Der Vatikan und die "böse" Homosexualität

Dokument religiöser Intoleranz

Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls  ______  162

Kongregation für die Glaubenslehre Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen

3. Juni 2003

Kommentare des Dialogischen Stuhls

In dieser Spalte nehme ich zu einzelnen Textabschnitten Stellung. 
Die zahlreichen Fußnoten und Hinweise auf andere Dokumente entfernte ich aus dem Text, da sie die flüssige Lektüre und damit das Verständnis eher behindern als auch nur irgend fördern würden, zumal sie die zirkelschlüssige Argumentation nur auf frühere Vatikantexte ausdehnen. 

Die Quellenangabe zur diesen Dokuments lautet: http://dbk.de/schriften/DBK2.Vas/vas162.pdf

Einleitung

1. Verschiedene Fragen bezüglich der Homosexualität sind in letzter Zeit mehrmals von Papst Johannes Paul II. und den zuständigen Dikasterien des Heiligen Stuhls erörtert worden.

 
Es handelt sich nämlich um ein beunruhigendes moralisches und soziales Phänomen, auch in jenen Ländern, in denen es in der Rechtsordnung keine Beachtung findet. Noch bedenklicher wird es aber in den Ländern, die den homosexuellen Lebensgemeinschaften eine rechtliche Anerkennung, die in einigen Fällen auch die Befähigung zur Adoption von Kindern einschließt, bereits gewährt haben oder gewähren wollen. = Angstmacherei: "beunruhigend", "noch bedenklicher", "Phänomene" 
Die vorliegenden Erwägungen enthalten keine neuen Lehraussagen, sondern wollen die wesentlichen Punkte zu dem Problem in Erinnerung rufen und einige Argumente rationaler Natur liefern, die den Bischöfen bei der Abfassung von spezifischeren Stellungnahmen entsprechend den besonderen Situationen in den verschiedenen Regionen der Welt helfen können; solche Stellungnahmen werden darauf ausgerichtet sein,   
die Würde der Ehe, die das Fundament der Familie bildet, sowie die Stabilität der Gesellschaft, deren grundlegender Bestandteil diese Institution ist, zu schützen und zu fördern. Diese Erwägungen haben auch zum Ziel, die katholischen Politiker in ihrer Tätigkeit zu orientieren und ihnen die Verhaltensweisen darzulegen, die mit dem christlichen Gewissen übereinstimmen, wenn sie mit Gesetzentwürfen bezüglich dieses Problems konfrontiert werden. Die Ehe ist nicht das "Fundament der Familie", 

sondern "Familie" ist ein größerer Zusammenhalt,
ob durch Geburt begründet, durch Verschwägerung oder Adoption,
 
während die Ehe zunächst nichts weiter als "Fundament der Eheschließenden" ist.

Familie kann auch ohne die Ehe sein "Familie"  sein.

Weil es sich um eine Materie handelt, die das natürliche Sittengesetz betrifft, werden die folgenden Argumente nicht nur den Gläubigen vorgelegt, sondern allen Menschen, die sich für die Förderung und den Schutz des Gemeinwohls der Gesellschaft einsetzen.


Aus dem selben Grund kann sich auch die Allgemeinheit solcher Doktrinen durch Kritik erwehren.
I. Natur und unverzichtbare Merkmale der Ehe

2. Die Lehre der Kirche über die Ehe und die Komplementarität der Geschlechter legt eine Wahrheit vor, die der rechten Vernunft einsichtig ist und als solche von allen großen Kulturen der Welt anerkannt wird. 

 
Die Ehe ist nicht eine beliebige Gemeinschaft von menschlichen Personen. Sie wurde vom Schöpfer mit einer eigenen Natur sowie eigenen Wesenseigenschaften und Zielen begründet. Es behauptet auch niemand, dass die Ehe "beliebig" sei, denn sie wird in zivilen Gesellschaften von denen geschlossen, die sich gegenseitig und mit eigenen Zielen aussuchten. 
Keine Ideologie kann dem menschlichen Geist die Gewissheit nehmen, dass es eine Ehe nur zwischen zwei Personen verschiedenen Geschlechts gibt, die durch die gegenseitige personale Hingabe, die ihnen eigen und ausschließlich ist, nach der Gemeinschaft ihrer Personen streben. Auf diese Weise vervollkommnen sie sich gegenseitig  Naturwidrigkeit ?

