MS Willem Ruys = spätere "Achille Lauro"

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Dieses Schiff brachte meine Familie nach Indonesien, wo Vater auf Java und Sumatra "Buscharzt" war. Und dieses Schiff brachte meine Familie auch wieder zurück. Ich war noch nicht geboren, aber als Kind oft in meiner Phantasie auf diesem 114 Zentimeter breiten Schiffsplan unterwegs. - Damals wurde auf Reisen alles in Kisten gepackt. Es kommt mir noch heute so vor, als würden sie nach dem Schiff und der endlosen Reise über die Meere riechen. -  meine Familie

Das Drama der Achille Lauro

Die Achille Lauro war ein Schiff mit einer Länge von 192 m und einer Tonnage von 23.112 BRT. Sie lief am 1. Juli 1946 für die Rotterdamsche Lloyd als Willem Ruys vom Stapel. Im Januar 1965 erfolgte die Übergabe an die italienische Lauro-Linie und die Umbenennung. Das Schiff wurde vor allem durch seine Entführung 1985 bekannt. Es sank 1994 infolge eines Maschinenbrandes.

Die Entführung

Am 7. Oktober 1985 wurde die Achille Lauro, die zu einer 12-tägigen Mittelmeerkreuzfahrt ausgelaufen war und sich gerade mit 680 Passagieren und ca. 350 – hauptsächlich italienischen und portugiesischen – Besatzungsmitgliedern an Bord auf der Fahrt von Alexandria nach Port Said im Nordosten Ägyptens befand, von vier palästinensischen Terroristen entführt. [1] Diese waren Angehörige der Palestine Liberation Front (PLF)[2], als deren Anführer Abu Abbas galt, und drohten damit, die Passagiere einen nach dem anderen zu töten, angefangen bei den US-Bürgern, falls der Staat Israel nicht umgehend 50 inhaftierte, des Terrors bezichtigte Palästinenser bzw. „Gesinnungsgenossen“ freiließe. Von Letzteren wurde Samir Kuntar als Einziger namentlich benannt. Als einziger Nicht-Palästinenser sollte aus französischer Haft der deutsche Neonazi und PLF-Offizier Odfried Hepp freigepresst werden, der unter dem Kampfnamen Omar Saad Tariq jahrelang für die PLF agierte.[3]

Sollte jemand versuchen, die Passagiere zu retten oder die Geiselnehmer anzugreifen, würden sie das Schiff in die Luft sprengen. [1] Den schnell einberufenen Expertengruppen fiel es schwer, zu beurteilen, wie viele Passagiere noch an Bord waren, da einige das Schiff in Alexandria verlassen hatten und nach der Besichtigung der Pyramiden in Port Said wieder an Bord gehen wollten. Italienische Behörden schätzten die Anzahl der Geiseln an Bord auf 60–80, darunter ca. ein Dutzend US-Bürger. Dem Kapitän befahlen die Entführer, den Hafen von Tartus in Syrien anzulaufen, und verlangten gleichzeitig Verhandlungen mit den Botschaftern Italiens, der USA, Großbritanniens und der Bundesrepublik Deutschland. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, schossen sie nach Augenzeugenberichten dem teilgelähmten amerikanischen Touristen jüdischer Abstammung Leon Klinghoffer (69) aus nächster Nähe in den Kopf und warfen ihn danach mitsamt seinem Rollstuhl über Bord.

Verhandlungen und Festsetzen der Entführer

Auf Drängen Roms und Washingtons, die eine militärische Befreiungsoperation in internationalen Gewässern in Erwägung zogen, verweigerten die syrischen Behörden der Achille Lauro die Einfahrt in den Hafen Tartus. Auch Zypern, das die Entführer als nächstes anlaufen wollten, lehnte ab. Die Achille Lauro nahm schließlich gegen den Willen der US-Regierung, jedoch mit Billigung der italienischen Regierung Bettino Craxi Kurs auf Port Said, wo sie auch festmachte. Nach Verhandlungen wurde den Terroristen freier Abzug in ein Land ihrer Wahl garantiert, wenn sie ihren Geiseln keinen weiteren Schaden zufügen würden. Nun erst wurde der Tod Klinghoffers bekannt. Wenige Monate zuvor war der TWA-Flug 847 von palästinensischen Terroristen entführt und zwei Wochen lang in Beirut festgehalten worden, wobei ebenfalls ein US-Bürger getötet wurde. Die Entführer konnten damals flüchten – diesmal war daher die Reagan-Regierung fest entschlossen, es nicht mehr so weit kommen zu lassen. [1] US-Geheimdienste hörten ein Gespräch des ägyptischen Präsidenten Mubarak in seinem Büro ab, in dem den Entführern freies Geleit in einer Passagiermaschine nach Algier zugesichert wurde.

