der Bundesvorsitzende. Der Sitz ist in Berlin. Die REP zählten 1997
15.500 Mitglieder. Auch hier gibt es eine Parteipublikation, die
monatlich in einer Auflage von 20.000 Stück erscheinende Zeitung
“Der Republikaner”. “Republikanische Jugend” (JN),
“Republikanischer Bund der öffentlich Bediensteten” (RepBB),
“Republikanischer Bund der Frauen” (RBF) und der
“Republikanische Hochschulverband” (RHV) sind die
Unterorganisationen.
Die REP vereinfachen wirtschaftliche und soziale Probleme, indem sie
einfach die Ausländer, insbesondere Asylbewerber, dafür
verantwortlich machen. So veröffentlichte ein stellvertretender
Landesvorsitzender in Nordrhein – Westfalen in dem Rundschreiben des
Kreisverbandes Mark: “Jeder Türke, der ins Land kommt, belastet
entweder unsere leeren Sozialkassen oder nimmt uns einen der knappen
Arbeitsplätze weg.”
Die REP diffamieren wie die DVU ebenfalls Repräsentanten des
demokratischen Rechtsstaates.
3. Rechtsextreme Propaganda und Agitation
3.1 Neue Medien
3.1.1 Internet
Die Rechten Benutzen viele neue Medien um ihr Gedankengut zu
verbreiten. So zum Beispiel das Internet. Im World Wide Web finden sie
ideale Voraussetzungen um ihre Ansichten darzustellen. Sie können im
WWW mit folgenden Punkte ideal und kostengünstig arbeiten:
• Text
• Farbbilder
• Tonaufnahmen
• Videosequenzen
Für die Rechtsextremisten ist das beste jedoch, das es kaum Zensur im
Internet gibt. Damit können die Rechtsextremisten ihre Propaganda
sehr gut aufbauen. Verschlüsselungssoftware ist dabei eine sehr gut
Hilfe. Sie kann Daten in aller Form so verschlüsseln, daß kein
Dritter mehr die Möglichkeit hat, diese Daten einzusehen.
Ein weiterer Vorteil des Internet ist, daß man Online - Bestellungen
abschicken kann, so kann und wird das Propagandamaterial vertrieben.
Über sogenannte Links kann man zu anderen Homepages verweisen.
3.1.2 Mailboxen
Die Einrichtung von Mailboxen ist eine weitere Möglichkeit
Informationen auszutauschen. In diesen Mailboxen gibt es bestimmte
Auswahlkriterien, nach denen gestaffelt, eine Freigabe für bestimmte
Bereiche in diesen Mailboxen erfolgt.
Besonders herausgestellt hat sich dabei das THULE - NETZ. Das Thule
– Netz ist ein seit 1993 existierendes, organisationsübergreifendes
Mailboxverbundsystem, das auch Verbindungen ins Ausland hat. Die gute
räumliche Verteilung der einzelnen Mailboxen bietet jedem
Rechtsextremisten eine kostengünstige Einwahlmöglichkeit. Um eine flächendeckende
Information sicher zu stellen, tauschen die Mailboxen täglich ihre
neuen Nachrichten aus. Seit 1996 kann man auch über das Internet auf
das Thule – Netz zugreifen.
3.1.3 NIT – Nationale Info Telefone
Die NIT sind ebenfalls eine wichtige Variante Informationen aus der
rechtsextremistischen Szene Informationen zu erhalten. Unter einer
Telefonnummer läuft immer ein Anrufbeantworter, der die gewünschten
Informationen enthält. Man kann auch dort Nachrichten für andere
Rechtsextremisten ablegen. Insbesondere werden die NIT zur
Mobilisierung bei besonderen Anlässen genutzt. So zum Beispiel zur
Verbreitung von “Rudolf Heß – Gedenkaktionen” am 16. August
1997. Neben der Koordinierung von Veranstaltungen dienen die NIT der
Informationsbündelung, aber auch als eine Art Bindeelement und
Motivationsinstrument innerhalb der rechtsextremistischen Szene.
4. Sonstige Organisationen
4.1 Vereine, Organisationen, Wehrsportgruppen
Verbotene Organisationen:
Organisation Verbot
“Wehrsportgruppe Hoffmann” (WSG) 30.01.1980 (BUND)
“Volkssozialistische Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit” (VSBD/PdA)
27.01.1982 (BUND)
“Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten”
(ANS/NA)
- inkl. “Aktion Ausländerrückführung” (AAR) 07.12.1983 (BUND)
“Unabhängiger Wählerkreis Würzburg”(UKW) (als
Nachfolgeorganisation der ANS/NA) 27.02.1984 (BY)
“Nationale Sammlung” (NS) 09.02.1989 (Bund)
“Nationalistische Front” (NF) 27.11.1992 (Bund)
“Deutsche Alternative” (DA) 10.12.1992 (Bund)
“Deutscher Kameradschaftsbund Wilhelmshaven” (DKB) 21.12.1992 (NI)
“Nationale Offensive” (NO) 22.12.1992 (Bund)
“Nationaler Block” (NB) 11.06.1993 (BY)
“Heimattreue Vereinigung Deutschlands” (HVD) 14.07.1993 (BW)
“Freundeskreis Freiheit für Deutschland” (FFD) 02.09.1993 (NW)
“Wiking – Jugend e.V.” (WJ) 10.11.1994 (Bund)
“Nationale Liste” (NL) 24.02.1995 (HH)
“Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei” (FAP) 24.02.1995 (BUND)
“Direkte Aktion/Mitteldeutschland” (JF) 05.05.1995 (BB)
“Skinheads Allgäu” 30.07.1996 (BY)
“Kameradschaft Oberhavel” 15.08.1997 (BB)
“Heide-Heim e.V.” (Hamburg) 11.02.1998 (NI)
“Heideheim e.V.” (Buchholz) 11.02.1998 (NI)
1997 stieg die Zahl rechtsextremistischer Organisationen und
Personenzusammenschlüße in der Bundesrepublik Deutschland auf 109
an.