Keine Ideologie und keine Religion sollte sich Weisungsrechte anmaßen, welchen Personen sich die Menschen "gegenseitig hinzugeben" haben und nach "Vervollkommnung" suchen.

und wirken mit Gott an der Zeugung und an der Erziehung neuen Lebens mit. oder auch nicht, was sie längst nicht zu "Sündern" macht, denn ansonsten wären die Päpste all jene Sünder, die kein "neues Leben zeugen". 
3. Die natürliche Wahrheit über die Ehe wurde durch die Offenbarung bekräftigt, die in den biblischen Schöpfungsberichten enthalten ist und auch die ursprüngliche menschliche Weisheit zum Ausdruck bringt, in der sich die Stimme der Natur selbst Gehör verschafft. Das Buch Genesis spricht von drei grundlegenden Aspekten des Schöpferplanes über die Ehe.  
Zum einen wurde der Mensch, das Abbild Gottes, „als Mann und Frau" geschaffen (Gen 1,27). Als Personen sind Mann und Frau einander gleich, in ihrem Mann- und Frausein ergänzen sie einander. a) Das Bekenntnis zur Gleichheit von Mann und Frau macht in der kath. Kirche unter anderem die Ausnahme, dass weibliche Päpste so rar sind.

b) Die Päpste verweigern sich dem "Plan des Schöpfers" und "ergänzen" sich also nicht um das "Frausein"?

Die Sexualität gehört einerseits zur biologischen Sphäre, wird aber andererseits im menschlichen Geschöpf auf eine neue, und zwar auf die personale Ebene erhoben, wo Natur und Geist sich miteinander verbinden. Die Sexualität hat vor allem aber auch eine "Ebene", auf der sie von der katholischen Kirche verteufelt wird: nämlich die Ebene der Sexualität, die den Menschen mehr als jeglicher Kulturgenuss ausschließlich und ohne weitere Absicht Freude ist.
Zum anderen wurde die Ehe vom Schöpfer als die Lebensform gegründet, in der sich jene Gemeinschaft unter Personen verwirklicht, die die Ausübung der Geschlechtlichkeit einbezieht. „Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch" (Gen 2,24).
Und die Päpste werden nicht "ein Fleisch"?

Doppelmoral = anderes zu gebieten, woran man sich selbst nicht zu halten gedenkt.

Schließlich wollte Gott der Einheit von Mann und Frau eine besondere Teilhabe an seinem Schöpfungswerk geben. Deshalb segnete er den Mann und die Frau mit den Worten: „Seid fruchtbar, und vermehrt euch" (Gen 1,28). 

= Genesis 1,28 wird eine Vermehrungsaufforderung hinein interpretiert, die den Menschen seiner Vernunft zur Wahrung der ökologischen Verträglichkeit enthebt? Überbevölkerung
Nach dem Plan des Schöpfers gehören also die Komplementarität der Geschlechter und die Fruchtbarkeit zum Wesen der ehelichen Institution. Aus der "Komplementarität" kann nicht geschlussfolgert werden, dass sich nun Frau und Mann ständig oder ausschließlich zu vermehren hätten.
Im Übrigen verstieße die kath.Kirche mit ihrem Zölibat gegen das solchermaßen behauptete Gebot. 
Darüber hinaus ist die eheliche Gemeinschaft zwischen Mann und Frau von Christus zur Würde eines Sakramentes erhoben worden. Was soll daran beschädigt sein, wenn Menschen gleichgeschlechtlich Gleiches tun?
Die Kirche lehrt, dass die christliche Ehe ein wirksames Zeichen des Bundes zwischen Christus und der Kirche ist (vgl. Eph 5,32). Diese christliche Bedeutung der Ehe schmälert keineswegs den tief menschlichen Wert der ehelichen Verbindung von Mann und Frau, sondern bestätigt und bekräftigt ihn (vgl. Mt 19,3-12; Mk 10,6-9).
Wenn das stimmen würde, dann sollten doch Homosexuelle diesen "Bund zwischen Christus und Kirche" ebenfalls eingehen können.
4. Es gibt keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn.  Die Behauptung, dass die homosexuelle Lebensgemeinschaft eine "Analogie" zur heterosexuellen Lebensgemeinschaft darstelle, ist "auch nicht in einem weiteren Sinn" begründet, denn
Die Ehe ist heilig, während die homosexuellen Beziehungen gegen das natürliche Sittengesetz verstoßen. Denn bei den homosexuellen Handlungen bleibt „die Weitergabe des Lebens [...] beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Homosexualität als "Verstoß gegen das natürliche Sittengesetz"

