Weltfrieden ist keine Utopie
Bleibt der Weltfrieden Utopie?
Sagen wir so: Entweder die Menschheit schafft es oder sie schafft sich ab.
Zur Beantwortung der Frage muss zunächst
Antwort sein, was jemand unter Weltfrieden versteht.
Die Palette der Antworten ist breit.
- Einigen wäre es harmonischer Einklang zwischen Mensch und Universum,
- andere setzen weltweite Sozialgerechtigkeit und/oder Freiheit als unabdingbar
für den Weltfrieden voraus.
- Viele halten die Fragestellung für überflüssig, denn Weltfriede sei
gänzlich unmöglich, da das Völkermiteinander ähnlich funktioniere und
versage, wie der einzelne Mensch im Miteinander unabänderlich mal nett, mal
böse.
Nach hier vertretener Auffassung ist Weltfrieden
ein eng definierter Zustand, in dem die Streitparteien ihre politischen
Konflikte weltweit mit demokratischen und juristischen Mitteln
erforderlichenfalls von Institutionen der Vereinten Nationen entscheiden lassen
- und zwar müssen.
Damit sich Streitparteien an solche Vorgabe verlässlich halten und nicht zu den
Waffen greifen, müssen die Streitparteien entwaffnet und dem Gewaltmonopol der
Vereinten Nationen unterworfen sein.
Somit wäre der Weltfrieden in gleicher Weise definiert wie der Frieden in jedem
halbwegs geoordneten Staat bewerkstelligt ist, in dem die Regionen und
Rechtssubjekte ebenfalls nicht mit Waffengewalt übereinander herfallen können,
weil ihnen dazu die erforderlichen Waffen zugunsten des staatlichen
Gewaltmonopols vorenthalten sind.
Somit ist der Weltfrieden an sich schon mal ein konkreter und vorstellbarer Zustand, denn bloße Übertragung von innerstaatlich Bewährtem auf die zwischenstaatlichen Beziehungen.
Gleichwohl beantwortet sich damit noch nicht
die Frage, ob solch Zustand erreichbar wäre.
"Nein" sagen viele und können auf die noch immer vorherrschende
Staatslehre verweisen, wonach Militär unabdingbar für die nationale
Souveränität sei.
Solche Staatslehre hat Schwächen, denn jedem Völkchen dürfte bewusst sein,
dass sich in Kriegen gegen Stärkere zwar heldenhaft sterben, nicht aber die
nationale Souveränität retten lässt, es sei denn, dass der Stärkere einen
moralischen Schub erleide und friedlich umkehre, denn anderenfalls bliebe das
schwächere Völkchen auf Rettung seitens noch stärkerer und hoffentlich
netterer Mächte angewiesen.
Solche Staatslehre kann folglich allenfalls für die mächtigsten Staaten
richtig sein und eigentlich nur für eine derartige Supermacht, dass ihre
Selbstverteidigung auch die vereinigten Kräfte aller anderen Staaten überragt.
Überdies wäre zu fragen, ob es denn für die persönliche Souveränität
meiner Großmutter darauf ankommen könne, dass sie sich zu bewaffnen und in ein
Wettrüsten mit kriminellen Horden zu begeben habe - oder ob die Gesellschaft
nicht viel mehr so organisiert sein muss, dass der Staat jedes redlichen
Menschen Souveränität zu verteidigen hat.
Also kann nach hier vertretener Staatslehre die Selbstverteidigungsfähigkeit
nicht zu den Souveränitätsmerkmalen zählen. Vielmehr ist die Souveränität
jedes Staates wie jedes Menschen daraus, dass durch ein den Konfliktparteien
übergeordnetes Gewaltmonopol verteidigt und gewährleistet wird - einem
Gewaltmonopol, dem keine Konfliktpartei und auch sonst niemand Konkurrenz durch
Eigenbewaffnung machen darf, sondern allenfalls die Gewaltenteilung zu nutzen
hat, sei es durch Anrufung von Gerichten oder durch demokratische
Umformulierungen von Gesetzen.
Und zudem der Hinweis, dass sich die Souveränität von Staaten eher retten oder
wiederherstellen lässt, denn Staaten lassen sich nicht so einfach und final
töten wie ein einzelner Mensch.
Nun, immerhin steht jedoch dem letzten Hinweis entgegen, dass es seit 1945 eine
gigantische Atombewaffnung gibt, mit der sich leider sehr wohl ganze Völker und
ziemlich wahrscheinlich auch die gesamte Menschheit auslöschen lässt.
Das sind seit Entwicklung der Atomwaffen bloß noch antiquierte Feststellungen,
denn zwischen den mächtigsten Staaten entscheidet über deren Sicherheit vor
einander nicht mehr die Größe der Streitkräfte, sondern die atomare
Abschreckung mittels vernichtendem Gegenschlag.
Markus S. Rabanus 2017-03