Hierzu zählen viele Jugendorganisationen wie z. B. die Wiking-Jugend
(die in ihrer hierarchischen Struktur der Hitler Jugend gleicht),
Wehrsportgruppen die sich durch militärischen Drill und extreme
Bewaffnung kennzeichnen lassen.
Auch in den Studentenverbindungen die sich unter dem Dachverband
" Deutsche Burschenschaft" zusammenschließen dem etwa 120
Studentenbünde mit über 2000 Aktiven angehören, scheint sich ein
Hang zum rechtsextremistischen Gedankengut mit studentischer
Brauchtumspflege und burschenschaftlichen Idealen, zu einer insgesamt
nationalistisch orientierten Gemeinschaft herauszubilden.
Die Mitgliederzahlen der einzelnen Vereine und Organisationen mögen
recht klein sein, jedoch an ihrer Vielzahl kann man erkennen, daß die
Zahl der Bürger die sich mehr oder weniger offen zu rechtsextremen
Gedankengut bekennen, sehr hoch ist. Viele Vereine und Organisationen
wurden deshalb verfassungsrechtlich verboten.
4.2 Skinheads
Um über die Skinheads zu sprechen, die für einen Großteil
rechtsextremistischer Gewalttaten verantwortlich gemacht werden, muß
man sagen, daß die sog. Skinheadbewegung in den 60iger Jahren in Groß
Britannien entstand und mit dem Rassismus und Nationalsozialismus eher
wenig zu tun hatte.
Den damaligen Skins ging es eher darum ihre Zugehörigkeit zur
Arbeiterklasse deutlich zu machen und durch Rockmusik und Randale in
den Fußballstadien ihre Wut gegen die etablierte Gesellschaft zu
zeigen. So entstand auch ein freundschaftliches Verhältnis zu den
“Rude Boys”, nämlich jungen Einwanderern, die aus Jamaika oder
von den anderen karibischen Inseln kamen. Dies führte sogar soweit,
daß sich die Rockmusik der Skins mit dem Reggae der Farbigen
vermischte, so entstand die sog. Ska Musik.
Erst in den 70ger Jahren, als die sozialen Probleme in GB größer
wurden, versuchte die rechtsextremistische “Nationale Front” die
Skins für sich zu gewinnen, was ihr dann teilweise auch gelang. Die
Skinheadbewegung kam somit in den Ruf rechtsextremistisch zu sein, und
zog somit immer mehr Jugendliche an, die bereits rassistische
Einstellungen hatten.
In der Bundesrepublik Deutschland sowie in der ehemaligen DDR
entwickelte sich die Skinhead - Szene erst Anfang der 80ger Jahr. Die
internationale Skinhead - Bewegung war bereits nationalsozialistisch
geprägt und beeinflußte somit auch die heranwachsenden deutschen
Gruppen.
Die deutschen Skinheads sind relativ unorganisiert und auch nicht
unbedingt willig sich einer Parteistruktur unterzuordnen.
Dies machte es den Rechten Parteien schwer sie mit einzubinden, außerdem
bringen sich die Parteien in der Öffentlichkeit nur ungern mit der
als gewaltbereiten Skinhead - Szene in Verbindung. Dementsprechend
setzen rechtsextremistische Organisationen Skinheads parteiintern nur
für Handlungsjobs, wie z. B. Plakate kleben und Ordnerdienste ein.
5. Rechtsextremistische Gewalt
5.1 Zahlen und Fakten am Beispiel Hamburg
(aus Hamburger Verfassungsschutzbericht 1997)
Die rechtsextreme Gewalt ist weitestgehend unorganisiert. Es gibt
derzeit keine Koordinierung zwischen den einzelnen Straftaten. 70
Prozent der Straftäter sind unter 21. Oft handelt es sich um Personen
mit niedrigem Bildungsstand und einer “diffusen”
Gewaltbereitschaft. Diese erwächst aus sozialen Schwachpunkten, wie
zum Beispiel Arbeitslosigkeit und Orientierungslosigkeit. Dazu kommt
erheblicher Alkoholkonsum, wodurch die Hemmschwelle sinkt. Die Gewalt
äußert sich vornehmlich gegen Ausländer. Die Gewaltbereitschaft
steigert sich durch die Einbindung in lose, unstrukturierte Gruppen,
die sich zum Teil aus Skinheads, Hooligans, kriminellen oder sonstigen
gewaltbereiten Personen zusammensetzen. Gewalttaten dieses Spektrums
sind häufig von äußerster Brutalität gekennzeichnet. In
Ostdeutschland hat sich ein größeres Potential dieser Art
herausgebildet, als in den westlichen Ländern.
Bundesebene / Gewalttaten / Tatrichtungen: Anteil 1997 (rund):
Fremdenfeindliche Gewalt 58,5 %
Antisemitische Gewalt 1,4 %
Gewalttaten gegen politische Gegner
14,4 %
Sonstige rechtsextremistische Gewalttaten 25,7 %
“Fremdenfeindliche Gewalttaten” und “Sonstige
rechtsextremistische Gewalttaten” werden zudem differenziert nach
• Tötungsdelikten,
• Sprengstoffanschlägen,
• Brandanschlägen,
• Landfriedensbrüchen
• Körperverletzungen.
In der Summe der 1997 vom Bundeskriminalamt (BKA) erfaßten 790
Gewalttaten sind 1 Sprengstoffanschlag und 38 Brandstiftungen
enthalten. 1996 wurden 624 Gewalttaten registriert, darunter 33
Brandstiftungen, aber keine Sprengstoffexplosionen.
Diese Gewalttaten addieren sich mit der weitaus höheren Zahl weiterer
Straftaten, wie Sachbeschädigungen, Nötigungen/Bedrohungen,
Verbreitung/Verwendung verbotener Propagandamittel,
Volksverhetzung/Aufstachelung zum Rassenhaß usw. (1996 = 8.106, 1997
= 10.929) zu der einleitend vorangestellten Gesamtsumme von 11.719
(1996: 8.730).
