K.: "Wenn Sie Gottes Wort nicht annehmen, ..."


Hallo K.,

ich habe einige Bibeln. Und sie wurden sie von Menschen ins Deutsche übersetzt, geschrieben, gedruckt und verbreitet. Mit den Quelltexten wird es kaum anders gewesen sein. Mir sind die Texte deshalb "Menschenwort" und "menschliche Überlieferung". 

Wennn Du dahinter "Gottes Wort" vermutest oder erhoffst, so gestehe ich Dir das zu, denn die Glaubensfreiheit ist ein hohes Rechtsgut, weil sie auf Gegenseitigkeit ist und Grundlage des zivilisierten Zusammenlebens.

Mir hingegen ist die Bibel ein "Buch mit vielen Geschichten, die auch Geschichte enthalten" - und die religiösen Geschichten gefallen mir in vielem so wenig wie mir die Zeiten gefallen, in denen sie entstanden. 
So wird im Alten Testament mit zweierlei Maß gemessen, zweierlei Strafmaß für Sklaven und Herren, zweierlei Maß für die Geschlechter; oft sind List, Mut und Gewalt der eigenen Leute "gut" und der anderen Leute "schlecht". - Das steht meinen ethischen Ansprüchen entgegen, aber steht auch im Widerspruch zu den Menschenrechten und zum Grundgesetz. 

Stünde Gott hinter all diesen Schriften und Geboten, so haben sich die Gläubigen zu fragen, wen sie da anbeten und wofür. 

Zwar behilft sich manch Christ damit, dass Jesus vieles ins Gute gewendet oder geklärt habe, aber das hebt die Widersprüche nicht auf, sondern zeugt eher davon, dass auch Jesus schon mit denen haderte, die das Menschenwort mit Gotteswort gleichsetzten. Falls zutreffend überliefert und zutreffend übersetzt, sagte Jesus im Hinblick auf ältere Gebote: "Wenn Euch die Alten sagten ..." statt "Gott sagte", also das Menschenwort nicht Gott in den Mund schob, wie es überhaupt auch Bibelstellen gibt, die jegliche Berufung auf Gott für lästerlich erklären. 

Wäre die Bibel Gottes Wort, so hätte Gott seine für die Menschen bestimmte Moral in gleichem Maße geändert, wie sie allerorten auch ohne Bibel im Wandel waren. Dann aber erschiene mir Gott vom Menschen moralisch nicht unterschieden, sondern eher als "Gott nach dem Bilde des Menschen gemacht". 

Auf solch menschliche Plausibilität mag es dem Gläubigen nicht ankommen - und darin liegt der Unterschied zwischen den Weltanschauungen. Nicht erst seit heute, sondern auch zu allen Zeiten der Bibel.

Grüße von Markus Rabanus   - letzte Überarbeitung 20140531 -    gehackte Debatte        Religionsforum

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