Reden allein ist nicht genug | |
JS kritisierte im Forum
unsere Dialog-Parole:
"... Der Dialog bringt (manchmal) etwas. Ich halte ihn für
wesentlich weniger erfolgreich als ihr das tut (siehe
Nationalstolzdebatte), aber er mag hie und da mal etwas bringen. Die Frage
ist nur für wen. In keinem Fall wohl für die Opfer rechten Denkens. Höchstens
für die Täter, die vielleicht eines besseren belehrt werden können. Schön
für sie. Kratzt jedoch beim eigentlichen Problem höchstens ein gaaanz
klein wenig an der Oberfläche |
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Hallo J.S., Deiner Abwandlung der Dialog-Parole triffst Du mich zumindest irgendwo :-)), denn die Erfolge sind mehr als dürftig und daran wird sich wohl nichts ändern. Dennoch gibt es keine prinzipielle Alternative zum Dialog. Oder wie sollte das aussehen? Straßenkampf der Halbwüchsigen wie in London? - Das sagst Du nicht, ich frage Dich trotzdem, denn Politisches braucht Antwort und nicht nur Kritik. Wir könnten Hass und Gewalt durch Dialog letztlich nicht verhindern, weil sich die politischen Energien primär aus sozioökonomischen Quellen und weniger aus der Vernunft speisen, aber wir werden den Dialog, das Argument, die Vernunft deshalb nicht abtun, sondern es weiterhin probieren. Es ist nur ein Probieren. Zu mehr hat auch kaum jemand Lust, denn Lebensfreude holt sich leichter aus der unmittelbaren Umgebung und nicht ausgerechnet durch das Ringen um Frieden mit Leuten, die einen nicht leiden können. Vieles regelt sich dann ja auch von selbst, wenn die Leute älter werden, so sehr sie ihre Vorstellungen für unveränderlich halten. Aber die Gesellschaft darf das nicht dem Zufall überlassen und einfach nur Friedlichkeit hoffen, sondern hat sie zu gewährleisten. Der Dialog ist nur ein Baustein unter vielen zu Sicherung einer demokratisch verfassten Gesellschaft. Ein Nebenprodukt des Aufwands ist ja nicht nur der Ärger. Es ist immer interessant, mit "Feinden" zu sprechen, denn kaum etwas ist langweiliger, als die vorschnelle Einigung mit vermeintlich gleichgesinnten Leuten zu konstatieren. Dieses "Lagerdenken" sollte uns zuwider sein, denn im "Lagerdenken" verliert sich die Individualität des Menschen. "Lagerdenken" verirrt sich in die Rechtfertigung für pauschale Verurteilungen und kollektive Gewalt, wie es mit Kriegen auf die antihumanistische Spitze getrieben wird. Das "Lagerdenken" macht zudem noch dumm, denn die Menschen verlernen dadurch Gemeinsames zu sehen: weil es die andere Seite" sagt, muss es falsch sein. Basiswissen geht dadurch beiden Seiten verloren. Es ist geradezu köstlich, mit anzusehen, wie sich Menschen empören, wenn wir auf unseren WebSites Sachen sagen, an denen einzig sensationell ist, banal und dennoch vergessen zu sein: Frieden macht man mit dem Feind, mit wem sonst; Nazis sind Menschen, was sonst; ... Man kann die Banalität solcher Aussagen kaum ertragen, aber es wären eben auch Konsequenzen daraus zu ziehen. Das wäre anstrengend. Für alle Seiten. Und dazu fordern wir auf. Auch darin solltest Du uns nicht entmutigen. Grüße aus Berlin Sven Redaktion |
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