Georgienkrieg
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von
redaktion
am Fr 8. Aug 2008, 23:00
Darum beobachten und kommentierten wir diesen Konflikt seit Jahren im
Internet-Journal,
aber es hat die Leut' in ihren Parallellwelten nicht interessiert, schon gar
nicht für irgendwelche Lösungen, die den Konflikt hätten eindämmen können,
denn dort stehen sich nicht nur Nationalisten und Separatisten Georgiens in
Südossetien und Abchasien, sondern auch die Atomweltmächte NATO und
Russland gegenüber.
Das macht diesen Konflikt gefährlicher als den Irak-Krieg, als Afghanistan,
denn der "Krieg der Kulturen" metzelt zwar im Namen von Allah und
Freiheit Hunderttausende, streckt aber nicht die Menschheit nieder, wie es
ein Ostwestkonflikt noch immer schaffen kann. An solche Gefahr reicht auch
der Nahostkonflikt nicht ran, selbst dann nicht, wenn Iran oder Israel
"durchticken" sollten, was ebenfalls nur möglich ist, weil die
NATO und Russland gegeneinder intrigieren und China den lächelnden Dritten
spielt. - Vielleicht heute mal weniger, denn heute überschattete es die Eröffnung
der Olympischen Spiele von Peking.
Wieder erweist es sich als unzureichend, dass die Staaten durch die UNO nur
das Recht zum Kriegführen verloren, nicht aber die Mittel, um gegen das
Recht zu verstoßen. Das ändert sich erst, wenn die kriegsentscheidenden
Waffen der UNO unterstehen, nicht mehr den Staaten und deren konkurrierenden
Allianzen.
./.
In der Nacht zum Freitag eröffnete die georgische Regierung eine Großoffensive
gegen die separatistischen Zentren Südossetiens und leistete damit einen
Beitrag besonderer Art gegen den Olympischen Frieden: Schon mehr als 1700
Menschen seien tot und Ortschaften brennen. Überhaupt zählt die Region nur
70.000 Menschen. - In den kommenden Stunden werden es zunächst mehr, denn
russische Armeeverbände rücken über die Grenze vor.
Der Weltsicherheitsrat ist zusammengetreten. Dort werden sich vor allem die
USA und Russland beschimpfen, aber solange sie sich einbilden, die Situation
noch unter Kontrolle zu haben, werden sie es in Ritualen tun, dass die
Massen der Dummen glauben, es sei so schlimm nicht und die Weltmächte täten
alles zum Wohl und Frieden.
-markus rabanus-
von
redaktion
am So 10. Aug 2008, 15:53
"Erwartungsgemäß" (i.S.v. prognostisch) kam der
Weltsicherheitsrat in seiner Dringlichkeitssitzung zu keinem Ergebnis. In
den Nachrichten heißt es, dass Beschlüsse an der Weigerung Russlands
(=eine von fünf Veto-Mächten) gescheitert seien.
"Erwartungsgemäß" im Sinne des Völkerrechts bedeutet hingegen,
was der Weltsicherheitsrat hätte beschließen sollen. Und das hätte m.E.
eine Verurteilung der georgischen Regierung bringen müssen, denn wenn die
Berichterstattung zutreffend ist (und Untersuchung braucht es immer), dann
hat die georgische Regierung die kriegerische Eskalation durch den
Truppeneinsatz in Ossitiens Großstädten begonnen und versuchte die seit
Jahren abtrünnige Region in die Rückkehr zu zwingen.
Nun könnte man der Auffassung sein, dass die georgische Regierung ein Recht
dazu habe, weil Ossetien keine eigene völkerrechtliche Anerkennung genießt
und es sich daraus folglich um eine "innere Angelegenheit"
Georgiens handle. Solche Auffassung würde indes verkennen, dass die Ausübung
solcher Nationalrechte auf vielfache Weise weltrechtlich limitiert ist, a)
durch Menschenrechtskonventionen, b) durch das Selbstjustizverbot der
Charata der Vereinten Nationen, wenn daraus Risiken für den Weltfrieden
erwachsen.
Wenn Georgien glaubte, zu militärischen Abenteuern der geübten Art
berechtigt gewesen zu sein, so hätte die georgische Regierung zur
Vermeidung einer Gefährdung des Weltfriedens den Weltsicherheitsrat um
Gestattung bitten müssen.