Von den 1997 insgesamt erfaßten 790 Gewalttaten waren 462
fremdenfeindlich motiviert (1996: 372) - ein Anstieg um 24,2 % gegenüber
dem Vorjahr. Antisemitische Gewalttaten blieben mit 11 (1996:
ebenfalls 11) in beiden Jahren auf einem - relativ - niedrigen Niveau.
Die Zahl der Gewalttaten gegen politische Gegner stieg von 79 auf 114,
die der sonstigen rechtsextremistischen Gewalttaten von 162 auf 203.
Als neuartiges Phänomen ragten 1997 drei Brandstiftungen in Lübeck
mit erwiesener oder zu vermutender rechtsextremistischer Motivation
gegen Kirchen bzw. kirchennahe Objekte heraus - Ereignisse, die in
Form mutmaßlicher Nachahmungstaten auf andere Städte, mit zum Teil
verworrenem Motivhintergrund auch nach Hamburg, ausstrahlten.
Anschlagsobjekte in Lübeck waren am:
• 27.02.1997: die Gartenlaube eines Bischofs,
• 25.05.1997: die St. Vicelin-Kirche,
• 29.06.1997: das Gemeindehaus der St. Augustinus-Kirche.
Insbesondere nach dem Brandanschlag auf die St. Vicelin-Kirche am
25.05.97 - verübt offenbar aus Haß gegen das Engagement von Kirche
und Pastor in der Ausländerbetreuung/Flüchtlingshilfe - ereigneten
sich 19 (16 Propagandadelikte, 3 Brandstiftungen) von bundesweit
insgesamt 36 Straftaten gegen Kirchen bzw. kirchennahe Einrichtungen
im ersten Halbjahr 1997. Der Lübecker Brandanschlag hatte somit
offenbar monatelang Fanalwirkung für rechtsextremistisch - aber
zumindest in Hamburg auch anders - motivierte Gewalt- und
Propagandadelikte gegen Kirchen. Ähnliche Effekte, wenn auch mit
breiterer Auswirkung, hatten in der Vergangenheit bereits die
fremdenfeindlich motivierten Ausschreitungen in Hoyerswerda (1991) und
in Rostock (1992), nach denen ein steiler Anstieg fremdenfeindlich
motivierter Straftaten festzustellen war.
5.2 Liste rechtsextremistischer Gewalttaten
(Auszug aus www.nadeshda.org)
Aktivitäten 1997
17.1.1997
SKINS VERPRUEGELTEN EVANGELISCHEN VIKAR
Dresden, 3.2. (bho/epd). Ein evangelischer Vikar ist in Leipzig auf
offener Straße von Skinheads angegriffen und schwer verletzt worden.
Der Überfall, bei dem auch der 16jaehrige Sohn des Vikars verletzt
wurde, ereignete sich bereits am 17.Januar, sagte der 38jaehrige
Theologe. Der Vorfall, bei dem Opfer Schienen- und Wadenbein
gebrochen, war im Pressebericht der Polizei nicht veröffentlicht
worden. Ein Polizeisprecher erklärte, der Staatsschutz habe
Ermittlungen aufgenommen, über deren Stand noch keine Auskunft
erteilt werden könnte. Der Landesverband der Bündnis90/Grünen
forderte eine Aufklärung des Vorfalls. 'Der Verdacht, daß hier ein
politisch brisanter Sachverhalt totgeschwiegen werden sollte, steht
unwidersprochen im Raum', sagte Vorstandsmitglied Heiko Weigel. Die
Polizeidirektion wies den Vorwurf zurück, den Überfall bewußt
verschwiegen zu haben.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 4.2.1997)
23.1.1997
Jugendliche Rechtsradikale prügeln Wittenberger
Wittenberg, 24.1. (dpa). Ein sechsunddreißigjähriger Deutscher ist
wegen seiner dunklen Hautfarbe am Donnerstag auf dem Bahnhof in
Wittenberg (Sachsen-Anhalt) beleidigt und geschlagen worden. Die sechs
15- bis 18jaehrigen mutmaßlichen Täter seien zum Teil der rechten
Szene zuzuordnen, teilte die Polizei Dessau am Freitag mit. Das Opfer
wurde leicht verletzt. Die Polizei habe den Schläger unter massiver
Gewaltanwendung festgenommen.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 25.1.97)
31.1.1997
VIETNAMESE VON SCHLAEGERN LEBENSGEFAEHRLICH VERLETZT
Frankfurt/O., 2.2. (ap). Ein 42jaehriger Vietnamese ist bei einer
Auseinandersetzung im brandenburgischen Fredersdorf von zwei Deutschen
niedergeschlagen und lebensgefährlich verletzt worden. Wie die
Polizei in Frankfurt an der Oder am Samstag mitteilte, schlugen die
beiden 30- und 36jaehrigen Männer dem Vietnamesen mehrmals mit der
Faust ins Gesicht, hoben ihn hoch und ließen ihn auf die Erde fallen.
Gegen den 30jaehrigen wurde Haftbefehl erlassen. Die Ermittlungen
liefen noch, ein ausländerfeindlicher Hintergrund könne nicht
ausgeschlossen werden, hieß es. Die Tat geschah bereits am Freitag.
Ebenfalls am Freitag griffen zehn Jugendliche vor einem Supermarkt in
Perleberg einen 34jaehrigen Asylbewerber aus Zaire an. Nach Angaben
der Polizei Oranienburg nahm die Polizei zwei Jugendliche im Alter von
15 und 16 Jahren fest. Das Opfer sei bei der Tat leicht verletzt
worden.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 3.2.1997
3.2.1997
MHP-Faschisten ermorden Kurden
Kiel. Am 3.2. wurde der 25-jährige Kurde Ercan Alkaya aus Sivas, der
Mitglied des Alewitischen Kulturvereins war, auf der Straße von dem
bekannten 'grauen Wolf' Fehmi K. in Kiel durch Schüsse ermordet. Der
Ermordung war ein Streit in einem Café vorausgegangen. Kurdische, türkische
linke und alewitische Vereine protestierten gegen den Mord, führten
jeden Tag eine Mahnwache durch und am Samstag eine Demonstration. Sie
wiesen auf geplante Attentate der türkischen Konterguerilla im
Ausland und auf deren Ausstattung mit Diplomatenpässen hin und erklärten,
daß sie nicht an eine 'zufällige Tat' glauben.