Aus der behaupteten "Heiligkeit der Ehe" ist so wenig auf ein Verbot der Homosexualität zu schließen, wie die "Heiligsprechung" ausgewählter Christen  zum Unrechtmäßigkeit der sonstigen Christenheit führen würde. 

Die Art und Weise, in der die kath.Kirche hier mit  Umkehrschlüssen argumentiert,  sind weder logisch zutreffend noch moralisch zu billigen.

Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen. Wieder wird aus der Ergänzungsmöglichkeit auf eine "Ergänzungsbedürftigkeit" geschlossen und daraus das Verbot geschnitzt.
Homosexuelle Beziehungen werden „in der Heiligen Schrift als schwere Verirrungen verurteilt ... (vgl. Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10). Dieses Urteil der Heiligen Schrift erlaubt zwar nicht den Schluss, dass alle, die an dieser Anomalie leiden, persönlich dafür verantwortlich sind, bezeugt aber, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind". "Verirrungen und Anomalie"
In der Bezugnahme auf die Wertungen liegt kein "Beweis", sondern eine Bezugnahme auf Ansichten, wie sie zu bestimmten Zeiten von bestimmten Personen vertreten wurden, so dass sich fragt, ob jemand "Christ" oder "Paulaner" ist, was längst nicht ein und dasselbe sein muss.
Dieses moralische Urteil, das man bei vielen kirchlichen Schriftstellern der ersten Jahrhunderte findet, wurde von der katholischen Tradition einmütig angenommen.  
Nach der Lehre der Kirche ist den Männern und Frauen mit homosexuellen Tendenzen „mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Wenn jemandem Mitleid für etwas zuteil wird, wofür er keines bedarf, so ist das Mitleid eine Missachtung und Taktlosigkeit.
Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen". Wer soll durch diese rhetorische Frage verdächtigt werden, "irgendetwas ungerecht zurücksetzen" zu wollen?
Diese Personen sind wie die anderen Christen gerufen, ein keusches Leben zu führen. Das "11. Gebot" zur Keuschheit ist Versuch vieler Religionen, den Menschen in schlechtes Gewissen zu versetzen und dadurch über ihn Macht auszuüben.

Aber die homosexuelle Neigung ist „objektiv ungeordnet" und homosexuelle Praktiken gehören „zu den Sünden, die schwer gegen die Keuschheit verstoßen".

Diese Behauptung ist eher "objektiv unbegründet".
II. Haltungen gegenüber dem Problem der homosexuellen Lebensgemeinschaften

5. Die zivilen Autoritäten nehmen gegenüber dem Phänomen der faktisch bestehenden homosexuellen Lebensgemeinschaften verschiedene Haltungen ein: Manchmal beschränken sie sich darauf, das Phänomen zu tolerieren; 

 
manchmal fördern sie die rechtliche Anerkennung solcher Lebensgemeinschaften mit dem Vorwand, hinsichtlich einiger Rechte die Diskriminierung jener Menschen zu vermeiden, die mit einer Person des gleichen Geschlechts zusammenleben;  Dass Politiker häufig "Vorwände" haben, unterscheidet sie längst nicht immer von denen, die ihnen solches vorwerfen. 
Hier ist der päpstliche Vorwurf eine Unterstellung, zumindest eine  unbegründete Behauptung.
in einigen Fällen befürworten sie sogar die rechtliche Gleichstellung der homosexuellen Lebensgemeinschaften mit der Ehe im eigentlichen Sinn, ohne die rechtliche Möglichkeit zur Adoption von Kindern auszuschließen.  
Wo der Staat eine Politik der Toleranz des Faktischen betreibt, die nicht das Bestehen eines Gesetzes einschließt, das solchen Lebensformen ausdrücklich eine rechtliche Anerkennung verleiht, müssen die verschiedenen Aspekte des Problems sorgfältig unterschieden werden.  Die Kirche unterstellt der demokratischen Gesellschaft, dass sie ohne moralische Reflektion Gesetze mache.
Das Gewissen fordert in jedem Fall, Zeugnis abzulegen für die ganze sittliche Wahrheit, der sowohl die Billigung homosexueller Beziehungen wie auch die ungerechte Diskriminierung homosexueller Menschen widerspricht.   

