Immobilienpreise Berlin 2009
Wie schnell sich die Meldungen ändern:
Der Suchmaschinen-Screenshot demonstriert den
"Stimmungsumschwung". Der FOCUS irrte nicht, denn der Aufwärtstrend
war statistisch unterlegt. Der gesamte deutsche Immobilienmarkt hatte die
Entwicklung in den USA ignoriert und/oder unterschätzt, in welchem Maße die
deutsche Finanzwirtschaft transatlantisch "engagiert" ist und nun die
Staatskasse in Anspruch nimmt, ohne dass ein Ende abzusehen wäre. Aber auch
ohne Beteiligung deutscher Banken am US-Hypothekengeschäft wäre das Platzen
der Kreditblase in den USA für die Exportwirtschaft Deutschlands mittelbar auch
für den deutschen Immobilienmarkt relevant geworden.
Die transatlantischen Aktivitäten haben in den USA den Kollaps allerdings
verzögert und die Absturzhöhe vergrößert.
Schwarzmalerei ist unerwünscht und wäre auch
nicht hilfreich. Schönfärberei hingegen auch nicht, denn die Finanzhilfen des
Bundes für das angeschlagene Bankwesen wären nicht annähernd in solchen
bislang "unvorstellbaren" Größenordnungen erforderlich, wie sie
stattfinden und noch immer aufgestockt werden müssen, weil das gegenseitige
Misstrauen in den Märkten längst nicht psychologischer Art ist, sondern
Risiken berücksichtigt, die erst dann an die Öffentlichkeit gelangen, wenn
ohne die staatliche Hilfe der Zusammenbruch bevorsteht, was paradoxerweise nicht
ausschließt, dass auch gesündere Geldhäuser den einmal aufgespannten
"Rettungsschirm" mitnutzen, etwa zum Kauf von Beteiligungen oder zum
Zweck der Umfinanzierung durch Fusionen.
Die Politik steht vor der Frage, ob sie fortgesetzt die Währungssicherheit für
die Stabilisierung maroder Finanzmärkte riskiert oder durch Konkursfälle die Märkte
bereinigt.
Letzteres wird im Moment noch ausgeschlossen, als werde die Gesamtwirtschaft
z.B. an der Hypo Real Estate zusammenbrechen und als seien die Subventionen -
wenngleich mit Schelte einhergehend - grenzenlos möglich.
Von dieser Grundsatzentscheidung (Subvention oder Konkurs) ist das politische
Ziel künftig besserer Finanzaufsicht prinzipiell unabhängig, scheint mehr der
Bevölkerungsberuhigung zu dienen, denn mit sinkenden Leitzinsen wird die
Verantwortungslosigkeit der Finanzmärkte eher provoziert als gedämpft - und
die (staatlich verantworteten) Landesbanken verhielten sich nicht besser als die
Privatbanken.
Prognose und Empfehlung:
1. Die wirtschaftliche Talfahrt ist noch im Gange. Die Immobilienpreise werden
weiterhin fallen, insbesondere die Preise für große Rendite-Immobilien, da
deren Käuferschaft durch Verluste auf den Wertpapiermärkten betroffen ist. Der
Preisverfall großer Immobilien kann in die Zone der Vollrentabilität zurückführen.
Vollrentabilität ist dann gegeben, wenn bei Vollfinanzierung der Schuldendienst
aus den Mieten nach Abzug aller Bewirtschaftungskosten (=Betriebskosten +
Instandhaltung + Verwaltung) besorgt werden kann. Die Vollrentabilität war bis
zum Mauerfall 1987 in Berlin-West der Normalfall, jedenfalls für den
professionellen Immobilienkäufer.
2. Für Zukäufe zum gegenwärtigen Zeitpunkt sprechen die niedrigen Zinsen nur
dann, wenn folgende Faktoren sämtlich beachtet werden:
2.1. In Tiefzinszeiten scheidet eine Deckung des Darlehensgeschäfts durch eine
Kapitallebensversicherung aus. Für Ausnahmen davon ist vieles zu beachten. Jede
Finanzierungsberatung, die Partei des Finanzierungsgeschäfts ist, "berät"
darin notorisch unzureichend. Also komplizierte Kopplungsgeschäfte meiden und
einfaches Annuitätendarlehen mit mehreren Banken verhandeln.
2.2. In Tiefzinszeiten muss die Tilgung in der Frist der Zinsfestschreibung eine
Höhe erreichen, dass in der Prolongation auch drastisch erhöhte Schuldzinsen
verkraftbar sind. Also in Tiefzinszeiten die Schuldzinsersparnis durch höhere
Tilgungsprozente kompensieren. Für den professionellen Immobilienkreditnehmer
unterscheidet sich deshalb hinsichtlich der Annuitätenbelastung die
Hochzinsphase nicht von der Tiefzinsphase, sondern einzig darin, dass in
Hochzinsphasen die kürzeren Zinsfestschreibungsfristen gewählt werden.
2.3. Je höher der Kaufpreis, desto sicherer müssen die erzielbaren Mieten sein
- und zwar jetzt besonders unter Einrechnung von Krisenbedingungen
a) des konkreten Standortes,
b) der Positionierung im oft wenig aussagekräftigen amtlichen Mietspiegels,
weshalb die Recherche der Mietangebote erforderlich ist,
c) der konkreten Bestandsmieterschaft, "Krisenfestigkeit der Mieter"
und Maß deren Standortverbundenheit, exakte Mietvertragsrecherche im Hinblick
auf Fluktuation, Zahlungsverhalten und Streitigkeiten mindestens der letzten 5
Jahre.
MEMO: Talfahrt der Immobilienpreise nimmt
zu
Marktbeobachtung, denn erste Chancen könnten sich bereits bieten, aber eher damit rechnen, dass die Preise fallen, sogar drastisch fallen. Und niedrigere Preise sind eben besser als niedrigere Zinsen.
200902/03/04 www.Rabanus-Immobilien.de und www.Immobilienwoche.de
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