(nach: Biji 118 vom 10.2.1997, Özgür Politika 6.2., jw 7.2.)
8.2.1997
Magdeburg: Punk ermordet
Täter waren vermutlich Naziskins. Von Ivo Bozic
Den Schädel von schweren Stiefeln zertreten, zahlreiche Stichwunden,
die von einem Messer herrührten. So fand ein Passant den 17jährigen
Punker Frank Böttcher am Sonnabend gegen vier Uhr früh an einer Straßenbahnhaltestelle
im Magdeburger Neubauviertel Olvenstedt in einer Blutlache liegend.
Kurze Zeit später starb der Jugendliche im Krankenhaus an seinen
Verletzungen. Bei der Tat handelt es sich offenbar um einen politisch
motivierten Mord von Skinheads. Dafür spricht fast alles, dagegen
nichts. Doch die Magdeburger Polizei suchte am Sonntag dennoch nach
anderen Möglichkeiten. Polizeisprecher Lothar Schirmer erklärte
gegenüber jW, es könne sich auch um einen Streit unter Linken
gehandelt haben: 'Es gibt ja bekanntlich solche und solche Linke, die
sich auch voneinander distanzieren. Manche prügeln sich auch schon
mal wegen einer Flasche Bier.' Auch ein Raubmord sei nicht auszuschließen,
schließlich sei nur 150 Meter entfernt fast zur selben Zeit ein Raubüberfall
gemeldet worden. Und 'Klamottenruppen', also der Raub von Schuhen und
Jacken, sei unter Jugendlichen geradezu ein Freizeitsport.
Doch dem Opfer fehlten weder die Schuhe noch die Jacke, noch gibt es
auch nur ein einziges Indiz, das auf einen Streit unter Punks
hinweist. Im Gegenteil, die Fakten sprechen eine andere, eine
deutliche Sprache: Um 2.45 Uhr war der zierlich gewachsene Punker
Frank Böttcher mit der Straßenbahn unterwegs zum Krankenhaus in
Olvenstedt, um sich leichte Verletzungen behandeln zu lassen, die er
sich nach eigenen Angaben zu Hause zugezogen hatte. Doch in der Straßenbahn
kam es zu einer Konfrontation mit Nazis. Den Krankenschwestern erzählte
Frank Böttcher später, er sei 'von Glatzen angepöbelt' worden.
(aus: Junge Welt Nr. 34 vom 10.2.1997)
8.2.1997
POLEN IN DER NAEHE VON GOERLITZ UEBERFALLEN
Berlin, 10.2. ((rtr). Bei einem Überfall auf zwei Polen in dem Ort
Kittlitz bei Goerlitz ist ein Pole verletzt worden. Die Polizei erklärte
am Montag, sie gehe von einem ausländerfeindlichen Hintergrund aus.
Nach den Angaben der Polizei hielten sich die beiden Polen in der
Nacht zum Sonntag in der Nähe ihres liegengebliebenen Autos auf. Plötzlich
seien vier Jugendliche erschienen und hätten mit Knüppeln auf das
Auto eingeschlagen. Einer von ihnen habe mit einem Ziegelstein die
Frontscheibe zerschmettert. Als die Polen versucht hätten zu flüchten,
sei einer durch Fußtritte verletzt worden.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 11.2.97)
15.2.1997
Skinheads überfielen Algerier
Potsdam (dpa) - Der Überfall auf drei Algerier in Neuruppin vom
Samstag war nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft rassistisch
motiviert. 'Ich vermute einen fremdenfeindlichen Hintergrund', sagte
Staatsanwalt Carlo Weber. Bei dem Angriff waren 12 bis 15 Skinheads
aus mehreren Fahrzeugen gesprungen und hatten die Algerier
angegriffen. Dabei wurde den Ermittlungen zufolge auch mit einem
Baseballschläger zugeschlagen. Eines der Opfer erlitt einen Armbruch,
die anderen Prellungen und Blutergüsse. Ein Opfer konnte flüchten
und die Polizei alarmieren.
(aus: TAZ Nr. 5158 vom 19.02.1997 Seite 2 Aktuelles 10)
20.2.1997
Rechtsradikale verprügeln Jugendliche
Potsdam (dpa) - Zwei mutmaßliche Rechtsradikale haben in einer Straßenbahn
in Brandenburg an der Havel zwei 16- und 17jährige Jugendliche aus
der linken Szene angegriffen und geschlagen. Die Opfer erlitten Schädelprellungen
und wurden ambulant behandelt. Die beiden Verdächtigen sollen 18 bis
20 Jahre alt sein. Einer von ihnen trug eine Glatze und
Springerstiefel, der andere hatte weiße Jeans mit einer auffälligen
Gürtelschnalle mit einem Reichsadler an.
(aus: TAZ Nr. 5159 vom 20.02.1997 Seite 2 Aktuelles 8)
23.2.1997
Fremdenfeindlicher Überfall in Brandenburg
Frankfurt (Oder) (AP) - In Brandenburg haben erneut Jugendliche einen
Ausländer überfallen und zusammengeschlagen. Die Polizei nahm nach
Angaben der Staatsanwaltschaft von gestern in Frankfurt (Oder) fünf
17jährige fest, die in der Nacht zum Sonntag einen Kubaner geschlagen
und getreten hatten. Daraufhin versammelten sich etwa 20 Jugendliche
vor der Polizeiwache, die Freilassung ihrer Gesinnungsgenossen
forderten und randalierten. Bei dem Überfall auf den Kubaner
handelten die Festgenommenen nach Erkenntnissen der Ermittler 'aus
reinem Ausländerhaß'. Gegen drei der Jugendlichen wurde Haftbefehl
erlassen.