Wenn sich der Vatikan eine "ungerechte Diskriminierung Homosexueller" vorstellen kann, plädiert er hier immanent für eine vermeintlich "gerechte Diskriminierung", indem er als "ganze sittliche Wahrheit" die rechtliche Benachteiligung fordert. 

Deshalb sind diskrete und kluge Stellungnahmen nützlich, die zum Beispiel folgenden Inhalt haben könnten: den instrumentalen oder ideologischen Gebrauch aufdecken, den man von einer solchen Toleranz machen kann; den unsittlichen Charakter dieser Art von Lebensgemeinschaften klar herausstellen; den Staat auf die Notwendigkeit hinweisen, das Phänomen in Grenzen zu halten, damit das Gewebe der öffentlichen Moral nicht in Gefahr gerät und vor allem die jungen Generationen nicht einer irrigen Auffassung über Sexualität und Ehe ausgesetzt werden, die sie des notwendigen Schutzes berauben und darüber hinaus zur Ausbreitung des Phänomens beitragen würde. 


Neben "diskreten" und "klugen" sind wohl auch "subtile Stellungnahmen" gewünscht, 
denn der "unsittliche Charakter dieser Art von Lebensgemeinschaft" ist in all der Textlänge nur BEHAUPTET, aber nicht begründet, kann also nur "unterstellt" und suggeriert werden.
Jene, die diese Toleranz gebrauchen, um bestimmte Rechte für zusammenlebende homosexuelle Personen einzufordern, müssen daran erinnert werden, dass die Toleranz des Bösen etwas ganz anderes ist als die Billigung oder Legalisierung des Bösen.


"Homosexualität = Böses"
ist der Rote Faden dieses Kirchentextes

Werden homosexuelle Lebensgemeinschaften rechtlich anerkannt oder werden sie der Ehe gleichgestellt, indem man ihnen die Rechte gewährt, die der Ehe eigen sind, ist es geboten, klar und deutlich Einspruch zu erheben. Man muss sich jedweder Art formeller Mitwirkung an der Promulgation und Anwendung von so schwerwiegend ungerechten Gesetzen und, soweit es möglich ist, auch von der materiellen Mitwirkung auf der Ebene der Anwendung enthalten.   
In dieser Materie kann jeder das Recht auf Einspruch aus Gewissensgründen geltend machen. Wer sich in Vertretung Dritter auf Gewissensgründe beruft, sollte auch sein Gewissen begründen können.

III. Rationale Argumente gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften

6. Um zu verstehen, weshalb es notwendig ist, sich in dieser Weise den Instanzen entgegenzustellen, die die Legalisierung der homosexuellen Lebensgemeinschaften anstreben, bedarf es einiger spezifischer ethischer Erwägungen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen bewegen.

 
In Bezug auf die rechte Vernunft

Die Aufgabe des staatlichen Gesetzes ist gewiss im Vergleich zu der des sittlichen Gesetzes von begrenzterem Umfang.

Das staatliche Gesetz kann aber nicht in einen Widerspruch zur rechten Vernunft treten, ohne seinen das Gewissen bindenden Charakter zu verlieren.

 

 

Der Begründungseinstieg wird durch allgemeine und richtige Aussagen geebnet.

