Bestie Mensch ?
Mein Lehrer Robert Katzenstein sagte in einer Vorlesung zum "Kapital" von Karl Marx, die Bestie im Menschen sei Realität, folglich zu berücksichtigen.
Ich war düsterer Menschenbilder müde, wie
sie von Religionen mit Ursünde, Erbsünde und Sündenvergebungskreuzigung
eingetrichtert wurden. Drum redete ich Freunden leise dagegen.
Bald darauf hatte ich selbst die menschliche Bestie zu überleben. Im Rudel. Und
es kann wenig wundern, denn so fern aus der Tierwelt ist der
Mensch entgegen seiner Selbstwahrnehmung nicht.
Aber auf die Bestie reduzieren darf, braucht und kann man den Menschen nicht. Und das hatte auch Robert Katzenstein nicht getan. Ansonsten hätten wir Menschen einander besser aus dem Wege zu gehen.
Inwieweit ist mein Menschenbild positiv?
Ich schrieb es schon in Jugendzeiten, muss nachschauen, weil es mich sehr
beschäftigte und vielleicht nicht bloß läppisch, aber meine Hauptthese war,
dass wenn jemand einen gewünschten Erfolg auf zweierlei Weise erzielen kann,
die zwar gleichermaßen beschwerlich, aber die eine gut, die andere schlecht
ist, dass dann die Wahl auf die gute Weise fiele, also der Mensch
"eigentlich" das Gute tun will, zumal er dann weniger befürchten
muss, dass es ihm geneidet und übel genommen zum Nachteil wird.
Also lautete die Schlussfolgerung, dass wer "bessere Menschen" will,
der muss die schlechten Wege beschwerlicher machen als die Wege des Guten.
Markus S. Rabanus 2017-10-24
ps: Psychisch kranke Menschen können von solcher These ausgenommen sein, aber kranke Menschen müssten eigentlich helfend bemitleidet werden.
ÄLTERER TEXT, leider undatiert, aber es muss in den besten Jahren des Antifa-Projekts der IniDia gewesen sein:
Die Bestie Mensch
Der
Mensch ist ein "vernunftbegabtes Wesen", was kaum mehr bedeutet, als
dass er Begabung hat. Was er daraus macht, sehen wir allerorten.
Die Aufklärung bemüht sich spätestens seit der Antike. Obwohl ihre Anhänger
nicht die Dümmsten waren, blieb der Reichtum eher den Räubern und Killern
vorbehalten. Und auch der Ruhm, wenn man von den wenigen Religionsfiguren wie
Jesus einmal absieht.
Nun könnten Gesetz und Recht die Verhältnisse gewandelt haben, wenn sie
Ausdruck der Vernunft und des Wunsches nach Gerechtigkeit wären, aber auch das
ist nicht so, wenn wir uns besehen, wie das Recht die Verhältnisse ordnet,
Ungerechtigkeiten legalisiert, allenfalls die Wilderei beschneidet, indem sie
einigen den Jagdschein gibt. Sozialgesetzgebung und Arbeitsrecht könnten
gegenwirken, taugen für Wahlkämpfe, aber ohne globale Dimension laufen sie
leer und die Arbeit dem Kapital hinterher.
Der demokratische Rechtsstaat ist "vernunftbegabte
Selbstorganisation", aber für die Begabung im Großen gilt nichts anderes
als im Kleinen. Mit den Fähigkeiten ändern sich die Risiken, doch die
Ambivalenz bleibt: Atomares Fiasko, Biotechnik-GAU, ... , durchaus denkbar als
Finale in Verantwortung der aufgeklärtesten und dennoch unvernünftigen
Staaten. - Die gleiche Ambivalenz von Mensch und Bestie.
Also, was soll das "Gerede" (mit dem Feind), wenn es seit
Jahrtausenden kaum positive Resultate vorzuweisen gibt? Und täglich scheitern
wir hier an Halbwüchsigen, obwohl wir vieles von dem studierten, was unsere
Gegenüber zumindest in den Grundrechenarten begreifen sollten, damit sie sich
nicht tun, was sie spätestens immer dann bereuen, wenn sie es getan haben und
sich vor den Opfern verantworten sollen, weshalb sich ihr Hass auch nach der Tat
nicht erledigt und sie keinen Frieden finden/geben, wenn die Schuld nicht gesühnt
ist.
Weil
ich von solchen Menschen offenbar mehr kenne als andere, werde ich etwas
schwerer verstanden, wenn ich mit potentiellen Tätern "rede".
Und auch jeder dieser Täter tut sich in dem Maße schwer, wie ihm die Phantasie
fehlt, dass er nicht der erste Kandidat seiner Art ist. Solange lebt es sich
ungeniert.
Immer wieder behaupte ich, dass Rechtsextremisten den Hass in der Reaktion
brauchen, um ihren eigenen Hass rechtfertigen zu können. Immer wieder kannst Du
beobachten, wie sie trotzdem mir den Hass vorwerfen, während mir andere mein
Verhalten als Streichelhandlung auslegen.
Militanten Antifaschisten und kerzenhaltenden Gutmenschen ist Unverstand für
die Dialog-Position gemeinsam. Die einen aus Sorge um ihr revolutionäres
Selbstverständnis, das ohne die krasse Auseinandersetzung sich in Reförmchen
zu verbiegen ängstigt, die anderen aus Sorge um ihr schneeweißes Hemd, für
das es jede Berührung mit dem braunen Mob zu vermeiden gilt, oft wegschauend,
wenn einzugreifen wäre. - Beide Haltungen sind mir kleinkariert. Aber ich habe
"in der Politik" kein anderes Verständnis als "in meiner
Nachbarschaft". Das heißt: JS soll sich seinen Eltern plausibel machen,
bevor er sich im System-Maßstab versucht und mir den Revoluzzer voräfft.
Und BED soll sich seinen "Hass" von der Backe wischen, wenn er nur in
der politischen Abstraktion dazu im Stande ist, nicht aber, wenn er vor der
Mutter einer Freundin steht. - Denn beides ist meine Erfahrung mit den
"Hardlinern": Ohne passende Kulisse kein
Schauspiel, sondern nur die Trostlosigkeit ihres phantasielosen Seins, dass sich
in fremden Modellen Sinn, Wärme, Reiz, Kälte, Feindschaft und Gemeinsamkeit
sucht: "Weltverschwörung",
"Schweinesystem", ..., "Klassenkampf" in seiner absurden
Verabsolutierung simpelster Interessengegensätze, die zur ideologischen
Metapher für das verpönte Gut-Böse mutiert: die
Austauschbarkeiten in Subjekt und Funktion (=System) verkennend.
Für JS sind solche Zeilen ohnehin zu hoch. Denn Geschichte/Theorien aus Büchern und Vorlesungen bleiben immer zurück hinter halbwegs reflektiertem Erleben. Dennoch sind sie kein Geheimnis, dessen Kenntnis "Experten" vorbehalten wäre. Die Antworten sind so einfach, dass Experten um ihren Status fürchten, wenn ihnen die Verklärung der Vernunft nicht gelänge. Verklärung heißt "unverständlich machen", überhöhen. Dabei ist die Vernunft so naturgegeben, dass man sie sogar bemerkt, wenn man sich als vollkommener Ignorant versucht. Zunächst ihr Logik-Teil: wer liebt, dessen Weg ist das Ziel. So behauptet es Gandhi auch für den Frieden. Und für den Krieg gilt es ebenso. Vernunft ist kaum mehr als die handelnde Anerkennung eines Zusammenhangs. Die Moral kommt erst danach ins Spiel.
Grüße von Sven