(aus: TAZ Nr. 5163 vom 25.02.1997 Seite 2 Aktuelles 10)
27.2.1997
Anschlag auf Lübecker Bischof Kohlwage
Lübeck, 27.2. (epd). Der Lübecker evangelische Bischof Karl Ludwig
Kohlwage (63) ist erneut Opfer von vermutlich rechtsextremen Tätern
geworden. Unbekannte setzten in der Nacht zum Donnerstag das
Gartenhaus auf seinem Privatgrundstück in Brand und beschmierten sein
Wohnhaus mit vier Hakenkreuzen, teilte die Polizei in Lübeck mit.
(aus: Frankfurter Rundschau, 28.2.97)
1.3.1997
Skinheads nach Überfall auf Café festgenommen
Mannheim, 2.3. (ap). Nach einer Schlägerei in einem vor allem von
Ausländern besuchten Mannheimer Lokal hat die Polizei in der Nacht
zum Samstag 14 junge Skinheads festgenommen. Der mit 12 Jahren jüngste
wurde nach offiziellen Angaben zu seinen Eltern gebracht, die anderen
13 Rechtsextremen aus Mannheim, Ludwigshafen, Schifferstadt,
Dudenhofen und Neuhofen in Gewahrsam genommen und vom Staatsschutz
verhoert. Die Beamten ermittelten nun unter anderem wegen
Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung.
Die Skinheads waren nach einer Party vor ein vornehmlich von Ausländern
besuchtes Café‚ gezogen. Einen 19jaehrigen Türken, der die Gruppe
beruhigen wollte, schlugen sie brutal zusammen. Er wurde stationär im
Krankenhaus mit Verdacht eines Jochbeinbruchs aufgenommen. Die
Eingangsscheibe und die Einrichtung wurden von den Skinheads zertrümmert.
(aus: Frankfurter Rundschau, 3.3.97)
5.3.1997
Skinheads überfallen mongolische Studenten
Leipzig, 6.3. (ap/dpa). Skinheads haben in einer Leipziger Straßenbahn
ein mongolisches Ehepaar überfallen und den Mann schwer verletzt. Wie
die Polizei am Donnerstag mitteilte, wurden die Täter festgenommen.
Sechs Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 14 und 23 Jahren hätten
das Studentenpaar am Mittwoch abend angepöbelt und den 25jaehrigen
Mann zusammengeschlagen. Dabei brachen die Skins ihm das Nasenbein und
eine Rippe, sagte ein Polizeisprecher. In Blankenburg im Ostharz nahm
die Polizei sechs Skinheads fest, die verdächtigt werden, im Februar
zwei Iraker krankenhausreif geschlagen zu haben.
(aus: Frankfurter Rundschau, 7.3.1997)
15.3.1997
Rechte überfallen Jugendzentrum
Erfurt (dpa) - Zwanzig rechtsgerichtete Jugendliche haben in der Nacht
zum Samstag in Erfurt ein alternatives Jugendzentrum gestürmt. Zwei
der Angreifer wurden verletzt. Zehn Rechte wurden vorübergehend
festgenommen.
(aus: TAZ Nr. 5180 vom 17.03.1997 Seite 5 Inland 7)
17.3.1997
Uniformierte Bundeswehrsoldaten überfielen Ausländer
Detmold, 18. März (AFP) - Ein Trupp uniformierter Bundeswehrsoldaten
des SFOR-Kontingents hat am Montag abend in Detmold Ausländer verprügelt
und mit rassistischen Parolen beschimpft. Die Soldaten verletzten zwei
Türken und einen Italiener. Neun junge Männer wurden festgenommen
und sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft
kommen; drei Haftbefehle wurden bereits am Dienstag nachmittag
erlassen. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) zeigte sich
entsetzt, daß es sich ausgerechnet um SFOR-Soldaten handelte und kündigte
härteste Konsequenzen an. Der Minister will prüfen lassen, nach
welchen Kriterien die Soldaten Ufer das deutsche SFOR-Kontingent
ausgesucht werden. Die Türkische Botschaft äußerte die Erwartung,
daß die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Der Staatsschutz
ermittelt aufgrund von Zeugenaussagen noch, ob möglicherweise sogar
bis zu 15 Soldaten beteiligt waren.
Die Soldaten hatten zunächst in der Fußgängerzone des
nordrhein-westfälischen Detmold einen Italiener verprügelt und mit
einem Messer bedroht. Mit der Drohung, ihn 'kalt zu machen',
erkundigten sie sich gezielt, wo sie Türken finden könnten. Auf dem
Detmolder Marktplatz malträtierten die Bundeswehrangehörigen wenig
später zwei zufällig vorbeikommende Türken mit Schlägen und
Tritten. Dabei fielen auch Parolen wie 'Kanaken raus aus Deutschland'.
Einige der Soldaten waren mit Sturmmasken vermummt, einer trug eine
Panzerbrille; bewaffnet waren sie mit Baseballschlägern, Messern und
einem Klappspaten. Die drei Opfer trugen leichte Verletzungen davon.
(18.03.97 16:33 Uhr Nachrichten: Berliner Zeitung)
18.3.1997
Libanesische Familie in Fürstenwalde mit Messer bedroht
Fürstenwalde (ADN-lbg). Im brandenburgischen Fürstenwalde
(Oder-Spree) ist eine libanesische Familie von vier Männern
angegriffen und mit einem Messer bedroht worden. Ein Libanese erlitt
bei dem Angriff am späten Dienstag abend Prellungen und mußte
ambulant behandelt werden, wie die Polizei am Mittwoch berichtete.
Vier Tatverdächtige im Alter von 15, 18, 20 und 29 Jahren wurden
festgenommen, Haftbefehl wurde beantragt.