Jedes von Menschen erlassene Gesetz hat den Charakter eines Gesetzes, insoweit es mit dem natürlichen Sittengesetz, das von der rechten Vernunft erkannt wird, übereinstimmt und insbesondere die unveräußerlichen Rechte jeder Person achtet.
Das lässt sich noch so manches mitteilen, was allgemein anerkannt ist.
Die Gesetzgebungen zu Gunsten der homosexuellen Lebensgemeinschaften widersprechen der rechten Vernunft, weil sie der Lebensgemeinschaft zwischen zwei Personen desselben Geschlechts rechtliche Garantien verleihen, die jenen der ehelichen Institution analog sind.  Wenn diese Aussage erhellen statt vernebeln wollte, so müsste sie darlegen, was die "rechtlichen Garantien der ehelichen Institution" sind, die homosexuellen Paaren vorenthalten bleiben sollen.
In Anbetracht der Werte, die auf dem Spiel stehen,  Und warum wird nicht ein einziger Wert genannt, wenn da "Werte auf dem Spiel stehen"?
könnte der Staat diese Lebensgemeinschaften nicht legalisieren, ohne die Pflicht zu vernachlässigen, eine für das Gemeinwohl so wesentliche Einrichtung zu fördern und zu schützen, wie es die Ehe ist.
In der Logik des Vatikans führt also Gleichberechtigung zur Pflichtvernachlässigung.
Man kann sich fragen, wie ein Gesetz dem Gemeinwohl widersprechen kann, das niemandem eine besondere Verhaltensweise auferlegt, sondern sich darauf beschränkt, eine faktische Gegebenheit zu legalisieren,  Rhetorische Frage
die dem Anschein nach niemandem Unrecht zufügt.  Wem also "fügt" die Homosexualität "Unrecht zu"?
In diesem Zusammenhang ist es notwendig, vor allem den Unterschied zu bedenken zwischen dem homosexuellen Verhalten als einem privaten Phänomen und demselben Verhalten als einer im Gesetz vorgesehenen und gebilligten sozialen Beziehung, aus der man eine der Institutionen der Rechtsordnung machen möchte. Das zweite Phänomen ist nicht nur schwerwiegender, sondern hat eine sehr umfassende und tiefgehende Tragweite und würde die gesamte soziale Struktur in einer Weise verändern, die dem Gemeinwohl widerspräche.   

 

Was genau "widerspricht dem Gemeinwohl"?

Staatliche Gesetze sind Strukturprinzipien des Lebens der Menschen in der Gesellschaft, zum Guten oder zum Bösen. Sie spielen „eine sehr wichtige und manchmal entscheidende Rolle bei der Förderung einer Denkweise und einer Gewohnheit".

Lebensformen und darin sich ausdrückende Modelle gestalten das gesellschaftliche Leben nicht nur äußerlich, sondern neigen dazu, bei den jungen Generationen das Verständnis und die Bewertung der Verhaltensweisen zu verändern.

Binsenwahrheiten

Die Legalisierung von homosexuellen Lebensgemeinschaften würde deshalb dazu führen, dass das Verständnis der Menschen für einige sittliche Grundwerte verdunkelt und die eheliche Institution entwertet würde.

Wie lautet der "sittliche Grundwert", der "verdunkelt" würde?

Wessen Ehe würde "entwertet"? 

In biologischer und anthropologischer Hinsicht

7. Den homosexuellen Lebensgemeinschaften fehlen ganz und gar die biologischen und anthropologischen Faktoren der Ehe und der Familie, die vernünftigerweise eine rechtliche Anerkennung solcher Lebensgemeinschaften begründen könnten. 

 

Der Vatikan primitiviert die Biologie und Anthropologie auf das Moment der "Fortpflanzung".

Sie sind nicht in der Lage, auf angemessene Weise die Fortpflanzung und den Fortbestand der Menschheit zu gewährleisten. Der "Fortbestand der Menschheit" ist ganz und gar nicht dadurch gefährdet, dass sie sich nicht zu vermehren wüsste, sondern eher durch Überbevölkerung und Ausplünderung des Planeten. Und eher durch die Entwicklung von Gentechniken und Waffen, mit denen die Menschheit ausgelöscht werden kann. 
Ein eventueller Rückgriff auf die Mittel, die ihnen durch die neuesten Entdeckungen im Bereich der künstlichen  Fortpflanzung zur Verfügung gestellt werden, wäre nicht nur mit schwerwiegenden Mängeln an Achtung vor der menschlichen Würde behaftet, sondern würde diese ihre Unzulänglichkeit in keiner Weise beheben.  
Den homosexuellen Lebensgemeinschaften fehlt auch gänzlich die eheliche Dimension, welche die menschliche und geordnete Form der geschlechtlichen Beziehungen ausmacht.  Homosexualität wird als "unmenschliche" und "ungeordnete" Lebensform suggeriert.
Sexuelle Beziehungen sind menschlich, wenn und insoweit sie die gegenseitige Hilfe der Geschlechter in der Ehe ausdrücken und fördern und für die Weitergabe des Lebens offen bleiben. Arme Menschheit. Sie soll sich ihrer sexuellen Lust schämen, wenn sie nicht immer zugleich "offen" für die "Weitergabe des Lebens" ist.
Wie die Erfahrung zeigt, schafft das Fehlen der geschlechtlichen Bipolarität Hindernisse für die normale Entwicklung der Kinder, die eventuell in solche Lebensgemeinschaften eingefügt werden.  Das sollte man doch wohl eher die Kinder mitentscheiden lassen.  Jedes "Eingefügt-Werden" ist selbstredend kompliziert, aber nicht notwendig komplizierter als in einer schlechten Familie geboren zu sein, derer es immerhin manche gibt.
 
