Nachzucht - "Soll ich es wagen?"

Ob unsere Fische oder unsere Kleinpapageien - es kommt zu ganz ähnlichen Problemen, derer man sich vorher bewusst sein sollte.

Ganz klar >> Nichts ist schöner als den kompletten Zyklus des Lebens mitzuerleben. Unendlich süß, wie sehr sich viele Fischarten oder Papageien um ihren Nachwuchs kümmern und die Kleinen ihre ersten Erkundungen machen, aber das Aber kommt dann trotzdem irgendwann. 

Bei unseren Fischen wurde das Aquarium zu klein - und obgleich wir ziemlich teure Barscharten vermehrten, mussten wir die Vermehrung irgendwann rigoros stoppen, weil sogar in solch großer Stadt wie Berlin immer schwieriger wurde, dass sie unsere überzähligen Tiere wollten, obwohl wir nie Geld und bald auch keine sonstigen Gegenleistungen mehr verlangten (Futter, Pflanzen usw.), denn wir waren einfach froh, dass unsere Fische wieder viel Platz hatten und ihr Verhalten stressfreier wurde.

Bei unseren Kleinpapageien wollten wir allen Ratschlägen entgegen unbedingt, dass Motte und Lotte "endlich mal ausbrüten" dürfen. An den Fotoserien könnt Ihr sehen, wie begeisternd es für uns war. Und wir haben unsere Vogelschar auch wirklich total lieb, aber unterschätzten die Probleme doch beträchtlich.

1. Unsere Freude bekam den ersten Knick, als die Jungvögel von ihren Muttis aus den Nestbereichen vertrieben wurden, denn das ging sehr unbarmherzig zu. 

Überhaupt sind Papageien nicht so die schnellsten "Nestflüchter", werden viel länger von ihren Eltern betreut, als es bei anderen Vogelarten üblich ist. 

Agakinder verlassen den Nestbereich erst, wenn sie richtig fliegen können, üben das Flattern und Abheben tagelang (wie Adler-Junge), bevor sie dann von ihrem stolzen, liebevollen Papa Peter begleitet die ersten Ausflüge wagten, aber dann auch unbedingt wieder zum Nest in die Geborgenheit wollen, um ihre Erlebnisse und Aufregungen zu verarbeiten. Das dürfen sie dann auch oft noch wochenlang, aber irgendwann erlaubt die Vogelmama immer weniger. 

Für die Kleinen ist das richtig schlimm, denn sie sind wie die erwachsenen Agas "Gewohnheitstiere", also möchten unbedingt wenigstens in Nestnähe bleiben. Aber das dürfen sie nicht. Und werden immer heftiger vertrieben. 
Es ist ein Elend, solchem Drama zuzusehen und aufpassen zu müssen, dass es nicht zu Verletzungen kommt.  Deshalb werden bei guten Züchtern die Kleinen von den Eltern genau dann getrennt, wenn sich diese Spannungen verstärken. 

2. Auf Dauer kommt es zu "Generationskonflikten". 

Naja, nach der schlimmen Kinderverstoßungsphase kehrte Frieden ein. Die Kleinen suchten sich andere Schlafplätze und der ganze Schwarm war ein Universum der Harmonie, des Spiels usw. - und wir richtig glücklich. 
ABER nach so ca. einem halben Jahr verschärften sich die Konflikte vor allem zwischen den Nachwuchs-Damen und ihren Müttern so sehr, dass wir sie nun schon seit Monaten nur "unter Aufsicht" zusammen lassen mögen.

Das ist SUPERSCHADE, denn wir und die Pieper hatten die gemeinsame Freiheit mit offenen Türen innerhalb der Wohnung so sehr, sehr genossen. 

Hoffentlich wird das wieder besser.  Aber eines scheint uns sicher: Die Vermehrung sollte man besser den Züchtern überlassen, denn bei denen vermeiden sich die Konflikte schon dadurch, dass sie die Vögelchen verkaufen.

Wir können und wollen das nicht, denn dann hätten auch wir den Nachwuchs spätestens nach vier oder fünf Monaten an Freunde geben müssen, aber inzwischen ist uns jeder dieser "Strolche" so sehr ans Herz gewachsen, dass wir eben mit diesen Problemen leben müssen (und können). Nur kann das eben nicht jeder, denn wir haben durch Kombination von Wohnung und Bürobetrieb auch etwas mehr Platz und Trennmöglichkeiten.  

Warum machten wir solchen Fehler??? Vielleicht hätten wir trotzdem gemacht, aber es liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass uns nirgends Warnungen begegnet waren, die uns gut genug begründet schienen. 

Jedes "Du sollst nicht" reicht oft nicht, sondern braucht überzeugendere Begründung in dem Maße, wie das Gebot wichtig ist. So ist das nun mal mit "Tabus", dass die Tabuisierung genau nicht bedeuten darf, es bedürfe keiner entsprechend tauglichen Begründung. Ob in der Erziehung, ob in der Politik oder eben auch in der Tierliebe, wenn sie nicht zur Tierquälerei oder Last werden soll.

msr  20150523   siehe auch Agapornidenzucht   Agapornidenbruttrieb

"Agapapa werden ist nicht schwer, es zu sein, dagegen sehr."

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