von Sven Redaktion am
24.Sept.2003 14:57
Hallo Zeit,
in den außenpolitischen Zielen fehlt es allen Parteien an der
entscheidenden Konsequenz, dass sich die nationalstaatliche Souveränität
einem zu entwickelnden Weltrecht unterzuordnen hat. Vor allem vier
Punkte in folgender Reihenfolge betreffend:
1. den militärischen Oberbefehl für Einsätze außerhalb des eigenen
Hoheitsgebiets betreffend (also nicht nur
"Ausland", sondern auch Weltmeere und Luftraum),
2. die Entwicklung und Bevorratung von Waffen und gefährlichen Stoffen
betreffend,
3. den Umgang und die Verwertung natürlicher Ressourcen betreffend,
4. die Mindestanforderung an Demokratiestaatlichkeit und Menschenrechte
betreffend.
Das sind also die Dinge, die ich nicht länger als "innere
Angelegenheit" der Einzelstaaten und/oder ihrer Bündnisse
anerkennen mag, weil aus ihnen "Kollateralschäden" für die
gesamte Menschheit erwachsen können, weshalb es globaler Mitsprache
bedarf.
Keine Nation und keine mir zur Wahl stehende Partei zieht daraus die
erforderlichen Konsequenzen, die in der alltäglichen Außenpolitik
Auswirkung haben müsste.
Es gibt allenfalls "Ansätze" wie die Einrichtung des
Internationalen Strafgerichtshofes, aber diese weltrechtlichen
Entwicklungen sind wenig bewusst (und wenig gewollt) und halten deshalb
nicht Schritt mit den Anforderungen, wie sie aus den Verhaltensweisen
einzelner Staaten und sich daraus ergebender Risiken resultieren.
Mit dem www.Politikertest.de möchte ich im Oktober versuchen, drei
ausgewählte Momente einer grobrichtigen Tendenz auf ihre parteiübergreifende
Akzeptanz zu prüfen. - Auf die Antworten bin ich gespannt. Allerdings
muss ich noch üben, wie solche Fragen überhaupt sinnvoll zu stellen
sind.
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Innenpolitisch sieht es kaum besser aus, denn auch hier scheint die Zeit
den Reformen davonzulaufen, weil die Parteien im permanenten Wahlkampf
(Bundestag, Landtage, Kommunen, Bundespräsident, EU und andere Pöstchen)
mehr mit Machtstreitereien und Personalfragen befasst sind, nur noch auf
Wähler-Stimmungen reagieren, aber zunehmend ihre Reformkompetenz und
Kompromissfähigkeit einbüßen.
Die in den Parteien und Parlamenten entstehenden Denk- und
Entscheidungslöcher durch Kanzlerrunden und Expertenkommissionen
stopfen zu wollen, scheitern daran, dass sich die Entscheidungen nicht
vom Denkprozess entkoppeln lassen: weder in Richtung der Denker noch in
die Richtung der Entscheider. Die einen wissen nicht, was und wie
durchsetzbar ist, die anderen wissen nicht, was gedacht wurde.
Mit dem Vorschlag einer Arbeitszeit-Komponente im Lohnsteuersystem
versuche ich einen qualitativ anderen Reformansatz, der gegenüber den
Tarifparteien Neutralität wahrt, sich aber von den sozial unverträglichen
Arbeitszeitverlängerungswünschen der Finanznot leidenden Groß-Parteien
ebenso unterscheidet wie von den wirtschaftlich unrealistischen
Arbeitszeitverkürzungswünschen der Gewerkschaften - und auch von der
abstrusen PDS-Forderung nach einer "Wertschöpfungsabgabe",
die auf eine substanzzehrende Vermögenssteuer zugunsten der
Sozialkassen hinaus laufen würde.
Solche Substanzzehrungsabsichten hegen allerdings nicht nur die
radikaleren Parteien, sondern auch Union und Sozialdemokratie fällt
nichts anderes ein, als diejenigen noch stärker zu belasten, den die
letzten Wunder in der Wirtschaft zuzurechnen sind.
Zwischenstand zur Sonntagsfrage: Im Moment sind die Schnittmengen
zwischen meinen Vorstellungen und den Parteiprogrammen so klein und so
verteilt, dass ich zwischen den Parteien keine Wahl treffen könnte. Würden
Bundestagswahlen anstehen, würden die Parteien allerdings erneut ihre
Grobrichtungen deutlicher voneinander unterscheidbar machen als
innerhalb der Legislaturperioden - dann wüsste ich vermutlich auch
wieder, welche Partei das "JEWEILS geringere Übel" ist,
denn politische Programme unterscheiden sich dadurch von den Nummern in
Telefonbüchern, dass sich "politisch falsch" steigern lässt.
Grüße von Sven
Redaktion
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