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George Bush, Rumsfeld und Blair hatten das Vorhandensein irakischer Massenvernichtungswaffen als bewiesen erklärt - und damit den Krieg. Nichts wurde gefunden und die Lügen sind längst als "Übertreibungen" eingeräumt, da bekennt Ralph Giordano: "Es wäre nicht auszudenken gewesen, was die "Massenvernichtungswaffe" Saddam ein weiteres Jahr lang gegen das eigene Volk hätte anrichten können." Die "Massenvernichtungswaffe" ist also Saddam Hussein. Man hätte Giordano eher fragen sollen; US-Soldaten verhafteten am 13. Dezember 2003 den Ex-Diktator in einem zwei mal zwei Meter messenden Erdloch und verhören ihn seither. Laut SPIEGEL warnt Giordano die Europäer davor, wegen der Unbeliebtheit von US-Präsident George Bush größere Zusammenhänge zu ignorieren: "Es geht im Irak um übergeordnete Zusammenhänge: Es geht darum, dass islamische Gesellschaften die größten Schwierigkeiten haben, sich der Moderne anzupassen." Anpassungsprobleme?
Moderne? - Übergeordnetes sollte man tatsächlich nicht ignorieren,
Zusammenhänge schon gar nicht. Möglicherweise liegt es daran, dass
vielen Muslimen die Moderne nicht so glaubwürdig ist, wie diese es sich
selbst gewohnt ist. Giordano weiter: "Ich bewundere die Amerikaner - jeden Tag werden ihre Leute getötet, man würde erwarten, dass sie sich zurückziehen. Aber das geht natürlich nicht." Das ist der Klang von Durchhalteparolen und was Giordano angeblich bewundert, taugt allenfalls zum Mitleid, denn die Getöteten sind nicht identisch mit denen, die den Einsatz fortzusetzen befehlen. Giordano weiter: "Ein gutes Gewissen könne allerdings niemand haben, was den Irak angehe, auch nicht die Kriegsgegner in Ländern wie Deutschland und Frankreich. ... Wer gegen den Krieg war, kann dies auch nicht, wenn ihm ein Iraker seine Hände entgegenstreckt, deren Fingernägel ihm Saddams Leute bei lebendigem Leibe herausgerissen haben." Gewissensermahnungen
sind immer gut und doch sind sie es nicht, wenn "Kriegsgegner für
rausgerissene Fingernägel" verantwortlich gemacht werden, während
die Kriegstreiber die die Kumpane der Rausreißer waren. Inzwischen verlieren die Mütter ihre Kinder im terroristischen Chaos, das mit "Mother Bombs" herbeigeführt wurde. Und das war vorhersehbar und einer der lautest genannten Gründe gegen den Krieg. Giordanos Kriegsbefürwortung überzeugt nicht deshalb behilft er sich damit, dass sie gleichwertige Gefährtin der Unentschiedenheit sei, denn es gebe "keine einfachen Antworten: Ich misstraue denen, die mit dem Brustton der Überzeugung sagen, für oder gegen diesen Krieg gewesen zu sein." So schnell verlässt ihn sein Brustton? Die Bewunderung? - Es ging nie um "einfache Antworten", sondern stets darum, dass sich schon die Frage nicht so einfach stellt, ob Diktatoren und Terroristen das Handwerk gelegt werden muss. Stattdessen geht es stets um das "WIE?" und aber nicht mit Lügen und auch nicht gegen das Recht. Die "bewunderten Amerikaner" - und gemeint sein können nur George Bush und seine vermeintlich modernen Kumpanen gegen das "alte Europa" - diese Leute haben gelogen und verstoßen gegen das Recht. Taugen nicht für den Kampf gegen Diktatoren und Terroristen, sondern machen davon nur mehr. Und das lässt sich ermessen und zwar erwiesen. Wer davor den Kopf in den Sand steckt, der "ignoriert übergeordnete Zusammenhänge" tatsächlich. Ralph Giordano. Ich bin tief enttäuscht. Die Kriegsbefürwortung, so widerlich sie mir auch ist, so bin ich längst nicht Pazifist genug, um immer und sämtlich gegen sie politisch zu streiten, aber menschlich ist Giordanos Argumentation daneben - weit daneben, was sein intellektuelles Niveau anbelangt und den Ruf eines aufrichtigen Kritikers. Sven200404 DISKUSSION |