Die US-Navy fing daraufhin mit vier F-14 Tomcat-Jagdflugzeugen, die vom Flugzeugträger USS Saratoga (CV-60) gestartet waren, das Flugzeug der Entführer – eine ägyptische Boeing 737 – ab und zwangen es auf dem Luftwaffenstützpunkt Sigonella auf Sizilien zur Landung, wo die Terroristen verhaftet werden sollten. Im Anschluss kam es dort zum Eklat: ca. 50 Elitesoldaten der US-amerikanischen Delta Force umstellten das Flugzeug zur Verhaftung der Entführer, während sie selbst von Soldaten der italienischen Luftwaffe und Carabinieri mit schwerem Gerät umstellt waren, die so ihre Hoheitsrechte durchsetzen wollten. Eine Landung zweier US-Transportmaschinen mit den US-Spezialeinheiten an Bord war zuvor mit der italienischen Regierung nicht abgesprochen gewesen und ihnen daher zunächst keine Landegenehmigung erteilt worden. Erst nach über fünf Stunden verzichteten die US-Amerikaner auf die von ihnen beabsichtigte Festnahme der Entführer und Verbringung in die USA, so dass die Italiener nunmehr die Verhaftung der Entführer durchführen konnten.[5][1]

An den Verhandlungen während der Entführung der Achille Lauro waren die damaligen Präsidenten der USA, Italiens, Ägyptens und verschiedener anderer Länder persönlich beteiligt.[1]

Abbas’ Flucht und Verurteilung der Entführer 

Craxi wollte die italienischen Beziehungen zu Ägypten nicht riskieren und erlaubte dem Piloten der ägyptischen Boeing 737 mit den PLO-Vertretern und Abu Abbas an Bord, die für sich diplomatische Immunität in Anspruch nahmen, nach Rom zu fliegen. Ägypten hatte die Achille Lauro mittlerweile festgesetzt und erklärt, das italienische Schiff freizugeben, wenn Italien das ägyptische Flugzeug ziehen ließe. Die US Navy schickte der in Richtung Rom gestarteten Passagiermaschine zur Sicherung US-amerikanischer Interessen ein Kampfflugzeug bis zum Flughafen Ciampino hinterher, wo der US-Pilot eine Notlandung vortäuschte. Rom forderte daraufhin sofort eine Entschuldigung von Washington.[1] In den USA erstellte man mittlerweile Haftbefehle, die an Interpol weitergeleitet wurden, und bereitete sich bereits darauf vor, die vier Entführer und Abu Abbas, die von Italien ausgeliefert werden sollten, in den Vereinigten Staaten wegen Geiselnahme, Piraterie und Verschwörung anzuklagen. Craxi sah jedoch keine Möglichkeit, Abbas länger festzuhalten, obwohl ihn Reagan persönlich zusammen mit dem US-Botschafter in Italien, der Abbas’ langjährige Verwicklungen in terroristische Aktivitäten darlegte, dringend darum gebeten hatte.

Die italienische Crew an Bord der Achille Lauro war mittlerweile buchstäblich zu Geiseln der Ägypter geworden, Mubarak bezeichnete die USA öffentlich als „internationale Piraten“ und Arafat drängte Craxi, Abbas ziehen zu lassen, da die PLO sonst keine „Garantien“ mehr für das Schicksal des in Ägypten festgehaltenen Schiffes und seiner Besatzung geben könne. Der italienische Präsident entschied, Abbas die Ausreise nach Belgrad zu erlauben, von wo aus er über Aden nach Bagdad weiterflog. Es wurde berichtet, Reagan sei daraufhin außerordentlich verärgert gewesen und habe sogar mit dem Gedanken gespielt, den US-Botschafter aus Rom abzuberufen. Die Spannungen auf beiden Seiten nahmen noch zu, und antiamerikanische Demonstrationen erreichten in Italien einen neuen Höhepunkt seit dem Vietnamkrieg.[1] Um die drohende Regierungskrise in Italien abzuwenden und eine Machtübernahme der Kommunisten zu verhindern, sandte Ronald Reagan einen versöhnlichen Brief an Bettino Craxi, der später als „Dear Bettino Letter“ bekannt wurde.

