Sichere Kernkraftwerke gibt es nicht

lb. Dieter,ja, "unsere Atomkraftwerke sind relativ sicher" & genau darin liegt der Hase im Pfeffer.
Mein Physiklehrer (der Siebziger) war wie du AKW-Befürworter und zitierte uns eine Studie, wonach die GAU-Wahrscheinlichkeit bei 1 zu 10.000 Jahren betrage. Ich gab zu bedenken, solch' vermeintliche Unwahrscheinlichkeit auf 1.000 Atomreaktoren hochzurechnen.

So auch das "Restrisiko" >> Meine Häuser brennen selten & ich habe nicht nur viele, sondern große, weshalb es schon häufiger vorkam.
Auf das einzelne Haus bezogen geschah es selten oder gar nicht, aber versicherungstechnisch ist es kein "Restrisiko", sondern ein "Hauptrisiko".

Die Relativität hat mir Magisches & Universelles, ist oft mehr an Parametern & obendrein verschiedenen Gewichts, aber oft zu komplex für den Tellerrand derer, die sich ersten Blicks begeistern lassen oder denen sich durch Falschbewertung die Teller füllen.

Ich war als Mitglied des Akademischen Senats der FU-Berlin mitverantwortlich für die Finanzierung des Versuchsreaktors damaligen Hahn-Meitner-Instituts.
Zum Verdruss meiner Wähler stimmte ich der Mittelbewilligung zu, weil ich Fan von Forschung bin & der Reaktor so klein, dass mir ein GAU in denkbarer Größenordnung "vertretbar" schien.
Ich war allerdings auch ein bisschen bestochen aus den Gesprächen mit den dort Forschenden, die keinerlei Probleme zugaben, von denen nach Stilllegung an die Öffentlichkeit kam.

Ich tat mich mit solcher Entscheidung nicht leicht, denn auch betreffs Forschung lohnt Phantasie für übersehene und ausgeblendete Risiken, zumal betreffs erkennbarer Nähe der Forschenden zur Siemens-KWU, die damals fleißig Atomkraftwerke baute, was ich überhaupt nicht wollte,
denn a) unzulängliche Technik im Hinblick auf die Betriebsrisiken und die "Entsorgung". Das "Verklappen" in die Meere war zwar vorbei, aber wurde in der Asse fortgesetzt.

Prozesse zu feiern (Stromerzeugung), ohne deren Folgen im Griff zu haben, gehört nicht gefeiert, sondern vernünftigerweise gefürchtet.
Nicht "Entsorgung", sondern "Nachsorge" hat es zu heißen.
Du bist doch ein Freund treffenderer Begriffe (mit Ausnahme des Genderns), wenngleich deine Kritik am Begriff "Erneuerbare Energie" unter Berufung auf den Energieerhaltungssatz der Stromrechnung nicht standhält.

Auch ich als Physik-Laie hadere mit der "EE"-Bezeichnung, weshalb ich ,mir andere Begriffe einfallen ließ, z.B. #Wetterenergie. aber auch dieser Begriff deckt nicht ab, was sich bspw. aus Wellenenergie & Meereswärme machen ließe.

Manch Schlaumeier bevorzugt den Begriff "Kernkraft" statt "Atomkraft", was gesünder klingt als es ist, soweit es nicht um Kirschkerne geht, aber immerhin die Spaltbarkeit berücksichtigt. Zutreffender wäre "Radioaktivkraft", aber dann tut sich das Marketing schwerer.

Und b) AKWs und Kohlekraftwerke sind untaugliche Technik aus meiner frühen Perspektive für die Nutzung von Wetterenergie, für die es Überkapazitäten, Speicher und Netzausbau zu realisieren gilt, was viele Leute nicht kapieren.

Spätestens seit dem "11.9." ist jegliches "Unsere Kernkraftwerke sind sicher" dümmstes Geschwätz in Verkennung & Leugnung kritischster Infrastruktur - hierzulande inmitten oder in Nähe dichtest besiedelter Regionen.

Das "Restrisiko" und wahrhaftes Hauptrisiko ist nicht allein durch Anzahl definiert, sondern eben auch durch Versionen & Dimension.

Auf KleinstReaktoren zu hoffen, um lastdynamischer zu sein, ist ebenfalls dumm, denn das mehrt andere Probleme, bspw. betreffs Aufsicht des Uran-Verkehrs, "schmutziger Bomben".

Sodann wären noch die Kostenfragen, zumal Uran nicht billiger wird, je mehr darauf setzen und die Verfügbarkeit komplizierter.
Dass die Kostenfrage inkl. Nachsorge zu stellen ist, zeigt sich mit der Asse.

Zudem die Zeitfrage, denn ein AKW baut sich auch hierzulande nicht schneller als in Frankreich, GB oder Finnland & bliebe ewig jung.

Die Kosten, der Zeitrahmen, die Dringlichkeit & nicht anders mit den Hoffnungen auf die Kernfusion. Für können forschen, aber darauf zu setzen. empfiehlt sich nicht.

Schlussendlich stellen sich zuzüglich dieser Fragen die Frage nach Alternativen & mit Wetterenergie, Speichern wären/sind wir schneller & wirtschaftlicher.
Das lässt sich realistischer skalieren als das Hoffen auf Durchbrüche in Beherrschung radioaktiver Prozesse.

Ja. "Atomkraftwerke sind relativ sicher" - und genau das reicht nicht mit Stand heutigen Wissens für Atomkraftwerke auf Erden. - Auf dem Mond usw. mag es vorerst anders zu beurteilen sein.

Sei konsequent & ändere deine Meinung, denn das ein Zweck des Lernens.

#Risikoforschung bzw. Phantasie & systematische Durchprüfung für und von Risiken gehört zu jeder größeren Entscheidung, ohne dass es lähmen darf.

Das "Verrückte" an meinem größten wirtschaftlichen Erfolg war dennoch, dass ich es nur wagte, weil ich in meiner Finanzmathematik ein gravierendes Risiko übersehen hätte, welches sich nur durch Glück nicht realisierte.
Es ging um viel & fremdes Geld & binnen weniger Wochen wurde mir klar, dass ich ein zweites Risiko übersehen hatte & wieder auf weiteres Glück angewiesen war. Das waren beknackte Zeiten, denn ich hätte auch ganz normal andere Wege beschreiten können.

Wirtschaftlicher Erfolg vergrößert den Spielraum für Risiken, solange durch Erfolge gedeckt & so ließe sich entspannter wachsen, aber Routinen und bloßes Wachstum langweilen mich, wenngleich für so vieles erforderlich & bin froh, mich in Theoretischem austoben kann, denn nur dort garantieren auch Try&Error Glück.

Anders in der Realität >> Dort brauchen wir immer Glück & kommen niemals ohne Inkaufnahme von Risiken aus, aber es macht Sinn, sie zu suchen, zu finden, zu mindern oder zu meiden, WENN es vernünftigere Alternativen gibt. - Das ist die Physik von Entscheidungen. Allerdings oft verzerrt durch unsere PsychoLogik.

Markus S. Rabanus 2025-11-05

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