Weltbürgerlichkeit als Trend? 

Der SPIEGEL-Artikel "Wo die Weltbürger wohnen" wirft Fragen auf, denn mir scheint es beim Blick in die Welt wahrscheinlich und auch verständlich, dass der Umfragetrend nicht wirklich für Weltbürgerlichkeit steht, sondern eher für wachsendes Wissen, dass es sich anderswo besser leben lässt als im Land der eigenen Geburt. 
Mit solcher Deutung wäre das stagnierende oder gar nachlassende Weltbürger-Selbstverständnis in Ländern wie Deutschland eher vereinbar, die unter dem Eindruck von Zuflucht aus Krieg und Elend um den erreichten Wohlstand fürchten und nationalistische Tendenzen erstarken lassen, womit sich zugleich erklären könnte, dass die vermeintliche Weltbürgerlichkeit in sich abschottenden Staaten am niedrigsten ist.

"Weltbürgerlich" kann eigentlich nur sein, was eine Art Weltstaatlichkeit anstrebt. 

Deshalb hätte die weitere Frage zu lauten, ob denn auch diese Konsequenz gewünscht wäre. 

Überdies könnte hierzulande großen Unterschied machen, wenn die dritte Frage lautet, ob nicht mehr Weltstaatlichkeit erforderlich sei, denn ich vermute, dass viele Menschen hierzulande zwar die Erforderlichkeiten erahnen, aber ihnen nicht entsprechen mögen, denn oft sind Wissen und Vernunft zweierlei.

Auch eine vierte Frage wäre zu stellen, ob denn dem Erforderlichen auch eine Chance auf Umsetzung zugetraut wird. Und ich vermute, dass viele, die sich zwar zu den Erforderlichkeiten bekennen, jedoch nichts dafür tun, weil sie an der Umsetzbarkeit zweifeln.

Vielleicht sollten wir es mal mit einer eigenen Umfrage testen/üben. 
Herauszufinden, ob und warum so viele Leute vielleicht Angst vor Weltstaatlichem haben, ob und wie sich das ändern ließe. 

Hängt man die Latte tiefer, was unter "Weltbürger" zu verstehen sei, dann manifestieren sich immerhin solche Selbstverständnisse in Anhängerschaft zu allerlei globalen NGOs und deren Forderungskatalogen. 
Aber oft hadere ich mit NGO-Selbstverständnissen, wenn sie mit UNO-Institutionen zu heftig um Ansehen und Spendengelder konkurrieren, denn auf Almosen-Basis werden sich die Menschheitsprobleme nicht lösen lassen, wie auch die Würde des Menschen nicht auf Almosen gründet, sondern auf (welt-)staatlich gewährleisteter Gerechtigkeit. 

So, das war jetzt ein bisschen Ausflug auf einen speziellen Aspekt des Themas "Warum dieses Forum?" 
Aber klar freue ich mich, endlich mal gruppenfündig geworden zu sein. Und ein auf Weltbürgerlichkeit spezialisiertes Diskussionsforum ist allemal angebracht. Besonders freue ich mich darüber, dass hiesige Weltbürgerlichkeit die positive Bedeutung der Vereinten Nationen anerkennt, denn das ist wirkliches Kriterium zur Unterscheidung von Spinnerei. 

LG
Markus S. Rabanus  2017-03-18 Forum

 

 Weltbürger     Welt     Bürger

 Weltdemokratie    Humanismus   Pazifismus   Pluralismus 

  Dialog-Lexikon    Zuletzt