(10:01 Uhr Berliner Zeitung: Berlin und Brandenburg)
25.3.1997
Rechte mißhandeln Asylbewerber
Rudolstadt (AP) - Die Polizei nahm drei rechtsgerichtete Jugendliche
fest, die in der Nacht zum Dienstag in Rudolstadt einen Asylbewerber
aus Bangladesch überfallen und mißhandelt hatten. Neun Tatzeugen,
die den Mißhandlern offensichtlich Beifall gezollt hatten, wurden
erkennungsdienstlich behandelt.
(aus: TAZ Nr. 5188 vom 26.03.1997 Seite 4 Inland 10)
29.3.1997
Rechtsradikale überfallen Jugendzentrum
Randalierer verletzen in Chemnitz sechs Menschen
Berlin. (Reuter/dpa/ddpADN) Am Osterwochenende haben rechtsgerichtete
Jugendliche in den neuen Ländern mehrere Menschen angegriffen und zum
Teil verletzt.
In Chemnitz überfielen am Sonntag abend etwa 60 Jugendliche ein
Jugendzentrum. Dabei seien sechs Besucher verletzt worden, teilte die
Polizei gestern mit. Die Angreifer randalierten in dem alternativen
Jugendklub. Ihrem Aussehen nach hätten sie zur rechten Szene gehört,
teilte die Polizei mit. 17 Täter im Alter zwischen 16 und 31 Jahren
seien vorübergehend festgenommen worden.
In Potsdam wurde ein kroatischer Asylbewerber Opfer eines offenbar
rassistisch motivierten Überfalls. In Erfurt bewarfen
rechtsgerichtete Jugendliche ein alternatives Jugendzentrum mit
Steinen.
(aus: Berliner Zeitung, 1.4.1997)
20.4.1997
Italiener von mutmaßlichen Rechtsradikalen mißhandelt
Halle, 21. April (AFP) - Ein 19jähriger Italiener ist in Lochau bei
Halle in Sachsen-Anhalt von mutmaßlichen Rechtsradikalen mißhandelt
und verletzt worden. Wie die Polizei am Montag in Halle mitteilte,
zerrten die sieben Tatverdächtigen den Jugendlichen am Sonntag in
eine Bushaltestelle, stachen ihm mit einer Injektionsnadel in den Arm
und schnitten ihm 15 mal mit einer Rasierklinge ins Gesicht und in den
Hals. Außerdem sei der Italiener beschimpft und mit dem Tode bedroht
worden, falls er Deutschland nicht verlasse. Schließlich raubten die
Angreifer dem Jugendlichen Geld. Den Angaben zufolge trugen die
Tatverdächtigen, nach denen noch gefahndet wurde, Uniformhosen sowie
schwarze Schnürstiefel und waren teilweise kurzgeschoren. Einer der
Jugendlichen soll zudem einen Hakenkreuz-Ohrring getragen haben.
(aus: Berliner Zeitung Nachrichten, 21.4.97)
21.4.1997
Rechtsradikale greifen Wolgadeutsche an
Stendal/Klötze (dpa) - In Sachsen-Anhalt sind gestern vier
Rechtsradikale verhaftet worden. Sie hatten zuvor in Klötze (Altmark)
eine fünfköpfige Gruppe, zu der auch drei Wolgadeutsche gehörten,
verprügelt. Die Angreifer sollen die vier Männer und eine Frau auf
der Straße geschlagen sowie mit ausländerfeindlichen Parolen
beschimpft haben. Dabei seien die vier Männer verletzt worden. Gegen
die zwischen 18 und 24 Jahre alten Männer wurde Haftbefehl erlassen,
teilte die Stendaler Polizei mit. Es werde wegen gefährlicher Körperverletzung
ermittelt.
(aus: TAZ Nr. 5208 vom 21.04.1997 Seite 4 Inland)
29.4.1997
JUEDISCHER FRIEDHOF IN SONDERSHAUSEN GESCHAENDET
Sondershausen, 29.4. (afp). Unbekannte haben den jüdischen Friedhof
in der thüringischen Stadt Sondershausen geschändet. Wie die Polizei
am Dienstag in Nordhausen mitteilte, stießen die mutmaßlichen Täter
Fünf Grabsteine um und beschädigten eine Grabplatte. Erst am
Wochenende waren auf dem Hauptfriedhof des thüringischen Gotha 32
Grabsteine auf einem Ehrenhain Ufer ausländische Zwangsarbeiter
umgestoßen worden.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 30.9.97)
60 Gräber in Gotha verwüstet
Gotha (AP) - Auf einem Gothaer Friedhof sind 60 Gräber geschändet
worden, darunter 32 Ruhestätten ausländischer Kriegszwangsarbeiter.
Wie eine Polizeisprecherin gestern mitteilte, wurden bei letzteren Gräbern
die Gedenksteine umgestoßen. Des weiteren seien von sechs Urnengräbern
die Holzkreuze herausgerissen und anderswo verkehrt herum wieder ins
Erdreich gestoßen worden. Hinweise auf ein klares Motiv lägen nicht
vor. Aufgrund der verwüsteten Gräber ausländischer
Kriegszwangsarbeiter werde ein rechtsradikaler Hintergrund nicht
ausgeschlossen. Die umgedrehten Holzkreuze ließen zudem auf einen
Satanskult schließen.
(aus: TAZ Nr. 5215 vom 29.04.1997 Seite 4 Inland)
4.5.1997
Rechtsradikale prügeln auf Discobesucher ein
Naumburg, 4.5. (dpa). Rechtsradikale Jugendliche haben am Sonntag
morgen eine Diskothek in Gleina (Sa.-Anh.) überfallen. Dabei wurde
ein 21jaehriger am Kopf verletzt, teilte ein Sprecher der Polizei
Merseburg mit. Die 40 bis 50 Jugendlichen hätten in der Diskothek mit
Ketten auf die Besucher eingeschlagen. Sechs Männer im Alter von 19
bis 20 Jahren wurden festgenommen.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 5.5.97)
Türken überfielen Rechte mit Baseballschlägern
Luenen, 4.5. (dpa). Eine Gruppe von etwa 15 Türken hat am Freitag
abend auf einem Spielplatz in Luenen bei Dortmund mehrere Rechts-
radikale überfallen. Nach Angaben der Polizei droschen die Angreifer
mit Baseballschlägern auf die Männer ein. Sie wollten sich - so die
Polizei - wahrscheinlich dafür rächen, daß tags zuvor einer der
Neonazis auf einen Türken mit einer Gaspistole geschossen hatte.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 5.5.97)
Bei Überfall verletzter Vietnamese gestorben
Frankfurt/Oder, 4.5. (dpa/D). Ein Vietnamese, der Ende Januar im
brandenburgischen Fredersdorf von zwei Deutschen lebensgefährlich
verletzt worden war, ist gestorben. Die Staatsanwaltschaft in
Frankfurt/Oder sagte, eine Obduktion solle klären, ob der Tod Folge
der Mißhandlungen sei. Sollte sich dies bestätigen, werde der
Inhaftierte Täter wegen Mordes angeklagt.