Die georgische Regierung verhielt sich eigenmächtig, weil sie entweder in
(typischer) Unkenntnis des Weltrechts ist oder das Überraschungsmoment (aus-)nutzen
wollte, "um Fakten zu schaffen". - Beides wäre verurteilungswürdig.
Konsequenz: Der Weltsicherheitsrat
soll die georgische Regierung zum sofortigen Rückzug aller zum Einsatz
gekommenen Truppenteile aus Ossitien abziehen.
Verurteilung Russlands
Russland hat in Ossitien seit Jahren "Friedenstruppen"
stationiert, die den Waffenstillstand zwischen den georgischen Streitkräften
und Separatisten überwachen sollen. Die Beobachtung der russischen Haltung
gegenüber Georgien lässt jedoch keinen Zweifel zu, dass die russische
Regierung in den Streitfragen zwischen georgischer Regierung und
Separatisten die Partei der Separatisten ergriffen hat und dadurch den
Konflikt permanent schürte.
Auch der Hintergrund für diese russiche Haltung ist unzweideutig den Reden
Putins und jahrelang den Stellungnahmen russischer Generalität zu
entnehmen: Russland verhält sich gegenüber Georgien feindlich, weil
Georgien die NATO-Mitgliedschaft anstrebt und dadurch dem Kreml dem Stützpunkt
der russischen Schwarzmeerflotte in Frage stellt.
Eine ausreichende Garantieerklärung aus Tiflis für den Erhalt dieses
russischen Stützpunktes fehlt, aber andererseits muss sich die russische
Regierung fragen lassen, aus welchen Gründen sie sich ein Recht auf solch
einen Stützpunkt anmaßt und nun auch noch zur Intervention gegenüber
Georgien missbraucht.
Der russischen Regierung sollte klar sein, dass sich aus bloßen Interessen
noch längst keine Rechte herleiten, ebensowenig aus militärischer Überlegenheit
oder aus "historischen Gründen", wenn diese Grüne ebenfalls nur
auf militärischen Überlegenheiten resultieren. Zivil ist nur eine Nation,
deren Rechtsauffassungen sich auf gleicher Menschenachtung stützen, nicht
auf Gewaltpotentiale.
Deshalb soll der Weltsicherheitsrat die russische Georgienpolitik
verurteilen und das Mandat für die Stationierung von
"Friedenstruppen" entziehen. Das wird zwar Russland an der
Fortsetzung seiner Politik nicht hindern, aber mehr Klarheit hinsichtlich
der Rechtslage schaffen.
Finale Klarheit ist unter den gegenwärtigen Bedingungen der Vereinten
Nationen nicht möglich, da Entschließungen an den Vetorechten scheitern,
aber dann muss die Mehrheit im Weltsicherheitsrat zumindest die Bloßstellung
des Veto-Missbrauchs gewährleisten.
Verurteilung der Vereinigten Staaten von
Amerika
Entgegen den Wünschen Frankreichs, Deutschlands und anderer Staaten,
forcierte/forciert die US-Regierung die Aufnahme Georgiens in die NATO,
obwohl Russland noch immer am überholten Sicherheitskonzept eines
"militärischen Gleichgewichts" festhält.
Da die amtierende US-Regierung ihrerseits eine Sicherheitspolitik betreibt,
die militärischer Überlegenheit mehr Bedeutung als dem Völkerrecht
zuweist, sollte sie mühelos für die russischerseits vorgebrachten
Interessen mehr Verstand aufbieten, dass also Russland zumindest im
postsowjetischen Raum die NATO nicht direkt an den Grenzen haben möchte.
Über die Motive der US-Politik im postsowjetischen Raum kann man sich
ebenfalls kaum verspekulieren, denn aus zahlreichen Reden, Dokumenten der
amtierenden US-Regierung ergibt sich, dass die USA nach einer globalen
Machtmonopolstellung streben, die von keiner anderen Macht, auch den
Vereinten Nationen nicht, in ihrem Treiben gestoppt werden kann.
Solch Globaldominanz-Ansinnen stößt bei den Verbündeten in der NATO
entweder auf Zustimmung, keinen oder derart verhaltenen Widerspruch, dass er
schlicht überhört bleibt. Weltweit jedoch ist der Widerspruch immens,
insbesondere seitens derjenigen Staaten, die sich dem Risiko einer
US-Intervention ausgesetzt sehen. Aber diesen Staaten wird aufgrund ihrer
Schurkenpolitik in der übrigen Welt das Gehör verweigert.