Ihnen fehlt die Erfahrung der Mutterschaft oder der Vaterschaft.  Dieses Schicksal erscheint weniger schlimm als das Schicksal solcher Kinder, die allein von einem Elternteil erzogen werden oder in Heime verbracht werden.
Das Einfügen von Kindern in homosexuelle Lebensgemeinschaften durch die Adoption bedeutet faktisch, diesen Kindern Gewalt anzutun in dem Sinn, dass man ihren Zustand der Bedürftigkeit ausnützt, um sie in ein Umfeld einzuführen, das ihrer vollen menschlichen Entwicklung nicht förderlich ist.  Wieder ist suggestiv von "Einfügen" die Rede und steigert sich in den Vorwurf von "Gewalt". Unfassbar, dass die höchsten Moralinstanzen der katholischen Kirche so argumentieren.

Eine solche Vorgehensweise wäre gewiss schwerwiegend unsittlich und würde offen einem Grundsatz widersprechen, der auch von der internationalen Konvention der UNO über die Rechte der Kinder anerkannt ist. 

 
Demgemäß ist das oberste zu schützende Interesse in jedem Fall das Interesse des Kindes, das den schwächeren und schutzlosen Teil ausmacht. Die Argumentation impliziert, dass von Homosexuellen für das Kind Gefahren ausgehen, die von Heterosexuellen weniger ausgehen würden.
In sozialer Hinsicht  

8. Die Gesellschaft verdankt ihren Fortbestand der Familie, die in der Ehe gründet. 

 
Die unvermeidliche Folge der rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften ist, dass man die Ehe neu definiert und zu einer Institution macht, die in ihrer gesetzlich anerkannten Form die wesentliche Beziehung zu den Faktoren verliert, die mit der Heterosexualität verbunden sind,   
wie zum Beispiel die Aufgabe der Fortpflanzung und der Erziehung.  Andere Beispiele sind nirgends genannt. Es geht doch im ganzen Text nur um die "Fortpflanzung".
Wer da sagt "zum Beispiel", der tut so, als habe er mehr zu bieten.
Wenn die Ehe zwischen zwei Personen verschiedenen Geschlechts in rechtlicher Hinsicht nur als eine mögliche Form der Ehe betrachtet würde, brächte dies eine radikale Veränderung des Begriffs der Ehe zum schweren Schaden für das Gemeinwohl mit sich.   

Worin liegt der "schwere Schaden"? In jedem dieser Urteile bleibt der Vatikan die Begründung schuldig.

Wenn der Staat die homosexuelle Lebensgemeinschaft auf eine rechtliche Ebene stellt, die jener der Ehe und Familie analog ist, handelt er willkürlich und tritt in Widerspruch zu seinen eigenen Verpflichtungen.
Der Staat ist allen verpflichtet, wahrhaftig nicht nur den Fortpflanzungswilligen :-)
Um die Legalisierung der homosexuellen Lebensgemeinschaften zu stützen, kann man sich nicht auf das Prinzip der Achtung und der Nicht-Diskriminierung jeder Person berufen.   
Eine Unterscheidung unter Personen oder die Ablehnung einer sozialen Anerkennung oder Leistung sind nämlich nur dann unannehmbar, wenn sie der Gerechtigkeit widersprechen. Und es widerspricht der Gerechtigkeit, wenn man Homosexuellen die Gemeinschaft verweigert, die man Heterosexuellen anerkennt.

