Nationalismus und Patriotismus

Widerstand-NR hat folgendes geschrieben:  ‹ markieren ›
nationalist heißt nicht von gestern sondern kämpfer für sein land (so versteh ich das zumindest) 

Daran stimmt zumindest, dass niemand als Nationalist geboren wird. Trotzdem kann man den Nationalisten als "gestrig" bezeichnen, weil der Blick in die Jahrtausende beweist, dass der Nationalismus unter allen politischen Geistesstörungen die vielleicht häufigste Todesursache ist.

Allerdings stimmt ebenfalls, dass der Nationalist selten Alleintäter ist und meist in Begleitung von "Kameraden" marschiert, denn oft kloppen sich Rassisten, Religiöse und anderweitig Ideologisierte mit.
Stets dann, wenn ihnen eine Idee oder falsche Ideen überdosiert Geist und Tun verwirrt, weil sie den Widerspruch nicht zulassen und zu erschlagen versuchen.

Im NS beispielsweise fielen Millionen deutscher Soldaten "für das Vaterland" in jede Menge Vaterländer ein, merkten also nicht, dass der Kampf für das Vaterland ein Kampf gegen Vaterländer war. Sie merkten auch nicht, dass ihr "Kampf für das Vaterland" nur deshalb stattfand, weil es ein Kampf für Hitler und den Herrenrassismus war. Der Nationalismus war vielen also eine Art politisches Betäubungsmittel, um die Menschen für anderes gefügig zu machen.
Oder merkten sie es doch? Die meisten Süchtigen ahnen zumindest, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.

Zum Betäubungsmittel Nationalismus greifen viele Staaten und Regimes, wodurch es als "normal" und "berechtigt" ausschaut. Auch die im eigenen Vaterland unterdrücktesten Menschen lassen sich in den "Kampf für ihr Vaterland" hetzen. Beispielsweise die Soldaten Stalins, die Soldaten Nordkoreas, Irans und viele andere, nicht nur "gestern", sondern auch "morgen" wird das so sein, denn lange Traditionen sind wie langzeitige Süchte, die nur schwer zu entwöhnen sind.

Mit der NS-Entwöhnung hatten wir es nur deshalb leichter, weil es eben keine "1000 Jahre" wurden, wie es angekündigt war, und der Schaden überdeutlich groß. Dass die Schwerstverbrecher für ihren Freispruch plädierten, überrascht mich hingegen wenig. Und dass Vollidioten sie für Vorbilder halten, ist auch keine Sonderlichkeit, wie es in jeder Schule Deppen gibt, die den Schläger bewundern und auch "geachtet" = gefürchtet werden wollen.

Schwierig ist die Therapie noch deshalb, weil Patriotismus und Nationalismus wie ähnlich ausschauende Pilze sind, von denen einer essbar, der andere giftig ist.
Aber ich gehe davon aus, dass man diesen Verwechslungen und Todesursachen mit Naturheilmitteln (z.B. Verstand) vorbeugen kann: "Die eigenen Interessen können nicht nicht berechtigter als die Interessen anderer sein, wenn die Interessen gleichartig sind."

Auf diese Weise erledigen sich ziemlich viele Dummheiten und Gemeinheiten, nicht nur der Nationalismus, sondern auch der Rassismus, der Egoismus und alle Dinge, aus denen sich Leute Privilegien einreden, die nicht auf Mehrleistung und Übereinkünften beruhen.

Grüße von Sven200609       >> DISKUSSION

Vaterlandsliebe  Nationalismus  Patriotismus         Dialog-Lexikon