Einzug Russland und China, etwas auch Indien nutzen ihre Macht zum hörbaren
WIderspruch gegen den us-amerikanischen Weltherrschaftsansinnen. Dieser
Widerspruch wird jedoch seitens der USA auf Ebene der Öffentlichkeitsarbeit
entweder ignoriert oder auf eine Illegimität bzw. potentielle Aggressivität
reduziert wird, als sei der russische oder chinesische Anspruch auf
Weltmitgestaltung illegitimer als die us-amerikanische Monopolbeanspruchung.
Konsequenz: Der Weltsicherheitsrat sollte die US-Regierung dazu auffordern,
jegliche NATO-Osterweiterung auszusetzen, einschließlich der
Waffenlieferungen in postsowjetische Gebiete, solange dazu kein Übereinkommen
mit Russland ist.
Verurteilung Deutschlands und anderer
NATO-Staaten
Nebst anderen Regierungen knickte auch die deutsche Regierung (CDU/CSU/SPD)
in der Frage Georgiens beantragter NATO-Mitgliedschaft ein und stimmte der
US-Regierung darin zu, Georgien die NATO-Mitgliedschaft in Aussicht zu
stellen, obwohl Russland ausdrücklich dagegen ist und durch solch Beschluss
die Sicherheitspartnerschaft mit Russland unterminiert wird.
Aus selbem Grund ist es falsch, dass die Bundesregierung die US-Pläne zur
Stationierung von Raketenabwehrsystemen unterstützt.
Konsequenz: Der Weltsicherheitsrat besteht nicht nur aus den Veto-Mächten
und NATO-Staaten, sondern hat mit seinen 15 Mitgliedern ausreichend
Verantwortungspotential, um auch die Veto-Mächte sämtlich und die NATO zu
kritisieren. Diese Mitglieder sollten die NATO-Osterweiterung unter den
Vorbehalt stellen, dass Russland solchen Erweiterungen zustimmt oder selbst
NATO-Mitglied geworden ist, damit aus dieser Frage keine Gefährdung des
Weltfriedens erwächst, wie es sich im kriegerischen Georgienkonklikt
erweist.
Wirtschaftliche Aspekte
Nicht zu unterschätzen sind die wirtschaftlichen Aspekte des
Georgienskonflikts, auch wenn die Propaganda aller kriegsbeteiligten und
parteiischen Seiten bestrebt ist, von ihren Interessen an Rohstoffen und Rüstungsaufträgen
abzulenken, aber es ist nun mal so, dass wenn Georgien NATO-Mitglied wird, jährlich
Milliardenaufträge in die NATO-Staaten fließen und dann erst recht nicht
mehr in russische Kassen, solange Russland kein NATO-Mitglied ist. Und es
ist auch von Relevanz, auf welcher Seite Georgien als Energie-Lieferant und
Durchweg marktteilnehmend ist.
Konsequenzen: Die Vereinten Nationen sollten sich auf die Motive des
wenngleich aber nicht daran gescheiterten "Völkerbundes"
besinnen, die Kriegsgefahr durch Rüstungskontrolle einzudämmen, denn die
Konkurrenz um Marktanteile ist für den Frieden in keiner Branche gefährlicher.
Zusammenfassung:
1. Die Verurteilung von Mitschuldigen tut der Verurteilung der georgischen
Regierungs keinen Abbruch, denn Unrecht rechtfertigt kein Unrecht, schon gar
keinen Krieg. Die georgische Regierung soll unverzüglich die Waffen ruhen
lassen, die Truppen zurückziehen. Der Regierungschef gehört angeklagt.
2. Was immer der Weltsicherheitsrat zu entschließen fähig sein wird,
bleiben seine Mitglieder in der Pflicht ihrer jeweiligen Möglichkeiten.
3. Die Bundesregierung Merkel/Steinmeier soll ein Veto für Georgiens Wunsch
nach NATO-Mitgliedschaft ankündigen, denn ein Staat, der sich in verbotener
Eigenmacht übt, kann nur ein Risiko für die NATO insgesamt sein.
-markus rabanus-
von
redaktion
am Di 12. Aug 2008, 10:40
Ortschaften werden niedergemacht, 30.000 Menschen auf der Flucht, Chaos, ...
