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        von Sven
        Redaktion am 2.May.2003 15:28 
 
 Bei den gestrigen Mai-Krawallen wurden mehr als 170 Polizeibeamte
        verletzt und erhebliche Sachschäden verursacht. Angaben über die
        Verletztenzahl auf Seiten der Krawallmacher und Krawallunbeteiligter
        liegen nicht vor. Es gab mehr als 200 Festnahmen. Insgesamt scheinen die
        Schäden geringer als in den Vorjahren. -
 
 Nun zanken wieder die Parteien um die "Härte", mit der
        Polizei gegen Krawallmacher vorzugehen habe. Um vernünftige Analysen
        und tatsächliche Problemlösungen geht es in der diesjährigen Debatte
        so wenig wie in den Vorjahren. Stattdessen Profilierungsversuche auf
        Kosten der öffentlichen Sicherheit auch gerade von denen, die mit
        "Law and Order" für ihre oppositionelle Hauptstadtpolitik
        werben wollen, aber in den vielen Jahren ihrer eigenen Regierungszeit
        nichts zu Wege brachten, ob sie nun die Knüppel schwingen ließen oder
        entgegen ihren schroffen Sprüchen doch pragmatische Zurückhaltung übten,
        beispielsweise durch ihren damaligen CDU-Bausenator Rastemborski mir
        persönlich die Schlüssel zu einem großen leerstehenden Mietshaus aushändigten,
        um eine gewaltsame Besetzung durch Extremisten zu vermeiden und
        "Ruhe" in der Stadt vorzutäuschen.
 
 Die Gesamtstrategie und Taktik der Polizeiführung war in diesem Jahr
        immerhin besser als in den Vorjahren und Eskalationen wurden durch die
        Begrenzung von Aktionsräumen klug vermieden.
 
 Noch liegen uns keine näheren Informationen vor, aber ich nehme an,
        dass es auch dieses Jahr weder Prävention gegeben hat noch die
        Vorraussetzungen für die Ergreifung von Straftätern geschaffen wurden,
        Markierungsmittel, Videodokumentation, ...
 
 Prävention wäre beispielsweise, wenn Personen, die wegen
        Demonstrationsstraftaten verurteilt wurden, mit einem
        Demonstrationsverbot belegt würden. Bei Wiederholungstätern (=häufig
        nach Aktenlage der Fall) wären solche Personen unter Hausarrest zu
        stellen.
 
 Die Mängel in der Videodokumentation sind mir seit Jahrzehnten absolut
        schleierhaft. Wer mal das Vergnügen hatte, sich solche
        "Polizei-Videos" anschauen zu können, könnte annehmen, dass
        die dafür eingesetzten Beamten in Diensten der Krawallmacher stehen,
        jedenfalls waren die aus den Videos geschnittenen Fotos vom 1.Mai 2002
        unbrauchbar und wurden somit vollkommen überflüssig auch noch auf
        Vielfarb-Fahnungsplakaten gedruckt. Das LKA sollte mal Auskunft geben,
        ob überhaupt ein einziger Straftäter auf diese Weise ermittelt werden
        konnte. Ansonsten war es Steuermittelverschwendung und kontraproduktive
        Diffamierung des Demonstrationsrechts.
 
 Erklärbar ist solch Versagen nur mit einer außerordentlich schlechten
        Ausbildung der Einsatzkräfte, an der sich also bis 2002 nichts geändert
        hatte. Auf die diesjährigen "Fotos" bin ich gespannt.
 
 Markierungsmitteln wären keine Allheilmittel, können sogar
        Verwechslungen bewirken, wenn zwischentretende Fried-Demonstranten
        getroffen werden, aber die Polizei hat ohnehin keine Ergriffenen zu
        schlagen usw., sondern im Abgleich mit anderen Dokumentationsarten die
        Verdächtigten der Strafverfolgung zuzuführen (und nicht selbst zu
        "strafen"). Auch letzteres scheint vielen Polizeibeamten nicht
        hinreichend bewusst zu sein, wenn sie auf Demonstranten eindreschen, was
        auch dieses Mal reichlich stattfand.
 
 Wenn ich verbesserte Prävention, Dokumentation etc. fordere, dann darf
        das nur in Kombination mit verbessertem Datenschutz einher gehen. Also müssten
        die Videos Datenschützern vorgelegt werden und binnen einer zu
        begrenzenden Zeit um alle Sequenzen geschnitten werden, die Unverdächtige
        dokumentieren, denn tatsächlich hat der Staat kein Recht zur Erfassung
        politischer Aktivitäten gesetzeskonformer Bürger.
 
 Hinsichtlich der Reaktionslosigkeit von Fried-Demonstranten gegenüber
        mitmarschierenden Krawallmachern äußerte ich mich in den Vorjahren oft
        genug und verweise auf die Webseite.
 
 Sven
 Redaktion
 
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