Wirtschaftskriege
@TMoC, mein Beruf
bringt es mit sich, dass ich an Aktionärsversammlungen teilnehmen muss. Auf
einer der Volkswagen AG plauderte der damalige Vorstandschef Piech ganz munter
davon, dass sich der Konzern in einem "Krieg" mit den Wettbewerbern
befinde. Womöglich rechtfertigte ihm das unlauteres Vorgehen gegenüber GM.
Oder es kommen Leute und sprechen von "Krieg", den die Nachbarn, die
Ex-Ehefrau gegen sie führen würde und leiden wirklich oder reden damit nur zu
oft ihre eigene Widerlichkeit heraus. Gegenständlich ist hingegen meist bloßes
Unvermögen, bloße Lieblosigkeit bzw. Selbstverliebtheit, Selbstgerechtigkeit.
Oder auch: Viele Menschen in der Politik oder hier im Forum mochten, mögen mich
überhaupt nicht, fassen mich als Feind auf, zerstören mir, wenn sie können
und glauben, der Haftung zu entgehen, denken, es gelte, "Krieg" gegen
mich zu führen, schreiben es ausdrücklich, aber bewährt hat sich der Hinweis:
Es ist kein Krieg, sondern Auffassungsunterschied, Unterschied in den Ansprüchen.
Trotz allem den Frieden zu wahren, macht Sinn.
Das Elend der Welt, die Übel der Welt zum "Krieg" zu erklären, macht
nur Sinn, wenn die Missstände kriegerisch zu wenden wären. Von
"Krieg" zu sprechen, wo keiner ist, mag zwar Entschlossenheit
demonstrieren, aber es ist die falsche Entschlossenheit, die Konflikte zu
eskalieren, treibt viele dem Subjektivismus und Terrorismus zu und dient denen,
die damit bezwungen werden sollen, zur Rechtfertigung für tatsächliche Kriege,
in dem es gar nicht mehr um die Übel geht, sondern nur noch nach Etiketten,
religiösen und nationalen, die massenhaft gegeneinander einberufen und Kritik
daran als "Verrat" diffamieren.
Von "Krieg" zu sprechen, wo keiner ist, führt nur in Situationen, in
denen die Kugel mehr zählt als das Wort, denn nichts entmündigt den Menschen
so sehr wie der Krieg und verbietet das Widerwort, wie es den einfachen Menschen
die einzig vernünftige Gegenwehr ist, weil sie im Waffenvergleich einem
Kommando unterstehen, das sie einander zum Kugelfang befiehlt.
Gleichwohl, "Wirtschaftskrieg" usw. sind gängige
Begriffe. Aber sind sie zutreffend? Doch immer nur dann, wenn das Recht außer
Kraft gesetzt wäre, wenn "Kriegsrecht" gelten würde.
Davon sind wir in allen "Wirtschaftskriegen", die als solche von den
Wirtschaftsführern behauptet werden, weit entfernt, während die tatsächlichen
"Wirtschaftskriege" ja gerade nicht als solche eingestanden werden,
sondern als "Heilige Kriege", als "Freiheitskriege" beschönigt.
Es geht nicht darum, Begriffe immer einfach nur abzulehnen, sondern sie oft
anders als in ihrer Verwendung zu begreifen.
Krieg ist Verbrechen in militärischer Massenweise, die das Recht außer Kraft
setzt, aber genau deshalb ist nicht jedes Massenverbrechen Krieg.
Sven20090102 >> Diskussion