"Protokolle der Weisen von Zion"

 von Londo Mollari überarbeitet am 10.Nov.2002

erstellt am 21.Mar.2001


 

Die "Protokolle" finden eine ebenso weite Verbreitung im Internet wie gefälschte Talmud-Passagen (->Talmud). Sie haben im Verlauf der Geschichte mehrere Wandlungen durchlaufen:

1864: Der französische Schriftsteller Maurice Joly schreibt ein satirisches Buch mit 25 Dialogen zwischen Montesquieu und Machiavelli, wobei Montesquieu für die Freiheit und Machiavelli für Despotismus spricht.

1868: Der deutsche Autor und Antisemit Herrmann Goedsche schreibt unter dem Pseudonym "Sir John Retcliffe" den Roman "Biarritz" lässt dort die 12 Stammväter Israels diskutieren, die ein Konglomerat aus den Ideen von Jolys Montesquieu und Machiavelli vertreten, sich aber in der Sache einig sind; diese Sache ist ein merkwürdiges Gebräu aus linken und kapitalistischen Ansichten und damit geistiger Vorläufer der Verbindung von Judentum, Kapitalismus und Kommunismus, wie sie später von den Nazis postuliert wurde.

1905: Das Machwerk wird ins Russische übertragen und neu bearbeitet, unter dem Titel "Der herannahende Antichrist". Der Text hat jetzt die Form eines Vortrags, wobei der Autor auch die Ich-Form verwendet. In späteren Ausgaben wird behauptet, dass dieser Vortrag auf dem Ersten Zionistischen Weltkongress in Basel gehalten wurde. Tatsächlicher Herausgeber ist vermutlich der zaristische Geheimdienst, der dem Volk angesichts der gerade herrschenden Unruhen einen Sündenbock für die Übel dieser Welt präsentieren will. Anderen Quellen zufolge (s. untenstehenden link) sollen die Protokolle eine Dialogform aufweisen; dies entspricht jedoch nicht dem von mir gelesenen Text. Es ist sehr gut denkbar, dass die "Protokolle" in mehreren Fassungen vorliegen, den jeweiligen Bedürfnissen der Fälscher entsprechend.

1920: Die "Protokolle" erscheinen in einer großen amerikanischen Tageszeitung, die sich im Besitz des Antisemiten Henry Ford befindet. Er distanziert sich allerdings später von ihnen.

1929: Die NSDAP erwirbt die alleinigen Rechte an den jetzt sogenannten "Protokollen" und druckt sie in 40 Auflagen.

1934: In Bern verhängt ein Richter Geldstrafen gegen die schweizerischen Herausgeber der "Protokolle" wegen Verstoßes gegen das "Schundgesetz".

2001: The Schund must go on! :-(

 Surftipp:   Referat über die "Protokolle"

Textauszüge und Diskussion KLICK                  

 

Protokolle der Weisen von Inidia

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