Unter dem Verdacht, den Entführern mit Waffen, Sprengstoff und gefälschten Papieren geholfen zu haben, wurden sechs weitere Palästinenser verhaftet und vor ein italienisches Gericht gestellt. Gegen einen der Entführer wurde die Anklage fallengelassen, während die anderen drei weiterhin angaben, ihre „Mission“ sei als Anschlag auf den israelischen Hafen Aschdod geplant gewesen, wohin die Achille Lauro ja eigentlich unterwegs gewesen sei.[1] Magied al-Molqi, der Anführer der Geiselnehmer, dem der Mord an Klinghoffer zur Last gelegt wurde, wurde zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Er entkam im Februar 1996 nach Spanien, als er vom italienischen Magistrat wegen „guter Führung“ für 12 Tage auf freien Fuß gesetzt worden war. Dort wurde er wieder gefasst und zurück an Italien ausgeliefert. Die Staatsanwaltschaft hatte für ihn ursprünglich lebenslange Haft gefordert. Ibrahim Abdel Atif erhielt 24 und Ahmed Al-Hassani 15 Jahre Haft. Letzterer entkam 1991 aus dem Gefängnis. Abu Abbas und zwei andere PLF-Offizielle wurden in Abwesenheit zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt. Die sechs weiteren Angeklagten wurden teils freigesprochen, teils zu kürzeren Haftstrafen verurteilt.

Reaktionen und weitere Entwicklungen

In den USA wurde die PLO für ihre Verwicklung in den Tod von Leon Klinghoffer verantwortlich gemacht. Die Anklage wurde fallengelassen, als die Palästinenserorganisation angeblich eine unbekannte Summe an Klinghoffers Töchter überwies, die den Grundstock für die Leon und Marilyn Klinghoffer Gedächtnisstiftung der Anti-Defamation League (ADL) gegen Terrorismus bildeten. 1996 bemerkte Abu Abbas zum Tod von Leon Klinghoffer „es tut uns leid“, und dass die Entführung „ein Fehler“ gewesen sei. Eigentlich sei man auf dem Weg nach Israel gewesen, um dort Terroranschläge zu verüben.[4] Dies deckt sich mit den Aussagen, die Vertreter der PLF noch während der Geiselnahme 1985 gemacht hatten: Die Entführer seien eigentlich auf dem Weg nach Aschdod in Israel gewesen, wegen ihrer Waffen zufällig von einem Crewmitglied entdeckt worden und hätten daraufhin in Panik das Schiff gekapert.[1]

Ein Sprecher des US-Außenministeriums wies Abbas’ Entschuldigung wenig später mit den Worten zurück: „Wir halten es für irrelevant. Wir machen ihn nach wie vor dafür verantwortlich“ („We believe it’s irrelevant. We still hold him responsible“)[6] Die Thematik der Schiffsentführung wurde in der Oper The Death of Klinghoffer des amerikanischen Komponisten John Adams verarbeitet, außerdem wurde die Entführung der Achille Lauro zweimal verfilmt, dabei spielten Karl Malden bzw. Burt Lancaster die Rolle des Leon Klinghoffer.

Der Untergang

Am 30. November 1994 brach im Maschinenraum der Achille Lauro, die sich mit 1.000 Passagieren an Bord 30 Seemeilen östlich des Horns von Afrika (Somalia) im Indischen Ozean auf einer Kreuzfahrt befand, ein Feuer aus. Der Brand geriet außer Kontrolle, weshalb das Schiff evakuiert wurde. Die Passagiere wurden von mehreren Schiffen aufgenommen, die meisten von der Hawaiian King. Die United States Navy schickte zwei Schiffe, die USS Halyburton (FFG-40) und die USS Gettysburg (CG-64), für die Verpflegung und medizinische Versorgung der Passagiere zur Unglücksstelle.

Durch die Löschwasserpumpen wurde ständig Wasser in den Rumpf gepumpt, wodurch das Schiff zunehmend Schlagseite bekam. Das Feuer konnte jedoch nicht unter Kontrolle gebracht werden. In den frühen Morgenstunden des 2. Dezember wurde versucht, das Schiff an die Leine zu nehmen, um es von einem Schlepper in Küstennähe bringen zu lassen. Währenddessen erschütterte eine Explosion das Schiff, das kurz darauf sank.

Bei dem Unglück kamen drei Personen ums Leben.

Quelle und Fußnoten >> http://de.wikipedia.org/wiki/Achille_Lauro_(Schiff)

Willem Ruys Feuerausbruch und Evakuierung 30.11.1994 >> http://youtu.be/xikoGbMWUws 

>> Zeichnungen

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