Die "Weltrepublik Aller Nationen" ist das alternativlose Zwischenziel im Zuge der Globalisierung. Sven200405 |
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Die Weltstaatlichkeit als Erfordernis ist keine neue Erkenntnis, sondern wird nur immer wieder bestritten, so sehr groß auch ihre Verfechter sind, z.B. >> Immanuel Kant (1724-1804) | |
Dokumentation: Zentrale Thesen von Prof. Otfried Höffe INIDIA-SEMINAR
BITTE EIGENE THESEN
EINBRINGEN
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Global und demokratischTübinger Philosoph fordert eine Weltrepublik |
>> DISKUSSION << |
Eine zentrale Herausforderung unserer
Epoche, die Globalisierung, findet nicht nur in der Wirtschaft statt.
Sie erstreckt sich auch auf Politik, Wissenschaft und Kultur und stellt
die Staaten vor völlig neue Aufgaben. Wie lassen sich globale Probleme
wie etwa die Umweltverschmutzung, die Bekämpfung der organisierten,
internationalen Kriminalität oder die Angleichung des Bildungswesens
mit den Mitteln der Einzelstaaten bewältigen? |
Relevanz |
Prof. Otfried Höffe vom
Philosophischen Seminar der Universität Tübingen und Leiter der
Forschungsstelle für Politische Philosophie diagnostiziert in seinem
neuen Buch "Demokratie im Zeitalter der Globalisierung" einen
mehrdimensionalen globalen Handlungsbedarf, der nach einer neuen
politischen Ordnung verlangt. Klassische Mittel der Diplomatie, Staatenbündnisse
wie die NATO oder Weltorganisationen wie die Vereinten Nationen konnten
globale Aufgaben bisher nur stark eingeschränkt wahrnehmen. Höffe
fordert eine Reform dieser bestehenden Institutionen. Doch darüber
hinaus sollte eine Weltrepublik sich jenen neuen Aufgaben der
verschiedenen Dimensionen eines globalen Handlungsbedarfs widmen, die
von den Einzelstaaten nicht zu lösen sind. |
unzureichende Strukturen |
Diese Weltrepublik muss die Bedingungen
einer freiheitlichen Demokratie erfüllen und folgt in ihrem Aufbau den
Prinzipien der Subsidiarität und des Föderalismus. Die Einzelstaaten
bleiben erhalten und werden durch die globale Rechts- und Staatsordnung
lediglich ergänzt. Dennoch ist es notwendig, dass die Weltrepublik
bindende Entscheidungsbefugnisse erhält. |
Weltrepublik als Ergänzung |
Höffe fügt diesem Modell
einen weiteren Gedankenkomplex hinzu: Zum Entwurf einer globalen
Demokratie gehören auch Welt-Bürgertugenden wie Rechts-,
Gerechtigkeits- und Gemeinsinn. Darüber hinaus zeichnet sich der künftige
(Welt-)Bürger durch Zivilcourage, Toleranz und Besonnenheit in globalem
Maßstab aus. Die moralischen Werte, die schon heute über die Charta
der Vereinten Nationen und über ihre Menschenrechtspakte eine globale
Anerkennung gefunden haben, muss dem Philosophen zufolge weiter
entwickelt werden. |
Weltmoral und Weltrecht |
Auch die Solidarität der gesamten Menschheit hält Höffe
für ein moralisches Gebot. "Konkret könnte zum Beispiel eine
globale Sozialversicherung für jene Aufgaben eingerichtet werden, bei
denen die Menschheit eine Schicksalsgemeinschaft bildet. Und in jedem
Fall brauchen die wirtschaftlichen Phänomene der Globalisierung als
Kontrapunkt eine Zivil- beziehungsweise Bürgergesellschaft", erklärt
er. |
globale Sozialversicherung |
Der Philosoph entwickelt seine Gedanken in gründlicher Auseinandersetzung mit Untersuchungen des Völkerrechts, den Theorien der internationalen Politik, der Politischen Ökonomie und der Soziologie. | |
Die Schwächen bestehender internationaler Institutionen
sind seinen Forschungen zufolge besonders auf das Fehlen einer
zwangsbewehrten Ordnung zurückzuführen. Deshalb fordert er einen
Weltbundesstaat mit einer verbindlichen Rechtsordnung. Dabei müssten
nicht notwendigerweise vorhandene Institutionen abgeschafft werden.
Zudem müssten sich die bestehenden Demokratien genau dort für eine
Weltdemokratie öffnen, wo ihre eigenen Fähigkeiten zum Schutz von
Recht und Gerechtigkeit versagen. |
Weltbundesstaat mit zwangsbewehrter Rechtsordnung |
Mit dem globalen Demokratiemodell knüpft
der Forscher an die Gedanken des Philosophen Immanuel Kant zu einer
weltweiten Friedens- und Rechtsordnung an. Nach Kant ist es den Menschen
geboten, ihr Zusammenleben rechts- und staatsförmig zu organisieren.