- so mal wieder mitten in Europa, und ohne dass "fremde Kulturen"
verantwortlich gemacht werden könnten, denn für Kriege genügen halt auch
die "alten Werte", wie "Vaterland",
"Nationalstolz" - und sind nichts weiter als bloße Aushängeschilder
für die Egoismen von Horden gegeneinander anstelle von Tugenden, die sein müssten,
was der Einzelne oder auch Horden zum Wohl aller beizutragen hätten. Das
kann kein Werk von Panzern sein.
"Russland will Georgien kassieren", so sehen es viele Kommentare,
und auch ich zweifle nicht daran, dass der Kreml Georgien unterwerfen will,
aber die verbrecherische Dämlichkeit ist auf Seiten der georgischen
Regierung, diese Eskalation herbei geführt zu haben, so sehr sie seitens
Russlands provoziert wurde. Und das wurde sie. Das hätte die Diplomatie
eindämmen können, aber daran wurde in den NATO-Staaten systematisch vorbei
gesehen, auch in den Medien, denn man wollte gegenüber Russland "Schönwetter"
spielen, um die geostrategische Brisanz aus den Plänen zur
NATO-Osterweiterung und Raketenabwehr zu nehmen, und um die permanente
Gegenrede Moskaus zu ignorieren.
Mit den Sprüchen, dass die Raketenabwehr ausschließlich gegen
islamistische Gefahren gerichtet sei, ließ sich die westliche Öffentlichkeit
täuschen, denn durch die gleichzeitige NATO-Osterweiterung und
Nichteinbeziehung Russlands hat diese Bewaffnung eben doch eine andere
Dimension und schürte den geleugneten Interessenkonflikt zwischen NATO und
Russland.
Es wurde der russischen Forderung keine Aufmerksamkeit gezollt, obwohl sie
oft genug von Putin, Lawrow und Medwedew dargelegt wurde, in Regierungserklärungen
oder auf Gipeltreffen und gemeinsamen Konferenzen, dass wenn schon kein
Zusammenschluss von Militärkräften erfolge, dann wenigstens sichergestellt
sein müsse, dass die Weltordnung "multipolar" bleibe.
Auch diese russische (und chinesische) Forderung ist falsch, weil die
Konkurrenzspielchen nicht minder gefährlich sind als der
US-Alleinherrschaftsanspruch, aber sie müssten auf den Verhandlungstisch.
Das geschieht nicht, weil aus all diesen Interessenwidersprüchen nur eine
Konsequenz zu ziehen wäre: Alle Kriegsmacht den Vereinten Nationen.
Der US-Alleinherrschaftsanspruch (formuliert in zahlreichen Regierungserklärungen
und Dokumenten) ist absurd, völker- und menschenrechtlich ohnehin, aber
auch militärisch, denn militärische Dominanz ohne ausreichende Legitimität
führt nur dazu, dass sich auf den Schlachtfeldern reguläre Armeen
"Terroristen" gegenübersehen, wobei sich die Schlachtfelder im Maße
des Streitmachtgefälles dorthin verlagern, wo reguläre Armeen das
Nachsehen haben, im Kampf um den Schutz bzw. die Zerstörug ziviler
Infrastruktur als Grundlage der Herrschaftsordnung.
Erstaunlich, dass sogar auch Leute, die solche Effekte in große Tiefen
analysierten, dennoch dazu neigen, die Pax Americana (nur der Begriff ist
aus der Mode) inzwischen für einen erforderlichen Zwischenschritt zu einer
lichten Zukunft halten, denn es ist nicht nur unrealistisch, dass eine
Nation aus ihren Privilegien eigene Zurückhaltung macht, sondern übersieht
auch militärische Realitäten, Machbarkeitsgrenzen, denn die wirtschaftlich
Entwicklung Chinas, Russlands und Indiens ermöglicht diesen Staaten ein
Wettrüsten, das die USA neben ihren zudem ausschließlich kostspieligen
Kriegen zu runinieren droht, wenn künftiger Friede auf militärischer
US-Vorherrschaft beruhen soll.
