Jugendgewalt

Hi Skin,

Danke, es geht doch nichts über Experten.

Der Stahlkappen-Unterschied war mir zwar aus dem Arbeitsleben bekannt, aber politisch dennoch nicht bewusst.

Isset denn nötig, dass die Schuhe Stahlkappen haben?

Ich bin Absolvent der 82'er-Generation. Außerhalb der Badesaison bevorzugte man Slippers, also Schuhe ohne Schnürsenkel.
Man bückte sich nur, wenn man dazu sinnvolle Veranlassung oder sportliche Ambitionen hatte. 

"... and figth!!!" gab es allerdings auch schon damals und vor uns; und davor und davor auch schon. Überhaupt scheint es immer Leute gegeben zu haben, die "fighten" wollten. 

Bis vielleicht etwa 1980 war ich selbst so einer. In meinen drittletzten Pubertätsjahre. Mit 17 sogar mehr als einmal pro Woche, was auch heute noch rekordverdächtig sein dürfte. Mein damaliges Motto: "Freude durch Kraft" - ich stellte mir tatsächlich mal vor, dass mein Elite-Faktor etwa 1:500 sein könnte, so schrecklich überlegen fand ich mich in den Fights.

Und es gab in den richtigen Locations auch immer genügend Gestalten, die es testen wollten und ebenfalls Spaß daran hatten. 

Allerdings hatte es nischt mit Politik zu tun, sondern hatte den natürlichen Charme jungenhafter Überschwänglichkeit. Um häufiger zum Einsatz zu kommen, nutzte ich den Ekel von Rockern gegenüber den weitgehend schutzbedürftigen Hanfgruppen aus. Das bot sich an, obwohl ich kein Hascher war, aber weil ich die Hasch-Tussen geschmeidiger fand als die Rockerbräute, die sich mit Alkis abgaben und nach Motorenöl rochen.

Findest Du es unsinnig, wenn man ohne politischen Grund fightet? 

Es war absolut geil und es traf vollkommen zuverlässig nur solche, die es ebenfalls geil fanden. Ansonsten hieß es: "Okay, hast gewonnen." 

Wer aus politischen Gründen fightet, sollte es nicht anders machen: 
Wenn det Gegenüber-Männeken nicht mag, sollte man weiter suchen. 

Hinsichtlich ergänzender Regeln wird man sich auch eine Meinung bilden. Dann ist so ein Fight kein Charakterproblem. 

Wem aber politische Gründe als Rechtfertigung für Stahlkappen gegen Springerstiefel reichen, der wählt für die Bedürfnisbefriedigung den Weg der Aufrüstung. 

Warum sollte man dann bei Stahlkappen bleiben? Mit einer Pumpgun wäre man doch schneller? 

Lehnst Du Schusswaffen aus ideologischen Gründen ab? 

Viele Fragen. Auf die Antworten wäre ich gespannt.

Bei rechtsextremistischen Skins gehören Baseballschläger zum Standard. Die Kopflastigkeit der Keule im Vergleich zum bloßen Knüppel hat einen höheren Wirkungsgrad. Physiker kennen die Gründe genauer.

Meine Frage an die Schnürsenkel-Philosophen lautet: Wie rechtfertigt Ihr Eure aufgerüsteten Ausrüstungen?

Auch das gab es schon früher: Tschakkos oder wie die Dinger hießen, zwei Knüppel durch eine Kette verbunden. Fernöstliche Kampfsportarten waren in Teilen der Jugend in Mode. Rocker hatten es zwar mit dem Fernöstlichen insgesamt nicht so, aber einzelne Ausrüstungsgegenstände wie Tschakkos kamen durch. Die meisten blieben beim archaischeren Beil, Kette sowieso, beim Messer oder bei der Schusswaffe. Deshalb überlebten auch nicht alle ihre Jugend. Der Rockerboss - ein Grieche - erschoss sich später selbst.

Bei mir überschnitten sich die Phasen und Auffassungen. In einer Art "zweiten Spur" begann ich, in der "großen Politik" für Gewaltalternativen zu schwärmen. Einige Jahre später war ich zusammen mit Hunderttausenden gegen die Aufrüstung in Bonn.

Stahlkappen in Schuhen wäre nie mein Ding gewesen. Wenn ich Rockern ins Gesicht trat - und das ging manchmal nicht anders - dann kontrolliert und mit dem Spann ans Eck vom Kinn, nie mit der Spitze, denn K.O. war okay und nicht unnötig verletzen, wobei ein blaues Auge schon noch entzücken konnte, doch auch dabei flächig und nicht übertrieben hart an die Braue geschlagen, damit er später keinen weißen Stock braucht.

Alles mit Stil. Und begründet mit bestem Gewissen. Wenn einer klopfte, war es vorbei, auch wenn manch einer zu früh klopfte und es dann in die zweite Runde ging. 

Ich sage Dir was - und die Märchenstunde "Es war einmal" ist vorbei: 

Stahlkappen sind Scheiße und wer sie trägt, ist es auch. 

Da interessieren mich keine "politischen Gründe". 

Du tust mir leid, dass Du keine Eltern hast, die Dir klar texten. Aber woher sollen solche Eltern auch kommen? Der Elite-Faktor lautet vielleicht doch "1:500", während alles andere aus Zufall ist, ob einer sich benimmt oder nicht, zu denken beginnt, ohne dass ihm einer vordenken muss. Deshalb haben Faschismus und Krieg immer so gute Chancen und deshalb will hinter immer niemand dafür verantwortlich gewesen sein.

So ist das jetzt auch in "Jugoslawien", wo sich Menschen nach Jahrzehnten gemeinsamen Staates zu massakrieren begannen oder im Irak, wo Amis mit Stealthbombern Demokratie machen wollten und wo sich jetzt welche einbilden, dass sie die Amis besser loswerden können, wenn sie durch Attentate und Sabotage nach Nadschaf einladen, obwohl das ihre "heilige Stadt" in Ruinen verwandelt und einem Selbstmord gleichkommt.

Wenn es dann mal irgendwann wieder vorbei ist, dann werden sie alle "überhaupt nicht verstehen, dass es so weit kommen musste".

Trittst Du einem Springerstiefel mit Deinem Stahlkappenstiefel die Birne ein, dann wird man Dich verhaften. Dann wirst Du Dein "politisches" Gemurkse rasch selbst nicht mehr verstehen.

Tue folgendes: Schmeiße die Schuhe in die Tonne oder bewahre sie für entsprechende Arbeit auf. Aber alles andere erledigst Du besser mit dem Kopf. Und wenn Du Dich fetzen willst, weil das in der Natur von Dir ist, dann sei zuversichtlich, dass es auch andere mit solcher Natur gibt. Mit denen treffe Dich, aber lasse die Politik als Alibi aus dem Spiel.

Grüße von Sven 200408    - nicht im Forum veröffentlicht -

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