Dieses Gebot werde erst dort umfassend erfüllt, wo man zusätzlich zu
den uns vertrauten Gemeinwesen einen Völkerbund, eine Weltrepublik und
ein Weltbürgerrecht einrichtet. |
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Höffe entwickelt die Gedanken Kants
fort und ergänzt die Grundlagen durch konkrete Vorschläge, etwa die
Einrichtung von Institutionen wie einem Weltschiedsgericht und einem
Weltstrafrecht. Ein Weltparlament sollte seiner Ansicht nach aus zwei
Kammern bestehen, einem "Welttag" aller Bürger und einem
"Weltrat" aller Staaten. Nicht wenige dieser Gedanken sind im
Ansatz schon in der heutigen Welt vorhanden. Ein häufig genanntes
Beispiel sind die Vereinten Nationen. Sie können jedoch nicht, so Höffe,
als rudimentäre Weltrepublik betrachtet werden. "Die Organisation
bedarf einer grundlegenden Reform. Insbesondere der Sicherheitsrat
besteht bisher aus fünf privilegierten Mitgliedern, die sich eine
Kollektivhegemonie anmaßen", meint der Philosoph. |
entspricht der Forderung nach einem Weltparlament |
Den Vorwurf, einem lebensfernen Ideal
anzuhängen, entkräftet Höffe, indem er die verschiedenen
Entwicklungsstufen aufzeigt, die die Menschheit auf dem Weg zu einer
Weltdemokratie nehmen könnte. |
keine Illusion |
Er plädiert für eine "kontinentale
Zwischenstufe". Nach dem Muster der Europäischen Union ließen
sich auf diese Weise viele Probleme "im eigenen Haus" lösen,
so dass der Weltrepublik nur wenige Restaufgaben blieben. |
EU als kontinentales Moment der Subsidiarität |
Letztlich erfülle
sich aber "erst im Gedanken einer Weltrepublik ein moralisches
Gebot, das die Menschen einander schulden. Die Herrschaft von Recht,
Gerechtigkeit und Demokratie auch auf globaler Ebene, die subsidiäre
und föderale Weltrepublik, ist die Messlatte, an der sich die künftige
Weltordnung messen lassen muss". |
Subsidiarität u. Föderalismus |
Zudem könnten die möglichen
Alternativen zu einer Weltrepublik kaum den angesprochenen Problemen
gerecht werden. So habe sich etwa die strategische Weltordnung, die
allein durch den Überlebenswillen und die Vorteilssuche der einzelnen
Staaten bestimmt ist, selbst überholt. |
Alternativlosigkeit |
Auch das Regieren ohne Staat, der
sogenannte Neue Institutionalismus, könne globale Probleme nicht
zufriedenstellend lösen. "Erstens leidet er unter einem
Leistungsdefizit. Denn weder das Minimum einer Weltordnung, der
zwischenstaatliche Friede, ist gesichert, noch das Minimum an
Gerechtigkeit, die Unparteilichkeit. |
Institutionalismus, NGOs, ... |
Außerdem fehlt eine Weltkartellbehörde
zur Durchsetzung sozialer und ökologischer Mindestkriterien. |
Soziales und Ökologisches |
Zweitens besteht ein Legitimationsdefizit,
da die wenigsten der einschlägigen Institutionen unseren Ansprüchen
von Demokratie genügen", sagt Höffe. |
allenfalls beratend |
Eine andere Alternative, die Demokratisierung der gesamten Staatenwelt,
leiste zwar einen gewichtigen Beitrag zu einer friedlicheren
Weltordnung; sie allein sichere aber nicht eine demokratische Koexistenz
der Demokratien untereinander, so dass sie die globale Rechtsordnung
nicht ersetzen könne. |
keine "demokratische Koexistenz" |
Höffe fordert keineswegs einen allmächtigen
Globalstaat, sondern eine staatlich gestufte demokratische und
rechtsstaatliche Ordnung. Innovationskräfte, die jedem Wettbewerb
innewohnen, seien auch in einer Weltrepublik enthalten. Die Konkurrenz
der Sprachen und Religionen, der Wirtschaftsräume und -formen,
letztlich auch der Bildungswesen bliebe weiterhin erhalten. Die
Weltdemokratie setze einzig den rechtsmoralischen Rahmen, auf den die
Menschen gegeneinander Anspruch haben und der dafür sorge, dass der
Freiraum des Wettbewerbs die Selbstlosigkeit und Friedensbereitschaft
der Menschen nicht überfordert. |
konkrete
Schritte >> Weltrepublik << >> DISKUSSION << |
Quelle: Prof. Otfried Höffe http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/pd/pd46.html Philosophisches Seminar, Forschungsstelle Politische Philosophie Tübingen, 10. Januar 2000 Otfried Höffe: Demokratie im Zeitalter der Globalisierung, C. H. Beck Verlag, München 1999, ISBN 3 406 45424 0. |
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