Dialoge mit dem Feind
Hallo M.Z.,

Tills Mutmaßung, dass ich mir ein Feindbild von ihm machen würde, ist eine ganz übliche Reaktion auf unser Projektmotto: "Reden mit dem Feind"

Dieses Motto verleitet zu zweierlei Fehlschlüssen, mal einzeln, mal beide:

1. Irrtum: "Die Initiative-Dialog sieht in mir einen Feind = Feindbild"

2. Irrtum: "Reden mit dem Feind = christliche Feindesliebe"
  
Mit unserer www.MAXIME.de  ist für das Projekt der Initiative-Dialog ausdrücklich erklärt, dass im Feind der Mensch nicht ignoriert werden darf: 

 

Das ist nicht "bloß ein Spruch",  sondern substantiiert:
 

Da ist zunächst der "Feind".  
Und der Feind ist schnell "real", denn für die Feindschaft gilt im Unterschied zu Freundschaft und Vertrag - so unnötig oder eingebildet die Feindschaft auch immer sein mag, dass schon die Einseitigkeit genügt. 
 
Es würde keinen Vorteil bringen, wenn man sich nun umgekehrt von jemandem, der sich für einen Feind hält, einbildete: "das ist nicht mein Feind" -  Gefahren würden unterschätzt und nicht beseitigt.  

Zudem würden sich viele Feinde nicht ernst genommen fühlen, wenn man ihnen den Feindstatus verweigerte. Viele solcher Feinde würden dazu neigen, ihre Feindschaft "unter Beweis zu stellen", also die Angriffe so lange zu verstärken, bis einem nichts anderes mehr bleibt als sie als "Feinde anzuerkennen".  
Gerade unser Projekt ist solchen Hineinsteigerungen immer wieder ausgesetzt, weil Feinde um ihre "Anerkennung" kämpfen und die bei uns vermutete "Gutmenschlichkeit" widerlegen möchten.

Das allerdings sollte nicht dazu verführen, den Feindstatus kritiklos hinzunehmen. Vor allem dann nicht, wenn die Feindschaft von jungen Menschen kommt, deren Ausflüge in die Politik ohnehin eher für altersbedingte Abenteuerlust typisch sind.  Aber wenigstens darin sollte man sie ernst nehmen, denn es ist die Lebensphase, in der viel Unfug passiert: Führerscheinanfänger um Bäume wickeln, hohe Selbstmordraten, Verführbarkeit in jederlei Richtung.
  

Da ist die "Feindschaft".
Jedem ist bewusst, dass Feindschaft kein Idealzustand ist, sondern gefährlich, oft sogar tödlich. Deshalb ist es naheliegend, dass die Feindschaft möglichst nicht eskalieren sollte, sondern abmildert wird und möglichst erledigt wird. Das wird umso leichter fallen, wenn sich die Feinde  nicht auf den Feind reduzieren, sondern als Menschen ansehen.

Aus dieser Mindestanforderung in Betrachtung des Feindes (=Feindbild) resultiert die Mindestanforderung für die Behandlung des Feindes (=Menschlichkeit):
 

Da ist die "Menschlichkeit".
Die "Menschlichkeit" gilt vielen als " vager Begriff" und ist damit allenfalls "vage begriffen":-), denn jeder kann sich den Begriff "handfest" machen, weil allen Menschlichkeitsvorstellungen ist die allgemeinverständliche Zumutbarkeitsregel gemeinsam ist:

"Mute niemandem zu, was Du Dir selbst nicht zumuten würdest." 
""Wünsche Dir nur von anderen, was sich auch andere von Dir wünschen dürften."

Das christliche Gebot der Nächstenliebe "Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst" und erst recht die Feindesliebe geht weit über unsere www.Maxime.de und den Grundgedanken der auch in ihr enthaltenen Zumutbarkeitsregel hinaus.   

Die Zumutbarkeitsregel begnügt sich mit dem Gebot zur Rücksichtnahme, gebietet das mildeste, erforderlichen Mittel zur Wahrung bzw. Erreichung eines gleichfalls zumutbaren Zwecks.  Von den christlichen Verhaltensregeln kommt dem am nächsten:  "Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein." = ein Paradoxon als Appell zur Selbstbeherrschung.

Was zumutbar ist, kann sich inhaltlich von Kultur zu Kultur, von Epoche zu Epoche, von Mensch zu Mensch zwar stark unterscheiden und rasant ändern, immerhin aber ist "Menschlichkeit" nichts "Vages", sondern allenfalls Unterschiedliches, Umstrittenes und wandlungsfähig.

Die Zumutbarkeitsregel gründet sich auf dem Wunsch nach Gerechtigkeit und diese wiederum auf der Vorstellung einer Gleichheit im Sinne von prinzipieller Gleichberechtigung der Menschen, möglichst unbeachtlich des Geschlechts, der Abstammung und sonstiger natürlicher Merkmale, also solcher Merkmale, hinsichtlich derer niemand verantwortlich sein kann, weil es ihm dazu an Entscheidungsmöglichkeit fehlte. Wenn das Gleichheitsprinzip zudem auf Bekenntnisse und sonstige vertretbare Eigenschaften ausgedehnt wird, so erweitern sich mit den Freiheiten zugleich die Risiken der Verwässerung des Gleichheitsprinzips.

Der gemeinsame Frieden
Ist als Kern jeder Menschlichkeit die gegenseitige Zumutbarkeit erkannt, so ergibt sich daraus, dass der Friede nicht einseitig sein kann, sondern die Suche nach dem Kompromiss, also nach gemeinsamen Recht. 

Die Abschreckungsdoktrin, auf der jahrzehntelanger Frieden zwischen Nato und Warschauer Pakt beruhte war das Streben nach einem Gleichgewicht der gegenseitigen Bedrohung und führte zu Wettrüsten und "Kaltem Krieg", also der negativen Definition des Friedens als die "Abwesenheit von Krieg". 
An Zuverlässigkeit konnte die Abschreckungsdoktrin nur in Momenten seiner Durchbrechungen gewinnen, also durch Abkommen (=Kompromisse), in denen sich die Kontrahenten gegenseitig das Wettrüsten beschränkten und die Beschränkungen durch gegenseitige Kontrollen verifizierbar machten.

Frieden ist also nur so sicher, wie sich die Beteiligten auf gemeinsames Recht einschließlich eines wirksamen Kontroll- und Sanktionssystems verständigen.  Gehen die Kontrahenten nach dem Schema "viel fordern, viel bekommen" in solche Verhandlungen, dann wird solche gegenseitige Rücksichtslosigkeit den Friedensprozess nicht nur behindern, sondern zerstören. Daraus leitet sich die zweite These der www.Maxime.de ab, wonach nur solcher Friede angestrebt werden darf, der auch für den Feind als Frieden zumutbar ist.

Wir machen das hier schon recht lange: "Dialoge mit dem Feind".  Es muss uns dabei um die Herstellung einer gegenseitigen Loyalität gehen, die sich auf gemeinsamen Recht gründet. Zugleich basteln wir damit ein Modell für größeres Konfliktmanagement, der Suche danach, wie gegensätzliche Interessen in gemeinsamen Geboten (=Recht) mündet.

sven200308 

DISKUSSION

 

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