(aus: Frankfurter Rundschau vom 5.5.97)
3.5.1997
Rechte Jugendliche überfallen Diskothek
Merseburg (AP) - Eine Gruppe von 40 bis 50 rechtsgerichteten
Jugendlichen hat in der Nacht zum Sonntag eine Diskothek in Gleina bei
Merseburg überfallen und Besucher verletzt. Wie die Polizei in
Merseburg mitteilte, wurden sechs mutmaßliche Täter im Alter
zwischen 17 und 23 Jahren in dem Ort in Sachsen-Anhalt vorläufig
festgenommen. Bei den mutmaßlichen Tätern hat die Polizei zwei
Reichskriegsflaggen und eine Schreckschußpistole beschlagnahmt.
(aus: TAZ Nr. 5219 vom 05.05.1997 Seite 4)
4.5.1997
Afrikaner in Erfurt zusammengeschlagen
Erfurt (AP) Zwei Afrikaner sind in der Nacht zum Montag auf dem
Erfurter Bahnhofsvorplatz von drei Betrunkenen zusammengeschlagen
worden. Ein Polizeisprecher sagte, die 20-, 32- und 33jährigen
Erfurter hätten mit Fäusten und Bierflaschen auf die 22 und 32 Jahre
alten Männer aus dem westafrikanischen Staat Burkina Faso so eingeprügelt,
daß einer im Krankenhaus behandelt werden mußte. Später hätten die
Schläger auch zwei Jugendliche aus Erfurt angegriffen und mit
Bierflaschen beworfen. Die Tatverdächtigen seien noch in der Nacht
festgenommen worden. Sie seien mit über drei Promille
'sturzhagelvoll' gewesen, sagte der Sprecher.
(aus: Berliner Zeitung vom 5.5.1997)
14.5.1997
Friedhof geschändet
Vermutlich rechtsradikale Randalierer haben in der Nacht auf
vergangenen Donnerstag einen jüdischen Friedhof im rheinland- pfälzischen
Busenberg bei Pirmasens verwüstet. Die Täter warfen 25 Grabsteine
um, von denen einige beschädigt wurden, und sprühten mit roter Farbe
Hakenkreuze und antijüdische Hetzparolen auf 65 Grabsteine, teilte
die Polizei Kaiserslautern mit. Spaziergänger entdeckten die Schändung.
Eine Sonderkommission der Polizei nahm die Ermittlungen auf. Bereits
1994 war der Friedhof in ähnlicher Weise geschändet worden. Damals
konnten die Täter nicht gefaßt werden.
(aus: Allgemeine Jüdische Wochenzeitung vom 15.5.97)
A. Quellenverzeichnis
• Bertelsmann Lexikon
• Publikationen des Verfassungsschutzes:
Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland
(Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg)
Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland – ein
Lagebild –
(Bundesamt für Verfassungsschutz)
“Deutsche Volksunion” (DVU)
(Bundesamt für Verfassungsschutz)
Rechtsextremistische Bestrebungen im INTERNET
(Bundesamt für Verfassungsschutz)
Rechtsextremistische Skinheads
(Bundesamt für Verfassungsschutz)
Hamburger Verfassungsschutzbericht 1996
(Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg)
Hamburger Verfassungsschutzbericht 1997
(Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg)
Bundesverfassungsschutzbericht 1996
(Bundesamt für Verfassungsschutz)
Bundesverfassungsschutzbericht 1997
(Bundesamt für Verfassungsschutz)
• “Rechts von der Union”
• “Die schleichende Gefahr ‚Rechtsextremismus heute‘ ”
Liste rechtsextremistischer Gewalt von Nadeshda e.V. (www.nadeshda.org)
Rechtsradikalismus in Deutschland
1. Erklärung / Rechtsradikalismus in Deutschland
Der Rechtsradikalismus bezieht seine Ideologieansätze aus
Nationalismus und Rassismus.
Die ethnische Zugehörigkeit zu einer Nation oder einer Rasse ist
dabei das Wichtigste für ein Individuum, alles andere steht unter
dieser Anschauung, auch Menschen- oder Bürgerrechte.
Nationalismus ist die übersteigerte, aggressive Form des Nationalbewußtseins.
Rassismus bezeichnet die Auffassung, daß die menschlichen Rassen
unterschiedlich hohen Wert haben und das nachdrückliche – meist
gewaltsame – Vertreten dieser Auffassung. Der Rassismus beschrieb
bisher meist die Theorie und Praxis der Bevorzugung der weißen vor
den farbigen Rassen.
In Deutschland ist der Rechtsextremismus nicht ganz einheitlich.
Neonazis streben einen totalitären Führerstaat auf rassistischer
Grundlage an, während die rechtsextremistischen Parteien einen
autoritären Staat anstreben, der die Kernelemente der freiheitlichen
demokratischen Grundordnung aushebelt.
Rechtsextremisten bieten in Situationen – wie steigende
Arbeitslosigkeit oder Partei- und Politikverdrossenheit – einfache
Antworten auf komplexe Fragen (z.B. in der Ausländer – und
Asylpolitik: “Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!”)