Der Vatikan will die Gleichberechtigung für Homosexuelle nicht und redet sich aus der darin liegenden Diskriminierungsabsicht heraus.

Wenn man den Lebensformen, die weder ehelich sind noch sein können, das soziale und rechtliche Statut der Ehe nicht zuerkennt, widerspricht dies nicht der Gerechtigkeit, sondern wird im Gegenteil von ihr gefordert.  
Auch auf das Prinzip der rechten persönlichen Autonomie kann man sich vernünftigerweise nicht berufen. Eine Sache ist es, dass die einzelnen Bürger frei Tätigkeiten ausüben können, für die sie Interesse hegen, und dass diese Tätigkeiten im Großen und Ganzen in den allgemeinen bürgerlichen Freiheitsrechten Platz haben.  
Eine ganz andere Sache ist es, dass Tätigkeiten, die für die Entwicklung der Person und der Gesellschaft keinen bedeutsamen, positiven Beitrag darstellen, vom Staat eine eigene qualifizierte rechtliche Anerkennung erhalten.  Die Ehe wird als "gemeinnütziges" Sein beschrieben. 
Die homosexuellen Lebensgemeinschaften erfüllen auch nicht in einem weiteren analogen Sinn die Aufgaben, deretwegen Ehe und Familie eine eigene qualifizierte Anerkennung verdienen.  Also müsste man "zeugungsunwillige" und fortpflanzungsunfähige Hetero-Ehen scheiden?

Die Ehe hat keine "gemeinnützige Aufgabe" zu erfüllen, sondern ist zuvorderst für die Menschen da, die sich "Ja" sagten.

Es gibt jedoch gute Gründe zur Annahme, dass diese Lebensgemeinschaften für die gesunde Entwicklung der menschlichen Gesellschaft schädlich sind, vor allem wenn ihr tatsächlicher Einfluss auf das soziale Gewebe zunehmen würde.  

Was wäre daran so "schädlich"? 
Nur noch 5 Mrd. Menschen anstatt 6 Mrd.?
Oder dass Frauen Frauen küssen und Männer Männer?
Ist das "schädlich"? 

In rechtlicher Hinsicht

9. Weil die Ehepaare die Aufgabe haben, die Folge der Generationen zu garantieren, und deshalb von herausragendem öffentlichen Interesse sind, gewährt ihnen das bürgerliche Recht eine institutionelle Anerkennung. Die homosexuellen Lebensgemeinschaften bedürfen hingegen keiner spezifischen Aufmerksamkeit von Seiten der Rechtsordnung, da sie nicht die genannte Aufgabe für das Gemeinwohl besitzen.

 
Nicht zutreffend ist das Argument, dass die rechtliche Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften notwendig wäre, um zu verhindern, dass die homosexuell Zusammenlebenden auf Grund der bloßen Tatsache ihres Zusammenlebens die wirksame Anerkennung der allgemeinen Rechte verlieren, die sie als Personen und als Bürger haben. In Wirklichkeit können sie jederzeit wie alle Bürger, ausgehend von ihrer persönlichen Autonomie, auf das allgemeine Recht zurückgreifen, um rechtliche Situationen von gegenseitigem Interesse zu schützen. Das stimmt zumindest insoweit, als dass die rechtlichen Benachteiligungen von homosexuellen Lebensgemeinschaften gegenüber heterosexuellen Lebensgemeinschaften durch entsprechende Gesetzesreformen behoben werden könnte, aber die Ehe selbst ist vielen eine Institution innerhalb ihres Kulturverständnisses, die ihnen deshalb nicht vorenthalten werden kann ohne sie zugleich zu diskriminieren.
Es ist jedoch eine schwerwiegende Ungerechtigkeit, das Gemeinwohl und die authentischen Rechte der Familie zu opfern, um Güter zu erlangen, die auf Wegen garantiert werden können und müssen, die nicht für die ganze Gesellschaft schädlich sind.  

Darüber hinaus besteht immer die Gefahr, dies darf man nicht vergessen, „dass ein Gesetz, welches aus der Homosexualität eine Grundlage zur Erlangung von Rechten macht, faktisch eine Person mit homosexueller Neigung ermutigen kann, sich als homosexuell zu deklarieren oder sogar einen Partner zu suchen, um die Anordnungen des Gesetzes auszunützen".

