Ukrainekrieg20220701Waffenstillstandsfrage

#Waffenstillstand""?
Vielen Ukrainern und den Armeen täte eine Feuerpause gut.

Für die Moskauer und Münsteraner würde es womöglich erst dann plausibler, wenn auch bei ihnen über Wochen und Monate die Bomben fallen.

Von den Dächern meiner Häuser in Berlin weiß ich, dass sie auch dieses Mal nicht viel aushalten würden.

Die Forderung hat zu lauten:
"Waffenstillstand und alles Weitere an den Verhandlungstisch oder es regelt der IGH."

Putin wird sich nicht drauf einlassen. - Das wäre mir kein Grund, auf solche Forderung zu verzichten.

Jedenfalls braucht sich hier m.E. vorerst niemand zu sorgen, dass sich die Forderung des Appells durchsetzt.

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@Achim, es ist wie in jedem Krieg, dass sich jeder Forderung nach Diplomatie und Kompromiss Defätismus oder gar Verrat vorwerfen lässt.

Anders nur,
- wenn alles (einschließlich Krim) wieder Kiew gehört,
- wenn Russland Reparationspflichten erfüllt,
- wenn Putin nebst Gefolge einem Tribunal überstellt wäre.

So hoch hängt die Latte des Rechts.

Daran Abstriche zu machen, kann erforderlich werden, aber es wird nicht Schuld derer sein, die sich bei uns zu Wort melden (dürfen) und darauf spekulieren, mit schlechtem Frieden sei Putins kriegerische "Westerweiterung" zu beenden. - Ich zweifle daran.

Ob sich Putin eine Niederlage zufügen lässt, ist allerdings nicht weniger spekulativ, es sei denn, man hielte ihn schlussendlich doch irgendwie für einen Freund der Menschheit. - Ich zweifle daran.

Nun habe ich an beiden Positionen gezweifelt.

Aber ich darf das, denn ich studierte es jahrzehntelang intensiv und machte nie ein Geheimnis daraus, dass Frieden auf Basis gegenseitiger Abschreckung zum Feiglingsspiel eskalieren kann, wenn auf einer der Seiten jemand glaubt, die andere Seite mit Androhung gemeinsamen Untergangs erpressen zu können.

Und das ist nur eine von vielen Fallvarianten, die kaum jemand auf dem Schirm haben wollte, obgleich so banal und einfach zu verstehen.

Seit 77 Jahren Menschheitsversagen, das Versprechen der Vereinten Nationen nicht eingelöst zu haben.

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Sie müssten präziser sein.

Möchten Sie, dass ich "begreife", dass Putin über die Ukraine herfallen musste?
Den Gefallen kann ich Ihnen nicht tun, denn ich bin Völkerrechtler, aber auf Basis der UNO-Charta - und dann waren mir nicht nur die Kriege der NATO völkerrechtswidrig, sondern auch Putins Kriege.

Oder wollen Sie, dass ich Erdogan für einen Verbrecher halte?
Da rennen Sie mir offene Türen ein, aber wer alle Probleme gleichzeitig zu lösen verlangt, löst sich zu sehr vom Boden.

Bemühen Sie sich um Sachlichkeit oder üben sich im Schweigen.
Dritte Möglichkeit >> Sie reden nur mit Ihresgleichen.

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Und dann schwebt Jesus auf die Bühne und hält die Bergpredigt ??

Seid mir nicht böse, aber dass mich Christen aus Moskau und Münster immerzu mit Schwertern und Schwereren Waffen überholen, hat schon wat Skurriles ??

Und "Zäsur"?

Dass starke Staaten schwache Staaten überfallen, ist keine "Zäsur", sondern typisch für die Abwesenheit des Gewaltmonopols.

"Zäsur" jedoch, dass mit dem Ukrainekrieg unsere Version der Abschreckung auf dem Prüfstand steht, die dummerweise auf Gegenseitigkeit statt auf Gewaltmonopol beruht.

Und "Grenzen der Analogien"?

Solche Grenzen sind irrelevant, denn eine Analogie zählt - und zwar am 27.10.1962 während der "Kuba-Krise", als sich der U-Boot-Kapitän Walentin Sawizki im 3. Weltkrieg glaubte und den Atomwaffeneinsatz befahl, wozu es nur deshalb nicht kam, weil einer der beiden stimmberechtigten Offiziere Veto geltend machte.
Dieser Menschheitsretter hieß
>> Wassili Alexandrowitsch Archipow <<

40 lange Jahre wurde uns dieser Vorfall verschwiegen - und kann sich jederzeit wiederholen, je kruder die Stimmung zwischen Atommächten.

Redet über diese Analogie und schwafelt nicht dran vorbei, dass Putin zu 33 oder 88,7 Prozent ein Hitler sei,
denn den Unterschied machen die Atomwaffen - und dafür ist die Analogie nicht Hitler, sondern Chruschtschow & Kennedy am 27.10.1962.

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#Lafontaine hat nicht alle Tassen im Schrank,
wenn er a) die gemeinsamen Interessen mit den USA verkennt,
b) wenn er glaubt, ein Nuklearkrieg lasse sich auf Europa begrenzen,
c) falls er verkennt, dass Putin nicht bloß den wahrlich schlechten Frieden gebrochen hat und der Menschheit mit Atomkrieg droht.

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Achim, dass der Appell die diplomatischen Bemühungen unterschlägt, sehe ich auch so, zumal mir sie insbesondere vor 24.2. sogar zu weit gingen, denn womöglich hätte ich Putin gedroht, dass wenn er seine Truppen nicht zurückzieht, dann allemal die nächste NATO-Ostweiterung ansteht.

Ich kritisierte immer die NATO-Osterweiterung, denn zu offensichtlich, dass auch sie die Gräben zu Moskau vertiefen,
aber viele kapieren meine Einstellung nicht, denn tiefe Gräben gilt es zwar zu vermeiden, aber doch erst recht nicht militärisch zu überschreiten.

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Moni D., das sehe ich auch so, nur bestärkt es mich nicht im Vertrauen, dass sich Putin eine Niederlage gefallen lässt.

Folglich habe ich mehr Verständnis als andere eben auch für Leute, die weniger kriegsoptimistisch sind und darauf spekulieren, dass mit Putin zu verhandeln sei.

Vielen Leuten fehlt es an Erfahrung, wirklich ernsthafte Verhandlungen zu führen, denn ohne disziplinierendes Gericht oder sehr disziplinierte und talentierte Moderation kann es zwischen Streitparteien ganz derbe nach hinten los gehen.

Der Putin mag uns zurecht für Weicheier halten, denn allemal habe ich mehr Hemmungen als er, massenweise Menschen über die Klinge springen zu lassen, aber Strolche wie Putin und Lawrow riskieren immer auch, Möchtegern-Gutmenschen zu überreizen.

Insofern lobenswert, wie Biden, Macron und andere entspannt auf mich wirken und wir jetzt auch mit Merkel wahrscheinlich besser bedient wären.

Markus S. Rabanus

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