In Deutschland gibt es keine “rechte” Bewegung oder wenigstens
eine bundesweite Wahlpartei. Dafür sind unter anderem Führungsquerelen
und ideologische Differenzen innerhalb der Szene verantwortlich.
2. Rechte Parteien
“Nationaldemokratische Partei Deutschlands” (NPD)
gegründet: 1964
Sitz: Stuttgart
Bundesvorsitzender: Udo VOIGT
Mitglieder: 4.300 (1996: 3.500)
Publikation: "Deutsche Stimme", Auflage: 40.000, monatlich
Unterorganisationen: "Junge Nationaldemokraten" (JN),"Nationaldemokratischer
Hochschulbund" (NHB)
“Deutsche Volksunion” (DVU)
gegründet: 1987 *)
Sitz: München
Bundesvorsitzender: Dr. Gerhard FREY
Mitglieder: 15.000 (1996: 15.000) **)
Publikationen: "Deutsche National-Zeitung" (DNZ), Auflage:
35.000 (geschätzt), wöchentlich; "Deutsche
Wochenzeitung/Deutscher Anzeiger" (DWZ/DA), Auflage: 20.000
(geschätzt), wöchentlich
*) DVU e. V. 1971 als Verein gegründet, 1987 als Partei konstituiert,
1987 - 1991 "DVU - Liste D"
**) geschätzt, FREY gibt höhere Mitgliederzahlen an
“Die Republikaner” (REP)
gegründet: 1983
Sitz: Berlin
Bundesvorsitzender: Dr. Rolf SCHLIERER
Mitglieder: 15.500 (1996: 15.000)
Publikation: "Der Republikaner", Auflage: 20.000, monatlich
Unterorganisationen: "Republikanische Jugend" (RJ),
"Republikanischer Bund der öffentlich Bediensteten" (RepBB),
"Republikanischer Bund der Frauen" (RBF),
"Republikanischer Hochschulverband" (RHV)
3. Rechtsextreme Propaganda
Das Internet bietet durch weltweite Verfügbarkeit, Multimediafähigkeit
und kostengünstige Umsetzung ideale Voraussetzungen für die
Rechtsextreme Propaganda. Weiterhin gibt es noch die NIT – die
Nationalen Info Telefone. Dort werden über ein Netz von
Anrufbeantwortern Neuigkeiten ausgetauscht. Sie bieten die Möglichkeit
Aktionen – wie z.B. die Rudolf Heß – Gedenkaktionen am 16.08.1997
– vorzubereiten. Als letzten, allerdings veralteten Punkt wären die
Mailboxsysteme zu nennen. Sie bieten die Möglichkeit, bestimmte
Freigaben nach bestimmten Kriterien zu vergeben. Besonders hervorgetan
hat sich das THULE – NETZ.
4. Vereine, Organisationen, Wehrsportgruppen
Organisation Verbot
“Wehrsportgruppe Hoffmann” (WSG) 30.01.1980 (BUND)
“Volkssozialistische Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit” (VSBD/PdA)
27.01.1982 (BUND)
“Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten”
(ANS/NA)
- inkl. “Aktion Ausländerrückführung” (AAR) 07.12.1983 (BUND)
“Unabhängiger Wählerkreis Würzburg”(UKW) (als
Nachfolgeorganisation der ANS/NA) 27.02.1984 (BY)
“Nationale Sammlung” (NS) 09.02.1989 (Bund)
“Nationalistische Front” (NF) 27.11.1992 (Bund)
“Deutsche Alternative” (DA) 10.12.1992 (Bund)
“Deutscher Kameradschaftsbund Wilhelmshaven” (DKB) 21.12.1992 (NI)
“Nationale Offensive” (NO) 22.12.1992 (Bund)
“Nationaler Block” (NB) 11.06.1993 (BY)
“Heimattreue Vereinigung Deutschlands” (HVD) 14.07.1993 (BW)
“Freundeskreis Freiheit für Deutschland” (FFD) 02.09.1993 (NW)
“Wiking – Jugend e.V.” (WJ) 10.11.1994 (Bund)
“Nationale Liste” (NL) 24.02.1995 (HH)
“Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei” (FAP) 24.02.1995 (BUND)
“Direkte Aktion/Mitteldeutschland” (JF) 05.05.1995 (BB)
“Skinheads Allgäu” 30.07.1996 (BY)
“Kameradschaft Oberhavel” 15.08.1997 (BB)
“Heide-Heim e.V.” (Hamburg) 11.02.1998 (NI)
“Heideheim e.V.” (Buchholz) 11.02.1998 (NI)
Die Skinheads
Die Skinhead – Bewegung entstand in den 60er Jahren in Groß –
Britannien zunächst ohne rassistische Hintergründe. In den 70ern
versuchte die “Nationale Front” die Skins für sich zu gewinnen,
teilweise gelang ihnen das auch. Immer mehr Jugendliche mit
rassistischer Einstellungen gingen zu den Skinheads. Anfang der 80er
kam die Skinhead – Bewegung nach Deutschland und brachte den Ruf
rechtsextremistisch zu sein mit. In den rechtsextremen Organisationen
in Deutschland spielen die Skins nur eine geringe Rolle. Sie werden für
Ordnerdienste und zum Plakate kleben eingesetzt. Weiter werden sie
gern bei politischen Aktionen gesehen um eine größere Masse
darzustellen.
5. Rechtsextremistische Gewalt
Die Rechtsextremistische Gewalt ist weitestgehend unorganisiert. 70 %
der Straftäter ist unter 21. Oft handelt es sich um Personen mit
niedrigem Bildungsstand und einer “diffusen” Gewaltbereitschaft.
Die Hemmschwelle sinkt durch übermäßigen Alkoholkonsum.
Bundesebene / Gewalttaten / Tatrichtungen: Anteil 1997 (rund):
Fremdenfeindliche Gewalt 58,5 %
Antisemitische Gewalt 1,4 %
Gewalttaten gegen politische Gegner 14,4 %
Sonstige rechtsextremistische Gewalttaten
25,7 %
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