Diese "Verführungsgefahr" stellt allenfalls eine Gefahr für die diskriminierende Sittenlehre einiger Religionen und Ideologien dar.

IV. Verhaltensweisen der katholischen Politiker in Bezug auf Gesetzgebungen zu Gunsten homosexueller Lebensgemeinschaften

10. Wenn alle Gläubigen verpflichtet sind, gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften Einspruch zu erheben, dann sind es die katholischen Politiker in besonderer Weise, und zwar auf der Ebene der Verantwortung, die ihnen eigen ist. Wenn sie mit Gesetzesvorlagen zu Gunsten homosexueller Lebensgemeinschaften konfrontiert werden, sind folgende ethische Anweisungen zu beachten.

 
Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen Gesetzestext zu geben, ist eine schwerwiegend unsittliche Handlung.  
Wenn ein Gesetz zu Gunsten homosexueller Lebensgemeinschaften schon in Kraft ist, muss der katholische Parlamentarier auf die ihm mögliche Art und Weise dagegen Einspruch erheben und seinen Widerstand öffentlich kundtun: Es handelt sich hier um die Pflicht, für die Wahrheit Zeugnis zu geben. Wenn es nicht möglich wäre, ein Gesetz dieser Art vollständig aufzuheben, könnte es ihm mit Berufung auf die in der Enzyklika Evangelium vitae enthaltenen Anweisungen „gestattet sein, Gesetzesvorschläge zu unterstützen, die die Schadensbegrenzung eines solchen Gesetzes zum Ziel haben und die negativen Auswirkungen auf das Gebiet der Kultur und der öffentlichen Moral vermindern". Voraussetzung dafür ist, dass sein „persönlicher absoluter Widerstand" gegen solche Gesetze „klargestellt und allen bekannt" ist und die Gefahr des Ärgernisses vermieden wird. Dies bedeutet nicht, dass in dieser Sache ein restriktiveres Gesetz als ein gerechtes oder wenigstens annehmbares Gesetz betrachtet werden könnte. Es geht vielmehr um einen legitimen und gebührenden Versuch, ein ungerechtes Gesetz wenigstens teilweise aufzuheben, wenn die vollständige Aufhebung momentan nicht möglich ist.  

Schluss

11. Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen. 

 
Das Gemeinwohl verlangt, dass  die Gesetze die eheliche Gemeinschaft als Fundament der Familie, der Grundzelle der Gesellschaft, anerkennen, fördern und schützen.  Das sieht niemand anders und gewinnt weder zu vorherigen noch nachfolgenden Aussagen an Bedeutung.
Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder deren Gleichsetzung mit der Ehe würde bedeuten, nicht nur ein abwegiges Verhalten zu billigen und zu einem Modell in der gegenwärtigen Gesellschaft zu machen,  Keine schlechte Idee, denn vermehrt homosexuelle Lebensweisen könnten ein Beitrag gegen die Überbevölkerung sein :-)
sondern auch grundlegende Werte zu verdunkeln, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören.  Wieder "Werte" und "Erbe" als unsubstantiierte Schlagworte.
Die Kirche kann nicht anders, als diese Werte zu verteidigen, für das Wohl der Menschen und der ganzen Gesellschaft.

Papst Johannes Paul II. hat die vorliegenden Erwägungen, die in der Ordentlichen Versammlung dieser Kongregation beschlossen worden waren, in der dem unterzeichneten Kardinalpräfekten am 28. März 2003 gewährten Audienz approbiert und ihre Veröffentlichung angeordnet.

Rom, am Sitz der Kongregation für die Glaubenslehre, am 3. Juni 2003, dem Gedenktag der heiligen Märtyrer Karl Lwanga und Gefährten.

+ JOSEPH CARD. RATZINGER Präfekt

+ ANGELO AMATO, S.D.B. Titularerzbischof von Sila, Sekretär

Die "Werte der Kirchen" 
sind eben längst nicht immer 
die Werte zum Wohl 
der Menschen 
und ihrer  Gesellschaft.

 

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Appell vom August 2003

    
 

Was ist  Homosexualität ?

   
 

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