Und der Kaukasus-Krieg zeigt, dass militärische Überlegenheit im Verhältnis
zwischen den USA und Russland gar nicht erst zur Geltung kommen dürfte,
denn dann drohen Miltär-Katastrophen, wie sie in der Menschheitsgeschichte
ohne Beispiel sind und möglicherweise Schlusspunkt wären. Ohne Atomwaffen
wäre das Ende der Menschheit zwar nicht zu befürchten, aber auch dann ein
Szenario, für das den Machteliten der Menschheit ..., aber sie sind von uns
gewählt, von Leuten, die sich über steigende Spritpreise ärgern, aber den
Krieg nicht wirklich fürchten, denn sonst würde eine Weltordnung
durchgesetzt, die das Kriegführen nicht nur verbietet, sondern auch die
Mittel entzieht und den Vereinten Nationen übergibt, um eine Ordnung zu schützen,
in der die Streitigkeiten demokratisch und gerichtlich entscheiden werden.
-markus rabanus-
von
redaktion
am Di 12. Aug 2008, 22:37
Die Agenturen melden, dass der Kreml die russischen Truppen in Georgien
schon in den Morgenstunden zur Waffenruhe gerufen und später in Gesprächen
mit Frankreichs Staatschef Sarkozy einem 6-Punkte-Plan zugestimmt habe. Zu
den Einzelheiten später, denn einiges darin ist problematisch.
Aber wichtig zunächst mal für die Menschen: Waffenstillstand.
Gratulation an Medwedew, soweit es diese Entwicklung betrifft. Gratulation
auch an Frankreich für die wichtigen Dienste in dieser Sache.
Dass zuvor Tiflis den "einseitigen Waffenstillstand erklärte" und
dem französischen Plan zustimmte, bedarf keines Lobs, denn Georgien blieb
angesichts leider praktiziert russischer Übermacht keine wirkliche
Alternative.
Aber
die NATO lernt nicht
"NATO:
Waffenstillstand allein reicht nicht" - so titelt Tagesschau.de,
als wenn auch nur irgendjemand anderer Auffassung wäre. Das WIchtige dieser
Meldung kommt dann im Kleingedruckten, dass die NATO verlangt, den Status
vor der Eskalation wiederherzustellen, als dürfe das Motto sein,
"Georgien hat sich zwar überschätzt, aber es darf keine Konsequenzen
haben".
Ärgerlich auch, dass die NATO auf ihrer heutigen Beratung offenbar
ausschließlich Russland für unverhältnismäßige Kriegführung
verurteilte, aber kritiklos Georgien mit einer Solidaritätszusicherung
bedachte, obendrein die ungebrochene Bereitschaft unterstrich, Georgien in
die NATO aufzunehmen. Unpassender kann der Zeitpunkt für solch Spruch nicht
sein, denn die NATO-Osterweiterung ist nun mal ein Hauptärgernis für
Moskau, die Moskau eben deshalb durch Unterstützung der georgischen
Separatisten zu hintertreiben versucht, was zur wesentlichen Kriegsursache
wurde.
"Waffenstillstand allein reicht nicht" - wohl wahr, aber auch die
NATO muss Konsequenzen ziehen und Georgien klipp und klar sagen, dass die
NATO keine "Anti-Russland-Allianz" ist und auch nicht als solche
missbraucht oder in Verlegenheit gebracht werden darf. Aber das Gegenteil
signalisieren die heutigen NATO-Erklärungen den Machthabern in Moskau.
Und
Saakaschwili lernt nicht
Und schließlich noch ärgerlich, dass der georgische Staatschef auf einer
Kundgebung in Tiflis vor ca. 100.000 Georgiern großmundig den Austritt aus
der GUS ankündigte.
Selbst wenn es zu solch Austritt Veranlassung gäbe, kommt solche Ankündigung
zur Unzeit, ist schlichte Kraftprotzerei eines Politikers, der sich soeben
noch übernommen und die Weltsicherheit aufs Spiel gesetzt hatte - und überhaupt
nicht zu schweigen vom Elend, das dieser Politiker mit dem Waffengang
angerichtet hat.
Richtiger
wäre ...
Richtiger wäre es, wenn die EU, NATO und auch Russland samt GUS mal überlegen
würden, wie an den Grenzen von Allianzen gelegene Staaten gerade nicht
"Frontstaaten" sein dürfen, sondern durch vertragliche
Beziehungen zu beiden angrenzenden Bündnissen eine positive
Funktionszuweisung erlangen, um zwischen den Allianzen zu vermitteln oder
sie zumindest auf militärischen Abstand zu halten.
-markus rabanus-
Georgien Kriege
Krieg ist ... - DEFINITION Friedensforschung
Dialog-Lexikon